Rom 2017

Rom 2017

25. März 2017, 60. Jahrestag der «Römischen Verträge». Miteinander für Europa lässt seine Stimme hören

Der Vorabend bietet Politikern, Verantwortlichen verschiedener Kirchen und Laien, in Vertretung des Netzwerkes Miteinander für Europa die Möglichkeit, sich in der Basilika der 12 Apostel in Rom bei einer ökumenischen internationalen Gebetsfeier zu begegnen. Die Herausforderung lautet: Wie können wir einem authentischen europäisch-christlichen Humanismus Gestalt geben? Wie können wir erreichen, dass sich der Glaube zunehmend der Kultur öffnet?

An der Gebetsinitiative, der Kardinal Kurt Koch, Präsidenten des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen, vorstand, nahmen mehr als 750 Personen aus 23 Bewegungen und Gemeinschaften teil. Anwesenden waren u.a. Bischof Nunzio Galantino, Sekretär der Italienischen Bischofskonferenz, Bischof Siluan von der Rumänisch-Orthodoxen Kirche in Italien, Heiner Bludau, Dekan der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Italien, Andrea Riccardi, Historiker und Gründer der Gemeinschaft Sant’Egidio, Gerhard Pross, Koordinator von Miteinander für Europa.

Der italienische Staatspräsident, Sergio Mattarella, hat allen Anwesenden eine Grußbotschaft zukommen lassen, „in der Überzeugung, das Momente der Begegnung wie diese wichtige Zeichen der Hoffnung sind, die wir brauchen um ein geeintes und solidarisches Europa aufzubauen.“

Einige Stimmen zum Abend: „Es braucht mehr Europa!“ „Gott hat im Laufe der Geschichte diesem Kontinent eine Mission anvertraut: das Miteinander von Himmel und Erde, das Miteinander von Glaube und Weltgestaltung!“ „Die christlichen Werte sind europäische Werte und umgekehrt. Die Kultur des Dialogs, der Toleranz, der Offenheit, der Geschwisterlichkeit können über die Grenzen der Konfessionen, Religionen und aller Glaubensbekenntnisse hinweg gelebt werden. Diese Gebetsinitiative wird dazu beitragen, diese großen Werte neu zu entdecken.“

An 56 weiteren europäischen Orten gab es ähnliche Initiativen.

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Hier können Sie das komplette Video der Veranstaltung ansehen (in Italienisch)>>
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Internationales Sekretariat von Miteinander für Europa

Das ist Europa, wie wir es aufbauen wollen

Das ist Europa, wie wir es aufbauen wollen

Ökumenisches und internationales Gebet – Der Glaube öffnet sich der Kultur

Am Abend des 24.3.2017 war die Basilika der XII Apostel in Rom gesteckt voll. Am Vorabend des 60-jährigen Begehens der «Römischen Verträge» haben sich mehr als 750 Menschen unter dem Vorsitz von Kard. Koch, Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen, zum Gebet zusammengefunden. Katholiken, Protestanten, Orthodoxe, Anglikaner, Kleriker und Laien sind der Einladung von Miteinander für Europa – einem Netzwerk von mehr als 300 Bewegungen und Gemeinschaften – gefolgt. Beispiele dafür waren der aus Mitgliedern von 8 Bewegungen in Rom bestehende Chor sowie ein rumänisch-orthodoxer Chor.

Der italienische Staatspräsident, Sergio Mattarella, hat allen Anwesenden eine Grussbotschaft zukommen lassen, «in der Überzeugung, dass Momente der Begegnung wie diese wichtige Zeichen der Hoffnung sind, die wir brauchen um ein geeintes und solidarisches Europa aufzubauen.»

Msgr. Nunzio Galantino, Generalsekretär der italienischen Bischofskonferenz, Andrea Riccardi (Gründer der Gemeinschaft Sant’Egidio), Gerhard Pross (derzeitiger Moderator von Miteinander für Europa) haben in verschiedenen Momenten und unter diversen Aspekten von der europäischen Krise gesprochen, die u. a. von nationalen Egoismen – sei es von Einzelnen wie von Gruppen – ausgelöst wird. Unter verschiedenen Gesichtspunkten haben sie entschlossen die Einladung ausgesprochen, noch immer an das Projekt der Europäischen Gründerväter zu glauben «dass Europa auf Frieden, Gerechtigkeit und Solidarität in die Welt hinwirken will» (Präambel des Vertrages über eine Verfassung für Europa, Erklärung der Regierungschefs am 29.10.2004).

Auf diesem Hintergrund erklang die von einer tief ergriffenen Menge gesungene Trisagion Hymne «Heiliger Gott, heiliger starker Gott» besonders stark und feierlich.

P. Heinrich Walter, Schönstattbewegung, betonte in einem Interview: «Es gibt zwei wesentliche Punkte auf dem Weg zu einer neuen Integration Europas: Wir müssen die christlichen Wurzeln Europas pflegen – dafür setzten sich unsere Bewegungen ein – und wir müssen die Freiheit der anderen respektieren. Wir von Miteinander für Europa versuchen dies zu leben. Und diese Erfahrung wollen wir mit ganz Europa teilen.»

Simeon Catsinas, griechisch-orthodoxer Priester in Rom, wollte seine Freude mit uns teilen: «Ich bin glücklich über diesen Abend. Wir Christen müssen zusammenarbeiten, wir müssen gemeinsam Zeugnis geben. Es ist dringend notwendig, dass wir auf diesem Weg gemeinsam vorangehen.»

Auf die Frage, ob das Dokument «Vom Konflikt zur Gemeinschaft» ein Modell für Europa sei, antwortete Heiner Bludau, Dekan der evangelisch-lutherischen Kirche in Italien (CEL): «Sicher hebt das Dokument das Positive hervor. Nun muss es immer mehr das Leben prägen. So kann es zu einem überzeugenden Modell für ganz Europa werden.»

Die hoch politischen Worte und die Worte aus der Heiligen Schrift erklangen an diesem Abend fast wie auf einer Ebene. Jesús Morán, Kopräsident der Fokolar-Bewegung, drückte es so aus: «Europa ist ohne Christentum undenkbar. Das Christentum, das Europa geprägt hat, ist jenes einer geeinten Kirche: Die ökumenische „Katholizität“ (Universalität) ist daher die grundlegendste Wirklichkeit Europas. Europa muss sich selbst wieder neu entdecken als Kultur des Christentums. Die christlichen Werte sind europäische Werte und umgekehrt. Die Kultur des Dialogs, der Toleranz, der Offenheit, der Geschwisterlichkeit, kann über die religiöse Überzeugung hinaus, über jeden Glauben hinaus, gelebt werden. Diese Gebets-Initiative wird dazu dienen, diese grossen Werte wieder aufleben zu lassen.»

Über 4.000 waren die Zugriffe auf die Liveübertragung und der Austausch auf den sozialen Medien war sehr rege. In 50 weiteren europäischen Städten gab es ähnliche feierliche Gebetsinitiativen mit grosser Anteilnahme. Miteinander für Europa hat seine Stimme hören lassen!

Beatriz Lauenroth

Hier geht’s zur vollständigen Fotogallery: https://www.flickr.com/photos/fotomas2008/sets/72157681856163965

Die Charismen und Europa

Die Charismen und Europa

Der Beitrag der Orden und religiösen Institutionen zur Einheit Europas

Europa hat schon zur Zeit des Römischen Reiches eine gewisse Einheitsbestrebung erlebt. Diese war aber, durch die ‘römischen Legionen’ gewaltsam erzwungen, nicht von Dauer. Als das Reich zerfiel, fand sich Europa wieder zerteilt vor und die ethnischen und kulturellen Verschiedenheiten seiner Völker, die ihre eigene Identität suchten, nahmen wieder überhand. So zeigte sich Europa um das 5. Jahrhundert als ein Gemisch von unter einander rivalisierenden Völkern.

In dieser Phase der Zersplitterung und in den darauffolgenden Jahrhunderten traten aber auch immer wieder geistgeführte Männer und Frauen auf, die den europäischen Völkern neue Ideale und hohe universale Werte brachten, die vor allem aus dem jüdisch-christlichen Erbe stammten. Es waren Werte und Ideale, die die europäischen Völker dazu brachten, wieder miteinander in Dialog zu treten, ihre Reichtümer zu teilen und so für den Kontinent ein neues, soziales und kulturelles Einheitsnetz zu flechten.

Vor einigen Jahren beschrieb dies Kardinal Walter Kasper  bei einer Tagung folgendermaßen: «Heilige wie Martin, Benedikt, Bonifatius, die Gebrüder Kiril und Methodius, Adalbert, Bernhard, Franziskus, Domenikus und viele andere mehr haben Europa geformt. Diese heiligen Männer und unzähligen heiligen Frauen sind der wertvolle Beitrag der Kirche zur Einheit und Identität Europas.»

Es waren Menschen, die neue Spiritualitäten, geistliche Bewegungen, religiöse Familien, kulturelle Zentren und soziale Werke inspirierten, durch welche in der Bevölkerung Europas nach und nach eine auf gemeinsamen Werten aufbauende Identität wachsen konnte.

Die erste grosse charismatische Familie gründete  Benedikt von Nursia (480-547) in Italien.  Um ihn herum wuchs, nach Afrika und dem Orient, nun auch im Abendland das Mönchstum: Das benediktinische Erbe, welches mit all seinen historischen Ausprägungen einen entscheidenden Beitrag leistete zur Evangelisation des Kontinents und zur Entstehung der europäischen Kultur des Mittelalters. Es hat beigetragen zum Dialog zwischen den Werten der römischen Zivilisation, die es mit den jüdisch-christlichen verband, und den neuen sogenannten „heidnischen“ Kulturen, die mit den Völker aus Norden und Osten nach und nach auf dem europäischen Kontinent Fuß fassten.

Die Benediktiner schufen mit ihrer weitverzweigten Expansion und ihren grossen Abteien geistliche Zentren, die gleichzeitig auch kulturelle Zentren waren und den humanitären, sozialen und wirtschaftlichen Fortschritt förderten, wobei sie sich besonders der Armen und Randgruppen annahmen.

Im 9. Jahrhundert begannen in Osteuropa zwei griechische Mönche, die Gebrüder Kiril und Methodius, neben der Evangelisation der dortigen Bevölkerung auch einen beachtlichen Prozess, den man als Fundament der Kultur der slawischen Völker bezeichnen kann. Die beiden Brüder aus Saloniki (Griechenland), obwohl geprägt vom griechisch-römischen Abendland, schufen ein neues Alphabet und leisteten damit einen entscheidenden Beitrag zur Entwicklung der Kultur und der Literatur der slawischen Völker.

Zwischen dem 11. und der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts traten weitere charismatische Männer mit großem kulturellem Tiefgang auf. Unter diesen war Bernhard von Clairvaux, der vom benediktinischen Stamm des Mönchstums kommend mit dem Zisterzienserorden eine neue Bewegung gründete

Das 13. Jahrhundert war dann die Blütezeit weiterer charismatischer Bewegungen: die Bettelorden. Auch diese wurden von charismatischen Männern meist in einem nationalen Kontext begonnen, erlangten aber bald übernationalen Charakter und verbreiteten sich über den ganzen Kontinent und später auch weltweit.

Besonders bekannt sind die dominikanische Bewegung, die auf den spanischen Gründer Domenico de Guzman (1170-1221) zurückgeht, und in Italien die franziskanische Bewegung, von Franz von Assisi (1182-1226) gegründet. Es sind religiöse Bewegungen die, obwohl in tiefer Spiritualität verwurzelt, auch manche Bereiche der Kultur und des menschlichen Wissens beeinflusst haben. Sie entwickelten die Theologie, aber auch die Philosophie, die Literatur, die Wissenschaft, die Kunst. Damals und auch später gab es an allen europäischen Universitäten Dozenten, die aus den Bettelorden hervorgegangen waren.

Mit dem Aufkommen des Humanismus und der Renaissance entstanden einzelne starke Staaten.  Zu diesem Prozess trugen die erwähnten charismatischen Bewegungen entscheiden bei, aber gleichzeitig kamen auch neue Charismen hinzu.

Das 16. und 17. Jahrhundert erlebte das Aufkommen neuer religiöser Familien. Ignatius von Loyola und die Jesuiten in Spanien. Theresa von Avila, Johannes vom Kreuz und die Karmeliter in Spanien, Johannes von Gott und die Barmherzigen Brüder, die sich der Kranken annahmen; In Frankreich Vinzenz von Paul und die Barmherzigen Schwestern; Franz von Sales, Johannes Baptist de la Salle für die Erziehung junger Menschen und Schulen, die allen zugänglich waren; Philippus Neri und die Kongregation des Oratoriums, Hieronymus Ämiliani, Kajetan von Thiene, Kamil von Lellis mit den Spitälern in Italien. In dieser Zeit vollzog sich auch innerhalb der Franziskaner eine Reform, aus welcher die Kapuziner hervorgingen. In Deutschland begann durch Martin Luther die grosse   Reformation.

Viele andere Spiritualitäten kamen auf und leisteten von ihren Anfängen an einen entscheidenden Beitrag zur kulturellen, sozialen und wirtschaftlichen Identität des modernen Europas. Jedes Charisma das hervorkam, hatte eine starke spirituelle Besonderheit, war aber auch ausgerichtet auf die Probleme, die Herausforderungen, die sozialen und menschlichen Bedürfnisse Einzelner und der Völker allgemein. Vielen Menschen in Europa ermöglichten diese Beiträge den Zugang zu Kultur, zu medizinischer Betreuung, zu Erwerbstätigkeit und Wohnraum, zu einem menschenwürdigen Leben unter Wahrung der Menschenrechte.

Dieses Phänomen wiederholte sich im 18. und 19. Jahrhundert. Trotz der Unterdrückung der religiösen Orden, zunächst durch Napoleon und dann durch einige europäische Staaten, entstanden unzählige neue religiöse Institute und Familien. Man denke an Don (Johannes) Bosco, der im Turin (Italien) des 19. Jahrhunderts die Salesianer gründete, an Josef Benedikt Cottolengo und  Joseph Cafasso, die Turiner Sozialheiligen, die den Kranken und Ärmsten beistanden, an den Beitrag des Bischofs John Henry Newman in England und viele andere.

Im 20. Jahrhundert entstanden  in Europa neue religiöse Institutionen, wie jene von Don Giacomo Alberione, von Don Luigi Orione, von Mutter Theresa von Kalkutta, Edith Stein und Maximilian Kolbe. Daneben gab es vielfältige anderen Formen charismatischen Lebens, die sich als kirchliche Laienbewegungen weit verbreiteten. Alle haben eine eigene starke spirituelle Identität, befassen sich aber zugleich auch mit den dramatischen Herausforderungen der Moderne in unserem Kontinent.

Ohne den einstigen Beitrag der religiösen Orden und Institute und ohne den Reichtum der heutigen kirchlichen Bewegungen, die innerhalb der verschiedenen Konfessionen und christlichen Gemeinschaften entstanden sind, wäre Europa um einiges ärmer und zerbrechlicher.

Obwohl in nationalen Kontexten entstanden, haben diese spirituellen und charismatischen Kräfte von Anfang an über die nationalen Grenzen hinaus gewirkt und somit einen starken Beitrag geleistet zur Schaffung eines geeinten, soliden, freien, geschwisterlichen und solidarischen Europa.

von P. Egidio Canil, Sacro Convento der Franziskaner in Assisi, Italien 

Immer noch und immer mehr Europa

Immer noch und immer mehr Europa

Der 60. Jahrestag der «Römischen Verträge» steht vor der Tür: In verschiedenen europäischen Städten sind Initiativen im Gange, die ein dialogbereites und geschwisterliches Europa bezeugen. Ein Beispiel: Triest, Italien

Als die Gründer des «Vereinigten Europas» vor 60 Jahren die ersten Schritte unternahmen, war in ihnen die Erinnerung an den bitteren Geruch des Blutes und der rauchenden Trümmer eines Krieges wach, der in Europa von nationalistischem und rassistischem Fanatismus ausgelöst wurde und dann zum Weltkrieg ausartete. Nur eine umfassende Bewegung der Neugestaltung der internationalen, zivilen, politischen, wirtschaftlichen, kulturellen und religiösen Beziehungen zwischen den Völkern und den Gemeinschaften, konnte einen anderen Weg einschlagen und uns aus dem ausgesäten Hass herausführen.

60 Jahre nach den historischen Tagen der «Römischen Verträge» von 1957, bezeugen wir aufs Neue die Berechtigung der Europäischen Union als unumgänglicher Weg zu Frieden und Koexistenz. Es stimmt: in der Europäischen Union steht nicht alles zum Besten und es gibt Mängel, Starrheit, übermässige Bürokratie, fehlendes Verständnis und schwerwiegende Ungleichheiten. Dennoch sind die Vorteile dieser Wiedervereinigung derart viele und von solcher Bedeutung, dass wir sie fördern und verbessern sollen, statt sie abzuschaffen, wie dies nationalistische und separatistische Kräfte immer wieder möchten und uns damit in eine Situation zurückführen würden, in der der Frieden wieder gefährdet wäre.

Mindestens vier Millionen junge europäische Studenten haben vom Erasmus-Programm profitiert, mit enormem Gewinn für ihre Aus- und Bewusstseinsbildung. Ebenfalls eindrücklich sind die Zahlen der Arbeiter und Fachkräfte, die sich frei bewegen konnten und nicht nur Fachkompetenz erworben haben, sondern auch den kulturellen, technologischen, kommerziellen und ökonomischen Austausch förderten. Viele junge Menschen haben sich zu europäischen Projekten ehrenamtlicher Tätigkeiten gemeldet und sich in den Dienst anderer nationaler Gemeinschaften gestellt. Gross ist der Austausch Studierender und Forscher, Dank der Zusammenarbeit von Universitäten. Auf den Arbeitsplätzen hat sich aufgrund der europäischen Vorschriften die Umweltschonung verbessert, die auch zu nationalen Gesetzen geworden sind; gleiches lässt sich vom Gesundheitssektor und von den Tätigkeiten im Bereich Tourismus und Kunst sagen. Unter den religiösen Gemeinschaften haben Einheits- und Integrationsprozesse begonnen, die alle christlichen Kirchen und alle Religionen betreffen.

Dies alles wollen wir nicht aufgeben, im Gegenteil! Wir wollen diese Art Lebensauffassung unser Völker – die in der Vergangenheit schon genug gelitten haben – noch weiter intensivieren. Um dieser Überzeugung Ausdruck zu verleihen, werden wir uns am 24. März 2017 um 18.00 Uhr im Saal des Oratoriums S. Giacomo zu einer Gedenkfeier dieser 60 Jahre versammeln. Dies verdanken wir der Zusammenarbeit von etwa zwanzig Bewegungen und Gemeinschaften verschiedenster Prägungen, die jedoch alle am Projekt Miteinander für Europa beteiligt sind. Dieses Netzwerk wirkt seit siebzehn Jahren in verschiedenen Städten, darunter auch Triest, und verbindet Christen verschiedener Kirchen, aber auch Gläubige verschiedener Religionen und Menschen ohne religiösen Bezug, die den Frieden und die Begegnung suchen und nicht die Konfrontation. Es wird ein Moment der Besinnung, der Geschwisterlichkeit und des Feierns sein, denn wir wissen längst, wie sehr wir Erfahrungsmomente der Übereinstimmung brauchen, die Sicherheit und einen erneuerten Humanismus fördern.

Für das Koordinationsteam von Miteinander für Europa in Triest,

Silvano Magnelli

Foto Triest: Di ryogt – www.flickr.com/photos/ryogt/12980775/, CC BY-SA 2.0

Europa ohne Geschwisterlichkeit ist undenkbar

Europa ohne Geschwisterlichkeit ist undenkbar

Kapitelsaal San Salvatore in Lauro, Rom, 17. Februar 2017: Miteinander für Europa zu Gast bei der Tagung des Verbandes «Stadt für die Geschwisterlichkeit».

Nach dem Grusswort der Präsidentin Milvia Monachesi wurden die verschiedenen Potentialitäten und Problematiken des europäischen Kontinents unter die Lupe genommen. Zu Wort kamen dabei Donato Falmi, ehemaliger Direktor des Verlags Città Nuova, Marco Filippeschi, Bürgermeister von Pisa und Präsident der Liga für die Autonomien, sowie Silvia Costa, Abgeordnete des Europaparlaments und derzeit Koordinatorin der Kulturkommission für S&D, die abschliessend betonte, dass «ein Europa ohne Geschwisterlichkeit undenkbar ist».

Zum Tagungsthema «Europa: Freiheit, Gleichheit und… die Geschwisterlichkeit? – Welche Chance heute» haben Diego Goller (Italien) und Ilona Toth (Ungarn) mit der Erfahrung von Miteinander für Europa beigetragen. Durch ihre Ausführung wurden Initiativen von Gemeinschaften und Bewegungen verschiedener christlicher Kirchen ins Licht gerückt, die mit ihren geistlichen und kulturellen Reichtümern einen Beitrag zur Einheit Europas leisten möchten.

«Man sagt, dass man Europa eint, indem man die Städte eint. In den Städten liegen die eigentlichen Probleme, die gelöst werden müssen, die eigentlichen Antworten, die gegeben werden müssen. Man sagt oft: ‘lokal handeln, global denken’; vielleicht müsste man heute besser sagen: ‘lokal denken, global handeln’, weil die Ideen aus dem Leben geboren werden, aus dem Land, aus der Peripherie und weil die Probleme, die uns in unseren Städten Sorgen bereiten, ihren Ursprung auf globaler Ebene haben» meinte Diego Goller. Und sich auf Chiara Lubich beziehend, fuhr er fort: «Wenn Chiara von Miteinander für Europa sprach, sagte sie immer: MITEINANDER steht für Geschwisterlichkeit und EUROPA für den politischen Aspekt, denn „wir dienen im weitesten Sinne des Wortes einem politischen Projekt.“

«Auf seinem 17 Jahre langen Weg ist die Botschaft von Miteinander für Europa immer mehr gereift. In Stuttgart wurde sie mit der „Botschaft Miteinander für Europa 2007“ durch ein mehrfaches „JA“ zum Ausdruck gebracht: unsere Städte sollen Orte sein, die offen sind für verschiedene Kulturen» fährt Ilona Toth fort. Sie zitiert auch den französisch-deutschen Soziologen Michael Hochschild, Professor in Paris, der beim Mitarbeiter-Kongress in München 2016 auf die Frage, ob die Hoffnung eine Zukunft habe, erklärte: «Die Antwort liegt in den neuen geistlichen Bewegungen selbst: Ihr Glaube, ihr Engagement und besonders ihre Zuversicht sind auf dem Weg aus der Krise sehr gefragt, weil sie das nötige Vertrauen in die Zukunft schaffen. Aber die neuen geistlichen Bewegungen müssen sich dazu stärker als bisher als kulturelle Gestaltungskräfte verstehen und entsprechend verhalten. In gewisser Weise müssen sie mehr soziale Bewegung werden.»

Auch Alcide de Gaspari, einer der Gründerväter Europas, wurde angeführt. Schon 1952 machte er Aussagen, die uns auch heute noch zum demokratischen Dialog einladen: «Man muss wählen: entweder reden, diskutieren, an die Vernunft appellieren, an die menschlichen Fähigkeiten appellieren, oder zur Gewalt greifen, zum Befehl, den Willen einer Person aufzwingen. (…) In der Vergangenheit gab es viele Konflikte und Kriege aufgrund des Unvermögens sich zu einigen, miteinander zu diskutieren; aufgrund des Unvermögens, zusammenzukommen und über den Frieden zu verhandeln. Ist es nicht besser, dass wir uns bemühen den Frieden zu erlangen, Formeln zu finden und Institutionen einzurichten, die diesen Frieden garantieren?»

«Danke für die Einladung, die eine Chance für unsere Synergien bildet. Arbeiten wir gemeinsam daran, dass unsere Häuser, Gemeinschaften und Städte zu Werkstätten der Gemeinschaft, der Freundschaft und der Geschwisterlichkeit werden, weltoffen und fähig zur Integration» erklärte abschliessend Diego Goller.

Am Ende der Tagung wurde der „Chiara-Lubich-Preis für Geschwisterlichkeit“ zum achten Mal verliehen: in diesem Jahr wurde er Assisi zugewiesen, der Stadt  in der – dank Franziskus – bereits «600 Jahre vor der Formulierung der drei Grundsätze der Moderne durch die Französische Revolution (Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit) der Begriff ‚Brüderlichkeit‘ erklang …» wie es in der Begründung heisst.

Siehe auch: www.cittaperlafraternita.org/europa-e-fraternita-binomio-impegnativo

Videoaufzeichnung (italienisch): https://youtu.be/edJSuqMdDaI