Europa, eine Friedensverheißung

von | Okt 31, 2017

Ein Kongress im Vatikan um Europa zu überdenken. Miteinander für Europa war dabei. „Heute sind die Christen aufgerufen, Europa wieder eine Seele zu geben, sein Gewissen wieder wachzurufen, nicht um Räume zu besetzen – dies wäre Proselytismus –, sondern um Prozesse in Gang zu bringen, die neue Dynamiken in der Gesellschaft erzeugen.” Diese Worte gab Papst […]

Ein Kongress im Vatikan um Europa zu überdenken. Miteinander für Europa war dabei.

Heute sind die Christen aufgerufen, Europa wieder eine Seele zu geben, sein Gewissen wieder wachzurufen, nicht um Räume zu besetzen – dies wäre Proselytismus –, sondern um Prozesse in Gang zu bringen, die neue Dynamiken in der Gesellschaft erzeugen.” Diese Worte gab Papst Franziskus den 350 Teilnehmern des Kongresses (Re)Thinking Europe. Ein christlicher Beitrag zur Zukunft des europäischen Projekts der Kommission der Bischofskonferenzen der Europäischen Gemeinschaft (COMECE) in Zusammenarbeit mit dem Staatssekretariat (Vatikan, 27.-29. Oktober 2017) mit. Die Begegnung hatte zum Ziel, den christlichen Beitrag zum europäischen Projekt deutlich zu machen, mit der Hoffnung, dass der hier begonnene Dialog für Europa und seine Institutionen in diesen schwierigen Zeiten hilfreich sei.

Der Präsident der COMECE, Reinhard Kardinal Marx, Erzbischof von München und Freising, zeichnete ein Bild von Situation, Perspektiven, Herausforderungen und Hoffnungen des Kontinents. Es ging um Themen wie Umwelt, Arbeit, Flüchtlingskrise, „es geht um einen klaren Blick auf unsere Gegenwart und vor allem auf die Zukunft“, wie er bei der Eröffnung am 27. Oktober sagte.

Für Erzbischof Jorge Ortiga von Braga, Delegierter der Portugiesischen Bischofskonferenz an der COMECE, „braucht die Europäische Union eine Seele, etwas Neues. Es geht nicht nur um Territorium oder Wirtschaft, sondern darum, sich der Verantwortung bewusst zu werden, eine gemeinsame Gesellschaft aufzubauen, Ausdruck eines einzigen Leibes, aber in der Verschiedenheit, unter Achtung jeder Kultur, jeden Landes, in dem, was ihm zu eigen ist.”

András Fejerdy, Professor an der Katholischen Universität von Budapest, stellte fest, dass „die Berliner Mauer vor nunmehr 25 Jahren gefallen ist, aber die Mauer in unseren Köpfen noch nicht. Vielleicht kennen wir im Ostteil Europas Geschichte, Kultur und Gedankengut des westlichen Europa. Aber uns begegnen dort viel Unverständnis, weil das Wissen fehlt. Beim Workshop, an dem ich teilgenommen habe, waren Vertreter aus Ost- und Südeuropa. Es war interessant zu sehen, dass wir die gleichen Hoffnungen und Ängste im Blick auf die Zukunft Europas teilen.”

Katrien Verhegge, Generaldirektorin von Kind en Gezin (Kind und Familie), Belgien: „In diesen Kontext bringen wir unsere Botschaft von Einheit und Verschiedenheit. Für mich bedeutet das, zum Wesentlichen zurückzukehren: zur Liebe und zur Goldenen Regel. Darüber können wir uns einig sein: Tu dem anderen nicht, was du für dich nicht möchtest. Wenn wir anfingen, von diesem Punkt her Europa neu zu denken, wären wir schon einen Schritt weiter.”

Pedro Vaz Patto, Präsident der Kommission Justitia et Pax in Portugal, sieht derzeit „eine Vertrauenskrise gegenüber Europa. Wir haben versucht, als Christen unseren Beitrag zu Europa zu geben, das immer auf der Suche nach einer Seele ist. Das Motto der EU ist ‚Einheit in Verschiedenheit‘. Wir Christen glauben an einen Gott, der eins und dreifaltig ist. Dieser Glaube hilft uns die Einheit in der Verschiedenheit zu leben, vor allem mit unserem Zeugnis, und das zwischen christlichen Bewegungen, Kirchen, Menschen.”

Unter den Teilnehmer an der Begegnung ist auch Ilona Toth, Beauftragte der Fokolar-Bewegung für Miteinander für Europa, ein Projekt von derzeit über 300 Gemeinschaften und Bewegungen verschiedener Kirchen auf dem ganzen Kontinent. Unter Wahrung ihrer Eigenständigkeit bringen die verschiedenen Gruppierungen ihren spezifischen Beitrag in die Zusammenarbeit für gemeinsame Ziele ein. Sie sagte: „Das Projekt ist in diesem Zusammenhang mit Interesse aufgenommen worden. Wir wurden nach Brüssel eingeladen, um eine Zusammenarbeit zu beginnen. Den europäischen Völkern muss ihre Verantwortung für ihre Zukunft bewusst gemacht werden.”

 

Von Bedeutung die Anwesenheit von Verantwortlichen verschiedener Kirchen, darunter der Präsident der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Heinrich Bedford-Strohm, und Vertreter der Konferenz Europäischer Kirchen (KEK): der Generalsekretär, P. Heikki Huttunen, und die Vizepräsidentin, Rev. Karin Burstrand.

Der Einsatz der Christen in Europa, sagte Papst Franziskus zum Abschluss seiner Ansprache, muss „eine Friedensverheißung darstellen. … Dies ist also nicht die Zeit, um Schützengraben auszuheben, sondern um den Mut zu haben, für die volle Verwirklichung des Traums der Väter von einem geeinten und einträchtigen Europa als einer Gemeinschaft von Völkern zu arbeiten, die sich nach einem gemeinsamen Ziel der Entwicklung und des Friedens sehnen.” (Franziskus, Ansprache an die Kommission der Bischofskonferenzen der Europäischen Gemeinschaft, 28. Oktober 2017)

Quelle: SIF  

Ansprache von Papst Franziskus> 

Video: https://vimeo.com/240377109

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