Interview mit Luca Maria Negro

von | Apr 3, 2017

Luca Maria Negro, Pfarrer der Baptistischen Kirche, Präsident des Bundes Evangelischer Kirchen in Italien (FCEI), während der ökumenischen Gebetsfeier in Rom 2017 Ein Anlass wie der von heute Abend, bei dem sich verschiedene christliche Kirchen zum Gebet versammeln zeigt, dass Einheit in Vielfalt möglich ist. Wie sind Betonung und Bewahrung der eigenen konfessionellen Identität und […]

Luca Maria Negro, Pfarrer der Baptistischen Kirche, Präsident des Bundes Evangelischer Kirchen in Italien (FCEI), während der ökumenischen Gebetsfeier in Rom 2017

Ein Anlass wie der von heute Abend, bei dem sich verschiedene christliche Kirchen zum Gebet versammeln zeigt, dass Einheit in Vielfalt möglich ist. Wie sind Betonung und Bewahrung der eigenen konfessionellen Identität und Tradition mit der Begegnung und Öffnung auf  andere hin zu vereinbaren?

„Als ökumenische Bewegung üben wir uns darin seit mindestens 50 Jahren, denn die Bewegung steht unter dem Motto geeint aber verschieden, geeint im Respekt vor den Charismen der verschiedenen Einzelkirchen. Unter dieser Losung steht ja auch die Europäische Union, wobei es unklar ist, ob sie es wissentlich oder nicht von der ökumenischen Bewegung übernommen haben; aber wir glauben, dass dies heute mehr denn je gültig ist. Leider macht es den Anschein, als hätte Europa seine Seele verloren. Wir sind nicht so hochmütig, zu behaupten, wir wären die Seele Europas. Aber als Kirchen wollen wir mit Nachdruck bezeugen, wie grundlegend Ökumene, Dialog, der Aufbau einer dialogfähigen Gesellschaft, das Fördern säkularer Ökumene in der Gesellschaft ist.“

Die christlichen Werte, die einst zur Gründung Europas führten, wiederzuentdecken bedeutet, ein Gedankengut zu heben, das allen Völker gilt, nicht nur den Christen…

„Als Reformationskirchen unterstreichen wir diese Wiederentdeckung christlicher Wert nicht so sehr, denn das hiesse, sie auch jenen aufzudrängen, die unseren Glauben nicht teilen. Doch es gibt solche, wie etwa der Dialog oder die Solidarität, die zwar auch christliche Werte sind, aber von allen Menschen guten Willens bejaht werden können. Darauf setzen wir, auf die Wiederentdeckung dieser Werte, auf denen Europa aufgebaut wurde. Sicher waren viele Christen am Wachstum Europas massgeblich beteiligt, aber auch viele andere. In diesen Tagen haben wir uns daran erinnert, dass die Europäische Föderalistische Bewegung in Italien im Haus des Waldensers Mario Alberto Rollier ihren Anfang nahm, aber mit ihm waren auch säkulare Persönlichkeiten, wie etwa der Kommunist Altiero Spinelli; sie alle hatten sich zusammengefunden, um an einem Vereinten Europa zu bauen.“

Wie kann man konkret zum Dialog erziehen?

„Wie lernt man laufen? Indem man läuft. Dies gilt auf für den Dialog. Man muss damit beginnen, sich öffnen. Dabei wird man sicher auch Fehler machen, denn es ist leicht, auch ohne es zu wollen, den anderen in seiner Sensibilität zu verletzen. Unter diesem Aspekt hat die ökumenische Bewegung sicher viel Erfahrung und kann damit jene unterstützen, die sich neu in den Dialog wagen.“

Claudia Di Lorenzi

0 Kommentare

Kommentar verfassen

Hier können Sie den Newsletter abbonieren

Leave this field blank

ARTIKEL ZU DIESEM THEMA

DialogUE und die Ökologie der Beziehungen

DialogUE und die Ökologie der Beziehungen

Vor einigen Monaten fragte mich ein Veteran von Miteinander für Europa, ob unser Netzwerk einen Einfluss auf das Leben des Kontinents hat. Die Frage überraschte mich, aber hinter den Worten spürte ich die eigentliche Frage: “Hat meine – unsere – Arbeit einen Sinn? Letztes Jahr lud uns die Europäische Union ein, an einem Aufruf zur “Förderung der Beteiligung und Einbeziehung der Bürger in das demokratische Leben der EU” in den drei Bereichen Kommunikation, Sozialpolitik und Ökologie teilzunehmen. Das Webinar am 2. März befasste sich mit Letzterem.

Unser gemeinsames JA zur Bewahrung der Schöpfung

Unser gemeinsames JA zur Bewahrung der Schöpfung

Die Herausforderungen für die Bewahrung der Schöpfung und eine integrale Ökologie wachsen weltweit exponentiell. Das Netzwerk Miteinander für Europa hat diesem Thema einen ganzen Tag, den 2. März 2024, online gewidmet. Fachleute und Aktivisten aus verschiedenen Kirchen und Bewegungen aus 9 europäischen Ländern gaben auf dem Seminar “Zur Einheit berufen – Auf dem Weg zu einer Ökologie der Beziehungen” ihren Beitrag. Eine spannende “Reise”, bei der die Referenten in einer Atmosphäre zunehmender Konvergenz ihre Forschung und ihr Engagement für den Umweltschutz vorstellten und anschließend mit den vielen Anwesenden im “virtuellen Saal” in Dialog traten.

Der Event Timisoara in 12 Minuten

Der Event Timisoara in 12 Minuten

Im November 2023 versammelten sich die Freunde von “Miteinander für Europa” in dieser Stadt, einer der Kulturhauptstädte Europas. Es war das erste Mal, dass das Netzwerk der christlichen Bewegungen in einem überwiegend orthodoxen Land zusammenkam. Die 221 Christen aus 29 Ländern, die 51 Bewegungen und Gemeinschaften vertraten, reisten in die westrumänische Stadt, um drei Tage des Gebets und der Besinnung, der Workshops und des Austauschs, der Kontaktaufnahme und der Vernetzung zu verbringen. Ihr Hauptziel: Freundschaften über Nationen, Charismen und Kirchen hinweg aufzubauen.
Der Kurzfilm vermittelt die Atmosphäre des Treffens.