Junge Menschen lieben das Konkrete

Junge Menschen lieben das Konkrete

Hat Europa eine Zukunft? Welchen Beitrag seht ihr etwa von Seiten der Kirchen und der christlichen Bewegungen und Gemeinschaften?

Sicher hat Europa eine Zukunft! Und darin spielen die Gemeinschaften und die Kirchen einzeln und gemeinsam eine wichtige Rolle, indem sie die Zivilgesellschaft stärken. Diese wird die künftigen führenden Politiker hervorbringen und in der Zwischenzeit stärkt und fördert sie das bürgerliche Engagement. „Der grösste Schaden wird von jenen Millionen von Menschen verursacht, die einfach ‚überleben‘ wollen.“  Deshalb sind die Gemeinschaften von Bedeutung, denn sie leben und entwickeln ihre je eigenen Gaben (wie etwa Ordnung, Freiheit, Gehorsam, Verantwortung, Gleichheit, Hierarchie, Achtung, Berichtigung, Privateigentum, Kollektiveigentum, Wahrheit usw.) und machen darauf aufmerksam.

Am 9. Mai feiern wir den „Europatag“. Was löst dieses Datum in euch aus? Wie würdet ihr euch wünschen, dass die Europäer diesen Tag feiern?

Die Wahl des Datums wie auch die Initiative selbst ist gut und notwendig. Die Frage stellt sich über das „Wie“. Man müsste einen Europatag konzipieren in dem – neben den interdisziplinären Konferenzen der verschiedenen wissenschaftlichen Bereiche – auch die ganze Gesellschaft einbezogen werden könnte. Keine offiziellen Festivitäten, sondern beispielsweise „Massenkundgebungen“, ähnlich dem Projekt mit den Kulturhauptstädten. Die Erfahrung zeigt, dass es immer die Politik ist, die offizielle Feierlichkeiten organisiert. Aber diese Nutzung zu eigenen Zwecken hält  die Menschen von solchen offiziellen Anlässen fern.

Wenn du Präsident/in der Europäischen Kommission wärst (d.h. wenn du eine verantwortliche Funktion mit Entscheidungsbefugnissen innehättest), welche Prioritäten, um die Gemeinschaft unter den europäischen Völker zu erhalten und zu fördern, stünden in der Agenda?

Keine Uniformität anstreben, sondern vielmehr auf der Grundlage der gegenseitigen Anerkennung der Identität und der Solidarität die Integration fördern, stärken und beschleunigen. Es liegt auf der Hand, dass dieses schwache föderative System nicht funktioniert. Ein Beispiel sind die USA, wo man vergeblich eine gemeinsame Sprache spricht und man freiere Foren durch zentralistische verdrängt hat. Internationale Projekte wie etwa ERASMUS weiterführen und auf Forscher und Dozenten an Universitäten erweitern, aber mit der Zeit auch auf Erzieher und Lehrer der unteren Stufen. Unabhängig von der Studienrichtung müsste für alle Studierenden ein obligatorischer Semesteraufenthalt im Ausland eingeführt werden. Interuniversitäre Kurse zwischen benachbarten Ländern müssten regelmässig stattfinden (z.B. in Form von Sommer-Universitäten).

Wie seht ihr Europa im Kontext der aktuellen Weltpolitik?

Europa steht vor zwei wesentliche Herausforderungen. 1. Die Frage der Einheit: Wenn es Europa nicht gelingt die Einheit zu festigen und ihr Ausdruck zu verleihen, wird es an Gewicht einbüssen (siehe 2. Herausforderung). 2. Die Korruption: Jeder auch noch so kleine wirtschaftliche, moralische oder sexuelle Missbrauch kann der internationalen Gemeinschaft grossen Schaden zufügen, unabhängig davon, ob von einer öffentlichen oder privaten Instanz verübt. Dies kann nur und vor allem durch eine beständige und gemeinsame Gewissensprüfung (Reflexion) verhindert werden.

Es scheint, dass junge Menschen sich wenig Gedanken über die Zukunft Europas machen. Ist das so?

Junge Menschen lieben das Konkrete. Nicht-Greifbares interessiert sie nicht. Man müsste z.B. die Anzahl der Studenten im ERASMUS-Programm erhöhen und mehr in Auslandstudienprogramme investieren, damit sich die Jugend besser kennenlernen kann. Zudem bräuchte es konkrete europäische Ziele, an die sie glauben und wofür sie sich begeistern könnten.

Wie denkt ihr über die populistischen Tendenzen? Könnte es in einem MITEINANDER nicht besser gehen? Aber wie?

Erstens sind sie die Konsequenz der letzten Wirtschaftskrise; zweitens auch der verschiedenen bewaffneten Konflikte und Auseinandersetzungen (beispielsweise durch fremde Einmischungen); drittens sind sie durch den Nationalismus verursacht, der eine Frucht der oben erwähnten Realität ist; eines Nationalismus der nicht durch die Europäische Union repräsentiert ist, aber von den Populisten benutzt wird. Zudem haben die Wähler keinen Bezug zu den europäischen Politikern, sondern sehen und kennen nur die Politiker des eigenen Landes. Diese sind direkt verantwortlich dafür, wie die ursprünglichen Berichte von Bruxelles dem eigenen Land vermittelt werden; die Bevölkerung glaubt dann ihnen.

Auf jeden Fall müssen wir lernen miteinander vorwärts zu gehen. Wie? Siehe dazu die obigen Antworten. Der erste Schritt könnte der Wunsch sein, persönlich zu handeln und dann auch gemeinsam Verantwortung zu übernehmen, aus der Erkenntnis der Effizienz und der Rolle des Miteinanders heraus.

Zsófia Bárány, PhD, und Szabolcs Somorjai, PhD, Ungarn, Universitätsassistenten im Bereich Gesellschaft, Wirtschaft in der Neuzeit, Politik und Kirchengeschichte.

 

 

 

 

 

 

Diskussion – Dialog

Diskussion – Dialog

 

DISKUSSION

 

DIALOG

Den anderen von der eigen Sichtweise überzeugen Gemeinsam erforschen und erlernen
Die Zustimmung des anderen erhalten Ideen, Erfahrungen und Gefühle teilen
Das Beste aussortieren Die verschiedenen Sichtweisen integrieren
Rechtfertigen, die eigenen Beweggründe verteidigen Die Aussagen der Parteien bis auf den Grund verstehen
Die Beweggründe des anderen widerlegen, Verteidigung des eigenen Standpunktes (Werte, Interessen) Den anderen annehmen und verstehen
Individuelle Leadership Gemeinsame Leadership
Zerteilte Vision Umfassende Vision, eine Synergie unterschiedlicher Auffassungen
Hierarchische und Wettbewerbs-Kultur, Abhängigkeit Konkurrenz, Ausgrenzung Kultur der Zusammenarbeit, Partnership und Einbeziehung
Sieg  / Niederlage Verdienst aller Teilnehmer

 

vgl. Pal Toth in Nuova Umanità, XXXVII (2015/3) 219, S. 320  

Illustration: Walter Kostner ©

Europa – ein „revolutionäres Projekt“

Europa – ein „revolutionäres Projekt“

Ein kurzer Beitrag aus der geschichtlichen Perspektive zu den religiösen Wurzeln Europas und dessen Schwierigkeiten

„Nicht nur Bücher, auch Begriffe haben ihre Schicksale.“ Mit diesen Worten beginnt die umfängliche Geschichte des Westens, die der Historiker Heinrich August Winkler im Jahr 2009 publiziert hat. Auch wenn Winker hier die Spezifika des „Westens“ entfaltet, gibt er doch gleichzeitig auch Elemente vor, die dem Nachdenken über Europa dienen, denn: Dass sich Begriffe und Bedeutungen verschieben, kann tröstlich, bedrohlich oder sogar ein Signum der Hoffnung sein; so auch und gerade in Europa. Es lohnt sich also ein intensiver Blick auf seine Gedanken.

So ergeben sich grundsätzliche Beobachtungen auch zu Europa, in denen Winkler zu folgen ist: Erstens ist demnach die stärkste gemeinsame Prägung Europas immer noch religiöser Natur. Dieser Befund mag überraschen angesichts laizistischer und säkularer Entwicklungen, aber Säkularisierung in diesem Umfang kann nur als Reaktion auf eine wirkmächtige religiöse Prägung verstanden werden, in die bereits seit ihren Anfängen die Unterscheidung nach göttlicher und weltlicher Ordnung eingeschrieben war. Dieses historische Fundament bildet die Wurzeln Europas, auch wenn die europäische Religionsgeschichte deshalb auch und gerade eine Trennungsgeschichte ist.

Zweitens ist Europa nie einen linearen Weg des Fortschritts gegangen. Europa ist keine kontinuierliche Erfolgsgeschichte, sondern eine Geschichte der Brüche, der Zerstörung, der Neuanfänge und des immer wiederkehrenden Traumes einer gemeinsamen Wertegemeinschaft. Zudem ist diese Gemeinschaft erst in „transatlantischer Zusammenarbeit“ entstanden, wie Winkler es nennt, denn: ohne Declaration of Rights von 1776 keine Erklärung von Menschen- und Bürgerrechten. Die Perspektive ist also breit.

Doch drittens gehört zu Europa ebenso der „Widerspruch zwischen dem normativen Projekt und der politischen Praxis“ (Winkler, 21) und damit die Ungleichzeitigkeit in der Verwirklichung seines revolutionären Projekts: die Freiheit und Gleichheit aller Menschen. Auch heute ist dies in letzter Instanz immer noch ein Ideal.

Was also ist die Konsequenz? Die Konsequenz ist, entweder das revolutionäre Projekt von Freiheit und Gleichheit aufzugeben – oder sich noch intensiver an dessen Grundlinien zu halten. In der Spur von Winkler kann Europa demnach „für die Verbreitung seiner Werte nichts Besseres tun, als sich selbst an sie zu halten und selbstkritisch mit seiner Geschichte umzugehen, die auf weite Strecken eine Geschichte von Verstößen gegen die eigenen Ideale war“ (Winkler, 24) und auch immer noch ist. Das heißt auch: ad fontes! Wo sind die Wurzeln dieses Traumes, dieses revolutionären Projektes – und wie kann daraus heute gelebt werden? Und: Kann es sein, dass geistlichen Gemeinschaften und Bewegungen hier eine besondere Aufgabe zukommt?

Sr. Nicole Grochowina

 

Dialog unter verschiedenartigen Menschen

Dialog unter verschiedenartigen Menschen

Hier ein Impuls, eine Bereicherung für diejenigen von uns, die am 9. Mai, “Fest des Miteinander für Europa“, einen runden Tisch eröffnen möchten, um unter verschiedenartigen Menschen – aus Ost und West, Süd und Nord, Mitgliedern verschiedener Kirchen, Gläubigen oder nicht, Einheimischen oder Flüchtlingen – einen Dialog zu führen…

Die unterschiedliche Zusammensetzung Europas

Um die Situation Europas gut einordnen zu können, müssen wir uns der geopolitischen und kulturellen Wirklichkeit bewusst werden.

Das westliche Europa ist in erster Linie ein sozio-politischer Begriff und identifiziert sich hauptsächlich mit den europäischen Ländern der sogenannten “Ersten Welt”, Ergebnis einer jahrhundertelangen politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Entwicklung, die sich von der osteuropäischen deutlich unterscheidet. Der Begriff Westeuropa wird heute allgemein verbunden mit der liberalen Demokratie, dem Kapitalismus und auch mit der EU, obwohl durch die Erweiterung inzwischen auch östliche Staaten hinzugekommen sind. Die meisten Staaten dieser Region haben die westliche Kultur gemeinsam, obwohl es scheint, dass sie sich heute in einer Krise befindet. Und man bemerkt Verschiedenheiten und Spannungen auch im Innern des Westens, z. B. zwischen Nord und Süd. Oder denken wir an die Kirche Englands, die sich sicher nach der Brexit nicht von Europa abwenden wird, sondern seine ökumenische Beziehungen verstärken möchte.

Dagegen ist Osteuropa eher ein geografischer Begriff, ein Territorium, das durch andere Traditionen und Probleme gekennzeichnet ist. In großen Linien kann man sie in drei kulturelle Gebiete aufteilen: Mitteleuropa, der Balkan und die Länder der ehemaligen Sowjetunion; auf religiöser Ebene kann man die katholisch-protestantische und die orthodoxe Welt unterscheiden, welche auch Denkarten und Verhaltensweisen beeinflussen. Der gemeinsame Nenner der Ostländer findet sich in ihrer postkommunistischen Lage, mit den sozialen und politischen Anstrengungen auf dem schwierigen Weg der Demokratisierung. Mit der Erweiterung der EU passen sich einige von ihnen relativ schnell an das wirtschaftliche und rechtliche System des Westens an, während eine kulturelle Annäherung sehr viel langsamer vorangeht.

Zuerst eine Begegnungskultur aufbauen

Um zu einem fruchtbaren Dialog zu gelangen, müssen wir die Probleme graduell und nicht frontal angehen. Nach dem Weg, den das “Miteinander für Europa “ in seinen 18 Jahren gegangen ist und dessen Erfahrung 2016 an einem internationalen Kongress reichhaltig dargestellt wurde, ist es nun notwendig, aus einer kritischen Verteidigungshaltung herauszukommen und eine Kultur der Begegnung, des gegenseitigen Kennenlernens und der Versöhnung zu fördern.

In den letzten Jahrhunderten betrachtete der Osten den Westen als kulturelles und politisches Modell und entwickelte Verständnis dem gegenüber, was im Westen geschah. Oft jedoch stellten die Osteuropäer schmerzlich fest, dass auf Seiten der Westeuropäer ihnen gegenüber jegliche Kenntnisse fehlten, was leicht zu Missverständnissen führte. Ohne dass der Westen die Werte des Ostens anerkennt, kann man nicht zur Gleichheit und Gegenseitigkeit gelangen. Dazu braucht es Bescheidenheit, Vertrauen, Kenntnisse und gegenseitige Aufnahmefähigkeit.

Demzufolge sollten wir – denke ich – in einem ersten Schritt eine Kultur der Begegnung fördern, eine Plattform bzw. ein “Haus” schaffen, wo man miteinander in Dialog treten kann. In dieser Phase könnten wir auch über unsere kulturellen Traditionen nachdenken, über unsere verschiedenen Denkweisen, um uns so in einem konstruktiven Dialog zu schulen.

Auszug aus der Rede von Pál Tóth “Kultur der Begegnung und des Dialogs zwischen Ost und West in Europa”, Treffen des Trägerkreises von “Miteinander für Europa” – Wien, 10. November 2017)

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Die Grundsätze des Dialogs

Die Grundsätze des Dialogs

Jesús Morán ist der Kopräsident der Fokolar-Bewegung: Studienabschluss in Philosophie, Doktor der Theologie. Hier in 7 Punkten seine anregenden Gedanken um die „Sprache der Geschwisterlichkeit“ zu lernen. 

1. Dialog ist immer persönliche Begegnung. Es geht nicht um Worte oder Gedanken, sondern darum, unser Sein zu schenken. Er ist nicht nur einfach Konversation, sondern etwas, das die Beteiligten im Tiefsten berührt. Rosenzweig sagte: „Im echten Dialog geschieht wirklich etwas“. Mit anderen Worten: Man kommt nicht ungeschoren aus einem echten Dialog, denn etwas verändert sich in uns.

2. Dialog bedarf der Stille und des Zuhörens. Die Stille ist grundlegend für ein klares Denken und Sprechen. Tiefe, geduldig in der Einsamkeit gepflegte Stille, die dann praktisch umgesetzt wird der Begegnung mit dem anderen, mit seinem Denken und Sprechen. Ein schönes indisches Sprichwort sagt: „Wenn du sprichst, vergewissere dich, dass deine Worte besser sind als dein Schweigen“. Heute brauchst es mehr denn je – sagt Benedikt XV.  – „ein Ökosystem, das Stille, Worte, Bilder und Töne im Gleichgewicht hält“. Wenn wir uns auf einen Dialog einlassen, brauchen wir die Stille, um die Worte nicht abzunutzen.

3. Im Dialog stellen wir uns selbst in Frage, unsere Sicht der Dinge, unsere Identität, auch die kulturelle. Wir müssen uns eine „offene Identität“ aneignen, reif und zugleich geprägt von einem tiefen anthropologischen Axiom: „Wenn wir uns mit jemandem verstehen, erkenne ich auch besser, wer ich bin.“ Klaus Hemmerle hat es so ausgedrückt: „Lass mich dich lernen, dein Denken und Sprechen (…) damit ich daran die Botschaft neu lernen kann, die ich dir zu überliefern habe.”

4. Echter Dialog hat mit Wahrheit zu tun. Aber Vorsicht: Die Wahrheit ist eine relationale Wirklichkeit (nicht relative, was etwas anderes ist). Das bedeutet, dass die Wahrheit für alle die gleiche ist, aber jeder teilt mit den anderen die persönliche Partizipation und das Verständnis dieser Wahrheit. Darum sind Unterschiede ein Geschenk, nicht eine Gefahr. Die „Gabe des Unterschiedlichkeit“ ist eine weitere Säule der Dialogkultur.

5. Dialog ist eine Willenssache. Die Liebe zur Wahrheit führt mich dazu, sie zu suchen, sie zu wollen – und darum suche ich den Dialog. Oft denkt man, der Dialog sei eine Sache für Schwache. Das Gegenteil ist jedoch der Fall: Nur wer eine große Willenskraft besitzt, setzt sich selbst dem Dialog aus. Hinter jeder dogmatischen und fundamentalistischen Haltung verbirgt sich Angst und Schwäche. Man muss sich vor jenen in Acht nehmen, die gewöhnlich auf lautes Schreien zurückgreifen, hochtrabende Worte oder disqualifizierende Aussagen gebrauchen, um die eigene Meinung aufzuzwingen. Die rohe Gewalt, auch mit Worten, kann vielleicht siegen, aber nie überzeugen.

6. Dialog ist nur zwischen authentischen Menschen möglich. Die Liebe, die Selbstlosigkeit und die Solidarität bereiten die Menschen zum Dialog vor, indem sie sie echt machen. Gandhi und Tagore hatten ganz unterschiedliche Auffassungen vom Erziehungssystem in einem unabhängigen Indien, aber dies hinderte ihre Freundschaft nicht. Papst Wojtyla und der italienische Präsident Pertini hatten lange Zeit ein tiefes Einvernehmen was das Schicksal der Menschheit betrifft, obwohl sie in fast entgegengesetzten Kategorien dachten.

7. Die Kultur des Dialogs kennt ein einziges Gesetz, das Gesetz der Gegenseitigkeit. Nun in ihm findet der Dialog Sinn und Legitimität. Würden die Nationen mehr auf Dialog setzen als auf das mörderische Schweigen der Rache oder auf Reichtum und Selbstbehauptung, würden wir in jenem Glück schwimmen, dessen wir uns heute berauben. Wenn die Religionen miteinander reden würden, um Gott zu ehren; wenn die Nationen sich respektieren würden und erkennen könnten, das der eigene Reichtum darin besteht, die anderen reich zu machen; wenn jeder einen „kleinen persönlichen Weg“ des Neuen zurücklegen würde, könnten wir die Nacht des Terrors, in der wir uns befinden, hinter uns lassen. Welches sind die Hindernisse auf diesem kleinen Weg? Das Urteilen, das Verurteilen und der intellektuelle Hochmut.

Die Arbeit, die es zu tun gilt, ist handwerklicher Art, denn sie verlangt einen Einsatz ohne Zerstreuungen und Kompromisse. Aber sie ist kulturell reicher als ein Beruf. Sie ist eine mühsame und schonungslose Tätigkeit. Aber die Barmherzigkeit rettet uns.