Category Archives: Treffen des Trägerkreises

Anmeldefrist verlängert!

Anmeldefrist verlängert!

Treffen des Trägerkreises von Miteinander für Europa

Das diesjährige Treffen des Trägerkreises von Miteinander für Europa führt uns in die rumänische Stadt Timisoara, eine der „Kulturhauptstädte Europas 2023“.

Seit Monaten laufen die Vorbereitungen. Es werden prominente Vertreter verschiedener Kirchen, Bewegungen und Gemeinschaften erwartet, darunter die Präsidentin der Fokolar-Bewegung, Margaret Karram, und einige Politiker, darunter der der Unterstaatssekretär für Kultur der rumänischen Regierung, Ciprian Vasile Olinci.

Die Tage in Timisoara werden auch eine Gelegenheit sein, Christen verschiedener Kirchen vor Ort näher kennenzulernen.

Die Wahl des Ortes geht auf eine Einladung des römisch-katholischen Bischofs József-Csaba Pál zurück, der sie wie folgt begründete: «2016 habe ich an einer Großveranstaltung von Miteinander für Europa in München teilgenommen. Es hat mir gut gefallen und ich dachte: „Diese Menschen verschiedener Konfessionen tun das, wovon ich immer geträumt habe: sie leben voll Freude in der Einheit, in der Gegenwart Gottes“. Jetzt sollen sie diese Einheit in Gott auch in Timisoara bezeugen.»

Um die Chance zur Teilnahme zu erweitern, wird die ANMELDEFRIST BIS ZUM 15. OKTOBER VERLÄNGERT. Sie kann über den QR-Code auf dem Flyer oder über den Link //forms.office.com/e/YKCLyjJer8 erfolgen.

 

Das internationale Sekretariat

Hier den Flyer mit mehr Informationen herunterladen>>

 

Auf dem Weg nach Timisoara

Auf dem Weg nach Timisoara

Kennenlernen, vertiefen, aufbauen

Für das Jahr 2023 ist Timişoara (Rumänien) neben zwei anderen Städten „Kulturhauptstadt Europas“. József Csaba Pál, der römisch-katholische Bischof von Timişoara, hat das jährliche Treffen des Trägerkreises von Miteinander für Europa (MfE) in seine Stadt eingeladen (16.-18.11.2023).

Einige aus dem Trägerkreis bringen hier zum Ausdruck, warum sie an diesem Treffen teilnehmen werden.

Cezara Delia Perian, Gruppe der orthodoxen Jugendlichen in Timisoara:

Ich bin für ein Europa mit christlichen Prinzipien. Ich würde gerne die Erfahrungen hören, die man bei MfE macht. Und als Bürgerin von Timisoara möchte ich meine Stadt vorstellen, die seit Jahrhunderten ein Beispiel für das friedliche Zusammenleben verschiedener Minderheiten, Kirchen, kirchlicher Bewegungen und Kulturen ist. Deshalb lade ich Sie herzlich zum Treffen des Trägerkreises von MfE 2023 in Timisoara ein, mit dem Versprechen, dass Sie eine außergewöhnliche Begegnung und eine einzigartige Erfahrung erleben werden.

Soňa Jančíková, Leitungskomiteee MfE, European Network of Communities ENC, Slowakische Republik:

Da mir die Einheit sehr am Herzen liegt, habe ich mich entschieden, bei MfE mitzumachen. Ich möchte neue Leute kennenlernen und erfahren, was ihnen am Herzen liegt. Zum ENC gehören auch Gemeinschaften aus Rumänien und ich liebe dieses Land. Es ist sehr wichtig, dass diese Tagung in Osteuropa stattfindet und wir können es kaum erwarten zu sehen, wie groß das Potenzial dieses Landes ist, damit der Rest Europas sich stärker auf christliche Werte stützt.

Philipp Barthel, Leitungskomitee, CVJM München, Deutschland:

Warum ich zum MfE-Treffen nach Timisoara gehe? Weil ich den Glauben von Christen verschiedener Kirchen, Nationalitäten und Altersstufen persönlich erleben möchte.

Reydibel Mesa, Fokolar-Bewegung, Ungarn:

Ich denke, dass dieses Treffen ein Moment der Geschwisterlichkeit und des Friedens in Europa sein wird. Es werden Tage sein, in denen wir die Kraft der Einheit in Gott vereinter Völker, Jugendlicher, Erwachsener, verschiedener Länder und christlicher Kirchen erleben können, und zwar alle miteinander.

Gérard Testard, Efesia, Frankreich:

Wir gehen den Weg, der von den Gründern Europas und all denen gebahnt wurde, die im Lauf der Geschichte den Konflikt nicht als Fatalität akzeptiert, sondern sich eingesetzt haben, um die Barrieren abzubauen.

József Csaba Pál, Bischof von Timisoara:

Mit eurer Anwesenheit zeigt ihr Rumänien die Schönheit des christlichen Glaubens.

Cinzia Panero, Fokolar-Bewegung, Serbien:

Für mich ist MfE ein Netzwerk des Lebens, der geteilten Erfahrungen, der mit anderen geträumten und verwirklichten Ideen  in einer konkreten gemeinsamen Arbeit. Das haben wir im vergangenen März in Belgrad hautnah erlebt: das Institut für Kultur und Christentum und die Fokolar-Bewegung in Serbien organisierten mit Unterstützung des Ministeriums für die Zusammenarbeit der Religionsgemeinschaften den künstlerischen Ausstellungswettbewerb “Die Welt im Bild, Bild der Welt” unter serbischen Künstlern verschiedener Religionen und Nationalitäten. Das Treffen in Timisoara wird eine Gelegenheit sein, unsere Freundschaft zu stärken, uns für neue Erfahrungen zu öffnen und Beziehungen in einem geschwisterlichen  Netzwerk aufzubauen.

Beatriz Lauenroth

Fotos: privat

 

Warum Miteinander für Europa nach Timisoara gehen wird

Warum Miteinander für Europa nach Timisoara gehen wird

Drei Fragen an József-Csaba Pál, Bischof von Timisoara, Rumänien

„Dies ist der Moment, in dem wir neben den kulturellen Initiativen in Museen und Denkmälern auch die Türen unserer Kirchen öffnen müssen, um die christlichen Wurzeln unseres Volkes, Landes und der Stadt sichtbar zu machen.“ Dies ist die Reaktion des römisch-katholischen Bischofs József-Csaba Pál (geboren 1955) auf die Ankündigung der Ernennung von Timisoara zu einer der drei europäischen Kulturhauptstädte 2023.

Was bedeutet dies konkret?

  • Sie sind seit 2018 katholischer Bischof von Timisoara. Es muss eine große Freude für Sie gewesen sein, als Sie erfuhren, dass Timisoara 2023 den begehrten Titel „Kulturhauptstadt Europas“ erhalten hat. Was ist Ihrer Meinung nach die Begründung für eine solche Entscheidung?

In Timisoara leben seit Jahrhunderten viele verschiedene Konfessionen und Nationalitäten Seite an Seite in Frieden. Sie verstanden es, ihre Identität zu bewahren, und im Zusammenleben wurde die Vielfalt als gegenseitiges Geschenk betrachtet. In Mischehen und gemischten Stadtvierteln lernten die Menschen, sich gegenseitig zu respektieren und zu schätzen. Deshalb glaube ich, dass Timisoara Europa diese Erfahrung zu bieten hat: den Geist des friedlichen Zusammenlebens.

  • Nach acht Monaten „Kulturhauptstadt Europas“ – welchen Beitrag leistet Timisoara Ihrer Meinung nach zum heutigen Europa?

Im Geist des Multikulturalismus werden viele kulturelle Programme durchgeführt.

Mit den Jugendlichen haben wir zum Beispiel vom 1. bis 7. Mai ein ökumenisches Jugendfestival organisiert. In der Vergangenheit waren unsere Vorfahren durch Arbeitslosigkeit oder die Nachfrage nach Fachkräften nach Timisoara gedrängt worden. Heute legen wir auch aus christlicher Sicht ein Fundament für unser Miteinander: Wir sind alle Kinder des Vaters im Himmel. Zu Seiner Ehre möchten wir, dass Seine Kinder miteinander auskommen, einander helfen und lieben. Dies sollte das sichtbare Zeichen sein, das Timisoara an Europa gibt.

Jugendliche aus sieben Konfessionen und vielen verschiedenen Sprachgruppen haben 14 Monate lang an der Vorbereitung dieses Jugendfestivals gearbeitet. In der Vorbereitungsphase sagten sie sich: Das Festival soll etwas Jugendliches, Christliches und den Geist der Einheit ausstrahlen. Und sie haben es geschafft: etwa 30 Programme, darunter eine Theateraufführung im Opernhaus von Timisoara, eine Prozession durch die Stadt, in der wir mehrere Kirchen besuchten, Meditation während einer Bootsfahrt auf dem Bega-Kanal, verschiedene Vorträge, ein Konzert von Gen Verde im Saal der Philharmonie von Timisoara usw. Es hat sich auch ein ökumenischer Chor von 40 Jugendlichen gebildet, der zurzeit an verschiedenen Programmen teilnimmt.

  • Warum haben Sie Miteinander für Europa eingeladen, das jährliche Treffen des Trägerkreises im November in Ihrer Stadt zu organisieren? Was erwarten Sie sich davon?

2016 nahm ich an einer Großveranstaltung von Miteinander für Europa in München teil. Es hat mir sehr gut gefallen und ich dachte: „Diese Menschen verschiedener Konfessionen tun das, wovon ich immer geträumt habe: Sie leben voll Freude und in Einheit in der Gegenwart Gottes.“ Das ist ein überwältigendes Zeugnis. Nun sollen sie diese Einheit in Gott auch in Timisoara bezeugen. Wenn sie nach Timisoara kommen, werden wir uns in diesem Engagement gegenseitig stärken.

Vielen Dank für dieses Gespräch.

Beatriz Lauenroth

Foto: Bischof József-Csaba Pál während des Ökumenischen Jugendfestivals, Timisoara Mai 2023

 

Austausch und Inspiration

Austausch und Inspiration

Ökumenisches Jugendfestival 2023 in Timisoara

Jean Marc Ziadé (27 Jahre), geboren im Libanon und aufgewachsen in Luxemburg, arbeitet derzeit als Vertriebs- und Eventmanager in einem Konferenzzentrum in den Niederlanden. Vom 4. bis 7. Mai nahm er am Ökumenischen Jugendfestival in Timisoara, Rumänien, teil.

Warum hast du an dem Treffen teilgenommen?

Zuallererst reise ich gerne und interessiere mich für andere Länder und Kulturen.
Es war sehr bereichernd für mich, zum ersten Mal ein osteuropäisches Land zu besuchen: Rumänien. Ich war erstaunt, was Timisoara alles zu bieten hat. Dank einer Führung und der Einbeziehung in die Gemeinschaft vor Ort, konnten wir unter anderem die blutige Revolution von 1989 und die Art und Weise, wie sie sich heute noch auf Kultur, Menschen und Wirtschaft auswirkt, besser verstehen. Dank zahlreicher Veranstaltungen und Gespräche hat mich das Ökumenische Jugendfestival sehr inspiriert und ist – wie ich glaube – eine positive Überraschung für die Zukunft der Kirche!

Was hat dich am meisten inspiriert?

Besonders beeindruckt hat mich die Motivation der Jugendlichen. Es ist erstaunlich, wie sie verschiedene Formen des künstlerischen Ausdrucks wie Musik und Theater, Videos und Lebenszeugnisse verwendet haben, um ein unvergessliches und bedeutungsvolles Erlebnis zu schaffen. Die internationale Musikgruppe Gen Verde, die weitgehend von jungen Leuten geschaffenen Theateraufführungen, die schönen Lieder, die Workshops zum Dialog und die „Wirtschaft von Franziskus“ (junge Unternehmer, die sich für eine neue Wirtschaft engagieren) haben nicht nur Spaß gemacht, sondern auch Tiefe und Reflexion in das Festival eingebracht.

Was nimmst du aus Timisoara mit?

Sicherlich haben der lebendige Glaube, den ich dort gefunden habe, und der ökumenische Aspekt einen bleibenden Eindruck auf mich hinterlassen. Ich denke, nicht jeder versteht, was Ökumene bedeutet. Diese Reise hat es mir ermöglicht, die verschiedenen Konfessionen und die Zusammenarbeit zwischen den Kirchen zu entdecken: die griechisch-orthodoxe und die serbische, die griechisch-katholische und die römisch-katholische Kirche und noch andere Kirchen, die wir besucht haben und die ich vorher nicht kannte. Dieses Festival und die Art und Weise, wie die Kirchen Osteuropas zusammenarbeiten, zeigen, dass die Einheit der Kirchen möglich ist! Jetzt sind es Kriege und Vorurteile, die uns davon abhalten wollen, zusammenzuarbeiten. Auch wenn wir glauben, dass die Mitgliederzahl der Kirche abnimmt, haben mir die Jugendlichen gezeigt, dass dies nicht überall der Fall ist. Das ist sicherlich ein Zeichen der Hoffnung. Diese Erfahrung wird mich und andere weiterhin inspirieren, uns gemeinsam für eine Zukunft für alle Christen einzusetzen, die in stärkerem Maß Einheit stiftend und harmonischer ist.

Danke, Jean Marc, für dieses Interview.

Beatriz Lauenroth

 

Zur Einheit berufen

Zur Einheit berufen

Das ökumenische Netzwerk von Miteinander für Europa in Timisoara

„Europa lebt in Timisoara” – So heißt es in der Einladung an die Verantwortlichen von Bewegungen und Gemeinschaften verschiedener Kirchen, die sich dieses Jahr in der rumänischen Stadt treffen. Timisoara, Europäische Kulturhauptstadt 2023, erzählt bereits viele Geschichten über das „Miteinander”: Hier treffen verschiedene Kulturen im Glauben und im Leben aufeinander.

Ziel der Veranstaltung ist es, den Aufruf des ökumenischen Netzwerks zur Einheit durch Referate und Zeugnisse auf lokaler und europäischer Ebene zu unterstreichen.

Sechs Workshops bieten die Möglichkeit, in lebendigen Kontakt mit den Realitäten der Stadt zu kommen: Orthodoxe Spiritualität, soziale Brennpunkte, Ost-West-Beziehungen, Engagement der Jugend, Schritte auf dem Weg zum Frieden, sind einige der Themen. Seien wir Garanten für ein Europa, das aus seinen christlichen Wurzeln lebt!

Timisoara ist ein Ort der Hoffnung. Die beiden Tage richten sich an die derzeitigen und zukünftigen Leiter von Bewegungen und Gemeinschaften, die ein Zeichen der Hoffnung setzen wollen:

  • Miteinander statt gegeneinander!
  • Ost und West begegnen sich!
  • Einheit ist möglich!

Als Gemeinschaften und Bewegungen sind wir bereit, unser Charisma der Einheit auf neue Weise zu leben und „wieder neu in die Bresche zu springen” (Ez 22,30) für Europa, die Kirchen und die Gesellschaft. Wir erwarten euch!

Das Sekretariat von Miteinander für Europa

Flyer mit Link zur Anmeldung>>

 

Die Kunst des Zuhörens

Die Kunst des Zuhörens

Interview mit Herbert Lauenroth [1] im Hinblick auf das nächste Treffen in Timosoara

Wo sehen Sie die wichtigsten Werte von Miteinander für Europa (MfE)?

Auf der Grundlage gemeinsamer christlicher Wurzeln hat sich MfE die Vision eines Europas der Solidarität, des Friedens, der Versöhnung, der Gerechtigkeit und der Geschwisterlichkeit zu eigen gemacht. MfE möchte das christliche Ethos (in Anlehnung an Joh 15,12: Dies ist mein Gebot: Liebet einander, wie ich euch geliebt habe) im Lichte einer „Ambiguitätstoleranz“ (Zygmunt Bauman) neu in seiner Dringlichkeit bezeugen: eine Kultur der Gegenseitigkeit, die die Tendenzen einer zunehmenden Polarisierung und Fragmentierung überwindet und zueinander führt. Die Einübung in eine „Kultur des Zuhörens“ eröffnet dabei vielversprechende Wege zum Dialog und damit zur Auseinandersetzung mit den medialen Pathologien einer „postfaktischen“ Zeit (wie Desinformation, Denunziation, „hate speech“, Verbreitung von „Fake News“ usw.).

Führt dies zu einer größeren Solidarität?

Ich denke ja. Denn Solidarität entsteht aus der christlichen Erfahrung, im Licht ihrer Vision einer „universellen Geschwisterlichkeit“. Sie führt uns aus unseren jeweiligen „Echokammern“ oder „Blasen“ heraus, um uns den (diskursiven) Räumen einer von Étienne Balibar so genannten „egaliberté“ oder „Gleichfreiheit“ zu öffnen. Biblisch gewendet: „Hier ist nicht Jude noch Grieche, hier ist nicht Sklave noch Freier, hier ist nicht Mann noch Frau; denn ihr seid allesamt einer in Christus Jesus.“ (Gal 3,28) „Christ“ zu sein bedeutet daher, „Bürger“, Teil der polis, des Politischen zu sein. Die Demokratie als säkulares Projekt bedarf bekanntlich ganz bestimmter Voraussetzungen, namentlich den Bezug auf das Transzendente, auf die „religiöse“ Sphäre (In diesem Zusammenhang mag es genügen, an die aufschlussreiche Begegnung zwischen Kardinal Joseph Ratzinger und dem renommierten deutschen Vertreter eines „postmetaphysischen“ Denkens, Jürgen Habermas, im Jahr 2004 zu erinnern).

Und wie lassen sich diese Werte verwirklichen?

Dazu hat es in der Vergangenheit viele Gelegenheiten gegeben. Erst vor kurzem hat MfE am Europäischen Ökumenischen Jugendfestival in Timisoara/Rumänien teilgenommen, um den Dialog, die Begegnung zwischen jungen Menschen verschiedener Kirchen zu fördern.

Am 5. Mai 2023 boten wir – Pater Hans-Martin Samietz (Schönstatt) und ich, unterstützt von einigen FreundInnen (aus der Fokolar-Bewegung) – einen Workshop für rund 100 junge Katholiken, Orthodoxe und Angehörige anderer christlicher Kirchen an. Er stand unter dem biblischen Leitwort ‘Suchet der Stadt Bestes’ (Jer 29,7) und erörterte konkrete Formen eines Engagements junger ChristInnen in und für die Stadt. Grundlage der intensiven Gespräche war dabei ein – in seinem prophetischen Pragmatismus beispielgebender – Text von Chiara Lubich: ‘Eine Stadt genügt nicht’. In verschiedenen thematischen Untergruppen wurden einzelne Zugänge zum Thema in den Blick genommen: konkrete Übungen ebenso zu einer „Kunst des Zuhörens“, ohne die jeder Dialog wirkungslos bleibt, wie zu einer alltagstauglichen Spiritualität kleiner Lebens-Gemeinschaften, oder ein sehr gut besuchtes Drehbuchseminar zur Frage „Wie sehe ich meine Stadt?“. Die Teilnehmer (im Alter von 16 bis 28 Jahren) würdigten dabei besonders die Vielfalt der Zugänge und den immer klar erkennbaren Praxisbezug, nicht nur in diakonischer, missionarischer oder liturgischer, sondern eben auch in kreativ-künstlerischer Hinsicht.

Vom 16. bis 18. November 2023 wird das jährliche Treffen des Trägerkreises von Miteinander für Europa ebenfalls in Timisoara stattfinden. Warum?

2023 tragen Elefsina (Griechenland), Veszprém (Ungarn) und Timişoara (Rumänien) den Titel „Kulturhauptstadt Europas“. Aus diesem Anlass hat nun der ökumenisch sehr umtriebige katholische Bischof von Timişoara, Pál József Csaba die jährliche Zusammenkunft des Trägerkreises von Miteinander für Europa in die rumänisch-ungarische Grenzstadt eingeladen. Das Leitungskomitee von MfE hat diese Einladung gerne angenommen.

Das jährliche Treffen des Trägerkreises von MfE hat ja immer schon an verschiedenen Orten in Ost- bzw. Westeuropa stattgefunden (u.a. in Prag, Porto und jetzt eben in Timisoara) mit dem Ziel, neue Räume der Begegnung und damit Voraussetzungen für einen differenzierten und fruchtbaren Dialog zu schaffen. Dabei ging und geht es immer nicht um organisatorische Vereinbarungen; im Fokus stehen jene inneren Haltungen, die das Evangelium nahelegt; Haltungen, die auch in den verschiedenen säkularen Lebenswelten wirksam werden. Wie etwa jene Bereitschaft, das Wort und die Wahrheit des anderen in uns aufzunehmen, wieder hör- und lernbereit zu werden, um so in der Begegnung mit dem Fremden – und im Bewusstsein der eigenen Bedürftigkeit – die eigene geistig-geistliche Sendung neu zu empfangen.

Was nun das Treffen des Trägerkreises im November angeht, möchten wir wieder Workshops anregen, die – gerade in diesen kriegerischen Zeiten – das eminent europäische Thema ‘Suchet der Stadt Bestes´, also den „Frieden“ (den Martin Buber und Franz Rosenzweig als „shalôm“ übersetzen) erneut aufgreifen, weiterführen und somit noch tiefer bezeugen.

Beatriz Lauenroth

[1] Herbert Lauenroth, Historiker, ist Mitglied des Leitungskomitees von Miteinander für Europa und von Anfang an begleitet er die Entwicklung des internationalen Netzwerkes.

 

 

 

Miteinander für Europa geht nach Timisoara

Miteinander für Europa geht nach Timisoara

„Kulturhauptstadt 2023“

Seit dem 1. Januar 2023 ist die rumänische Stadt Timisoara „Kulturhauptstadt 2023“. Das offizielle Festprogramm startet am 17. Februar 2023. Im Laufe des Jahres werden öffentliche Einrichtungen vor Ort immer wieder an diesen ehrenvollen Titel erinnern. So auch die Kirchen.

Auf Einladung des römisch-katholischen Bischof der Stadt, Monsignore Iosif Csaba Pál, hat der Trägerkreis von Miteinander für Europa dieses Jahr bewusst das multikonfessionelle, multiethnische und  multikulturelle Timisoara als Veranstaltungsort für sein jährliches Treffen im November ausgewählt. Die Stadt liegt zwischen Orient und Okzident, im Dreiländereck Rumänien-Ungarn-Serbien. „Mit eurer Anwesenheit zeigt ihr Rumänien die Schönheit des christlichen Glaubens.“ So der Bischof. Und einer der Veranstalter: „Die westlichen Teilnehmer von Miteinander für Europa bedürfen der Erfahrung osteuropäischer Freunde, um gemeinsam stets mehr die christlichen Wurzeln Europas sehen zu lassen.“ Und eine rumänisch-orthodoxe junge Journalistin aus dem interkonfessionellen Vorbereitungsteam in Timisoara fühlt:  „Wir sind so unterschiedlich und uns innerlich doch so nah“. Der eine Glaube an Christus soll bezeugt werden. Spannungen in der politischen und kulturellen Vergangenheit treten zurück.

Gerard Testard (Efesia), bis vor kurzem noch aktiv im Leitungsteam von Miteinander für Europa, fasst es so zusammen. “Wir gehen auf dem Weg, den die Gründer Europas und all diejenigen gebahnt haben, die im Lauf der Geschichte Konflikte nicht als Fatalität hingenommen, sondern sich dafür engagiert haben, die Barrieren zu überwinden.“

Miteinander für Europa 2023 in Timisoara will dazu beitragen, dass die Geschwisterlichkeit in Christus immer mehr sichtbare Wirklichkeit wird.

Beatriz Lauenroth

Foto: Canva

Sich entwaffnen

Sich entwaffnen

Trägerkreis von Miteinander für Europa in Porto (Portugal)

“Wenn wir uns entwaffnen, wenn wir uns entäußern, wenn wir uns dem Gottmenschen öffnen, der alles neu macht, dann ist Er es, der die schlechte Vergangenheit auslöscht und uns stattdessen eine neue Zeit gibt, in der alles möglich ist.” (1)

Ich bin in Verlegenheit. Man fragt mich, wie das Treffen des Trägerkreises in Porto verlaufen ist, und schließlich: Was ist dieses Miteinander für Europa eigentlich? Was können 166 Menschen aus 19 verschiedenen Ländern, aus 45 Bewegungen und Gemeinschaften, aus acht Kirchen miteinander tun, wenn „Gleich und Gleich sich gern gesellt ” und Vielfalt selten – oder vielleicht nie – eine Kohäsionskraft ist? Wir reden auch nicht über die unterschiedlichen geopolitischen, kulturellen, historischen und konfessionellen Ansichten. Und außerdem: Was werden die Russen und Ukrainer, die auch unter uns sind, jetzt tun? Europa ist heute nicht in Mode. Warum soll man in dieser polarisierten Welt Utopien und nutzlosen Träumen nachjagen?

Während mir solche Gedanken und mögliche Antworten im Kopf herumschwirrten, dachte ich an Jesus, der nicht anfing zu erklären, wie und wo er lebte, sondern sagte: „Kommt und seht” (Joh 1,39). Das war seine Antwort. Wer persönlich in Porto dabei war, „kam und sah.”

Er sah das Miteinander von elf portugiesischen Bewegungen, die mit großem Engagement Unterkunft, Verpflegung, Technologie und vor allem „Familie” für alle Teilnehmer geschaffen haben.

Er sah Experten, die ihre Erkenntnisse zur Verfügung gestellt und durch ihre Talente den Horizont eines aufmerksamen Publikums erweitert haben.

Er sah kirchliche Persönlichkeiten, die durch ihre Anwesenheit und ihr Gebet diesem ökumenischen Netzwerk nicht nur ihren Segen, sondern auch eine starke Unterstützung geben wollten.

Er sah junge Menschen, die fähig sind, wichtige Entscheidungen zu treffen, die ihr Leben umgekrempelt haben; junge Menschen, die mit Großzügigkeit, Enthusiasmus und Poesie von zukünftigen konkreten Projekten in ihren Ländern und Städten sprachen.

Er sah die Dankbarkeit denen gegenüber, die nach Jahren des Dienstes zu anderen Aufgaben aufbrechen, und Tränen in den Augen, als in der Wärme des Bündnisses der gegenseitigen Liebe die Herzen aufgingen.

Kurzum: Er sah ein kleines Volk, das wie das „auserwählte Volk” ständig in der Wüste nach Wasser sucht. Trinken und trinken lassen.

Am Abend setzte ich mich zum ökumenischen Gebet in die letzte Reihe in der imposanten Kirche “Igreja do Cedofeita” in Porto. Ein Freund lud mich in die erste Reihe ein. Im Hintergrund, hinter dem Altar, ein Bild, das ich noch nie gesehen hatte: kein leidender Erlöser am Kreuz, auch kein Auferstandener, der den Tod besiegt hat. Sondern eine große Statue eines „entwaffneten” Christus, mit hängenden Armen, auf einem Sockel voller Risse – eine Ikone der Polarisierungen, der Spaltungen in uns, unter uns und in unserem Umfeld.

Ich sah ihn an. Sich entwaffnen! Das ist das Geheimnis der Kohäsionskraft! Ist das vielleicht das „Schlüsselwort”, das Europa und das gesamte Miteinander für neue Horizonte und Verheißungen öffnen wird?

Ilona Toth

(1) Auszug aus einem Text von Patriarch Athenagoras I. von Konstantinopel

Treffen des internationalen Trägerkreises in Portugal

Treffen des internationalen Trägerkreises in Portugal

Nach zwei Jahren, in denen sich die Mitglieder des internationalen Trägerkreises des ökumenischen Netzwerkes Miteinander für Europa wegen der Pandemie nur online treffen konnten, wird es in diesem Herbst wieder ein Treffen in Präsenz geben. Die Begegnung wird vom 11. bis 13. November 2022 in Porto in Portugal stattfinden.  

„Porto liegt im äußersten Westen Europas, und wir freuen uns sehr, den Reichtum und die Herausforderungen kennen zu lernen, die unsere Brüder und Schwestern in diesem Teil des Kontinents erleben“, heißt es im Einladungsbrief, den das Leitungskomitee verschickt hat. Das portugiesische Nationalkomitee, das 10 Bewegungen vertritt, habe bereits vor drei Jahren zu dieser Begegnung eingeladen, und nun gehe dieser Wunsch in Erfüllung. „Es wird zweifellos eine große Entdeckung für uns alle sein, und wir sind den vielen, die schon seit langem im Einsatz sind, um uns dort zu empfangen, sehr dankbar.“

A NEW MISSION FOR EUROPE

Das Trägerkreistreffen wird unter dem Motto „A new mission for Europe!“ stattfinden. Es geht darum, gemeinsam mit den portugiesischen Geschwistern zu beten, zu hören, nachzudenken und von ihnen gezeigt und erzählt zu bekommen, welche Erfahrungen sie mit Einheit und Versöhnung haben.

„In den herausfordernden Zeiten, die gerade in Europa herrschen, wollen wir zusammenkommen und die Einheit leben, zu der wir gerufen worden sind. Dieses Treffen wird für uns alle zweifellose eine Entdeckung und ein Abenteuer sein, wenn wir der Stadt Porto und seiner Geschichte, den Gemeinschaften und Bewegungen im portugiesischen ‚Miteinander‘ sowie den zahlreichen jungen Menschen begegnen, die sich in Portugal engagieren“, so heißt es im Einladungsschreiben.

Um möglichst vielen Menschen in Portugal die Möglichkeit zu geben, die Realität von Miteinander für Europa kennen zu lernen, haben die Veranstalter beschlossen, das Treffen in den fünf Sprachen Englisch, Französisch, Deutsch, Italienisch und Portugiesisch abzuhalten. Ort der Zusammenkunft ist der Sitzungssaal “Associação Católica do Porto”.

Eine Anmeldung zum Treffen ist über die zuständigen Verantwortlichen der einzelnen Gemeinschaften noch bis zum 10. Oktober 2022 möglich!

Heinrich Brehm

Die Kultur der Begegnung pflegen

Die Kultur der Begegnung pflegen

Das jährliche Treffen des Trägerkreises von Miteinander für Europa (MfE) findet 2022 in Porto, Portugal, statt

Vom 10. bis 12. November 2022 findet das Treffen des Trägerkreises von Miteinander für Europa in Portugal statt. Die portugiesischen Freunde laden die Freunde der 45 europäischen Bewegungen in die wunderschöne Stadt Porto ein, ein architektonisches Juwel zwischen dem Atlantik und den Bergen, das vom Fluss Douro (Goldener Fluss) umspült wird.

Das westlichste Land Europas wird sein Herz und seine Türen öffnen, um die Teilnehmer des Kongresses willkommen zu heißen. „Wir wollen den Dialog fördern, um gemeinsam herauszufinden, wie wir Solidarität und Geschwisterlichkeit zwischen allen Völkern stärken können.“ So Clotilde, ein Mitglied der Schönstatt-Bewegung. „Und um das gegenseitige Verständnis zu erleichtern, werden wir gemeinsam auch in die Geschichte und Kultur unseres Landes eintauchen.“

Und warum ausgerechnet Porto? „Für Touristen ist Porto die Stadt des bekannten Portweins. Im Jahr 1996 war es die Hauptstadt des Weltkulturerbes. Und es ist die Stadt der Brücken, ein Symbol für die Verbindung zwischen den verschiedenen Ländern“, erklärt Ana Lúcia von der Emmanuel-Gemeinschaft mit einem Lächeln.

Vor allem aber – und das interessiert die Freunde von MfE besonders – geht es um das ökumenische Klima. „In Porto stehen sieben Kirchen (römisch-katholisch, anglikanisch, lusitanisch, methodistisch, lutherisch, russisch-orthodox und griechisch-orthodox) miteinander im ökumenischen Dialog“. Weitere Kontakte bestehen zur Gemeinschaft von Taizé: „Es gibt also keinen besseren Ort, um die Einheit aufzubauen und zu erleben.“ Das betonen José António und Maria Eugénia von der Fokolar-Bewegung.

Die Werte, die vor Ort geteilt werden sollen? Maria da Conceição von der Cursillos-Bewegung sagt uns: „Wir können Europa eine Erfahrung von Gemeinschaft anbieten, in der Nähe und gegenseitige Hilfe spontan gelebt werden, basierend auf dem Evangelium.“ Die Familie sei der bevorzugte Ort für die Weitergabe des Glaubens. Im November bestehe zudem die Möglichkeit, Vertreterinnen und Vertreter der jüngeren Generation zu einem vertieften Austausch darüber zu treffen, wie sie die heutigen Herausforderungen auf der Grundlage ihres Glaubens annehmen, z. B. das Problem der Migration, der Ökologie usw.

Liliana (Verbum Dei) und Filomena (Istituzione Teresiana) drücken den Wunsch aller aus: „Im November wollen wir mit unseren Freunden die Kultur der Begegnung pflegen, die spezifisch für MfE ist. Wir wollen immer mehr, wie Gerhard Pross im November 2021 sagte, ‘Baumeister der Hoffnung‘ werden. Und die Herausforderungen liegen in der ‘versöhnten Vielfalt‘ (Margart Karram).“

In Porto werden wir damit sicherlich noch einen Schritt weiter gehen.

Beatriz Lauenroth

 

 

 

Der unsichtbare „Green Pass“

Der unsichtbare „Green Pass“

Die Realität im Lichte der Berufung betrachten, um gemeinsam die Zeichen der Zeit zu lesen, zu verstehen und entsprechend zu handeln – Miteinander für Europa kommt zusammen

Am Eingang wird alles kontrolliert: der Impfausweis „Green Pass“, die Körpertemperatur, die Mund- und Nasenschutzmaske und die notwendigen 1,5 m Abstand. Aber das ist noch nicht alles. Jeder Anwesende hat einen unsichtbaren “Green Pass”: es ist das Ja zur Berufung im „Miteinander“ in Treue zum “Pakt der gegenseitigen Liebe”. Es ist klar, dass unsere Welt vor noch nie dagewesenen Herausforderungen steht, so dass es fast eine Verpflichtung ist, zusammenzustehen, zusammenzuarbeiten und sich gegenseitig zu unterstützen. Für niemanden ist es einfach, dies alles zu organisieren. Marco Impagliazzo, Präsident der Gemeinschaft Sant’Egidio, macht deutlich: “Ich danke Ihnen, dass Sie so beharrlich an meine Tür geklopft haben; deshalb bin ich hier.” Jeder hat etwas hinter sich lassen müssen: drängende Verpflichtungen oder Sorgen wegen der vielen Reisen, wie Pater Juan Pablo Catoggio, der an der Spitze des Schönstatt-Präsidiums steht.

Wir befinden uns beim Treffen des Leitungskomitees von MfE  im Internationalen Zentrum der Fokolar-Bewegung in Castel Gandolfo mit einigen der wichtigsten Leitern der Gemeinschaften und Bewegungen verschiedener Kirchen – darunter Hansjörg Kopp (Generalsekretär CVJM Deutschland) und Martin Bühlmann (Vineyard Schweiz und Deutschland). Nach einem Tag des Austauschs und der Arbeit wird die Online-Verbindung mit den verschiedenen Zuschaltungen des ökumenischen Netzwerks erwartet, um die gemeinsame Mission für Europa zu erneuern. So legt es auch der Titel der Konferenz nah: von der Polarisierung zur versöhnten Vielfalt durch Versöhnung.

Margaret Karram, Präsidentin der Fokolar-Bewegung, kommt wegen des Berufsverkehrs zu Fuß. Sie bedankt sich und gesteht sofort, dass sie gekommen ist, um von anderen zu lernen. Der Gedankenaustausch in einer Zeit der Pandemie, die gemeinsamen Zweifel und die Herausforderungen, denen man sich stellen muss, machen das Treffen zu einer Schule der Gemeinschaft. Niemand scheint Eile zu haben. Auch Jesús Moran, Co-Präsident der Fokolar-Bewegung, bleibt zum Mittagessen. Es ist ihm wichtig, sich besser kennen zu lernen, Ideen und Standpunkte zu klären.

Am Morgen des lang ersehnten 6. November öffnet sich der “ZOOM” von Castel Gandolfo aus auf ganz Europa.  Nach einem Moment der Meditation und des Gebets beginnt die Reise von Ost nach West, von Nord nach Süd unseres Kontinents. Menschen mit dem “Green Pass” des Miteinander in der Tasche versuchen, aufeinander einzugehen, und setzen damit Zeichen der Hoffnung. Diese bilden den Rahmen für die zwei thematischen Hauptbeiträge von Gerhard Pross, Moderator von Miteinander für Europa, und von Margaret Karram. Hier der Text ihrer Beiträge:

Gerhard Pross “Der prophetische Auftrag von Miteinander für Europa” >>
Margaret Karram “Botschaft der Versöhnung inmitten der Polarisierung” >>

Das Abendgebet, das in vier Sprachen verfasst ist, mündet in den “Pakt der gegenseitigen Liebe” (nach Joh 13,34), der in vielen Sprachen erneuert wird.

In den Chats bündelt sich der Dank für die Zeugnisse und für die vielen ermutigenden Beiträge: “Eine starke Botschaft, die gleichzeitig voller Hoffnung ist mit der Gewissheit, dass der Gott der Geschichte mit uns ist, in unserer Mitte, wenn wir uns auf seinen Weg der Einheit begeben”. Jemand drückt sich poetisch aus: Miteinander für Europa erscheint wie “ein karstiger Fluss, den man nicht sehen kann, weil er unterirdisch fließt. Aber er ist immer in Bewegung, unterhöhlt, verbindet sich mit anderen Wassern und kommt dann wieder an die Oberfläche. Wir wissen nicht wo und wann, aber er verändert das Gebiet, das er durchquert”.

Dann verabschieden sich die Teilnehmer. Die Bildschirme werden dunkel. Wir hoffen, dass wir 2022 alle persönlich in Portugal sehen werden, wo wir viele neue Erfahrungen sammeln werden. Unser ‘Green Pass’ berechtigt uns, an alle Grenzen zu gehen – wie Gerhard Pross es formuliert – und “hilft uns, eine breitere und vollständigere Perspektive des Reiches Gottes zu bekommen”.

Margaret Karram fasst zusammen: “Die versöhnte Vielfalt, an die wir glauben, weil wir sie bereits erlebt haben, kann den neuen Schritt von Miteinander für Europa für die kommenden Jahre markieren. Sie kann das Programm angeben, auf das wir unser Leben und Handeln ausrichten.” Und dies ist ein Programm, das weit über Europa hinausgeht.

Ilona Tóth  

Von Polarisierung und versöhnter Vielfalt

Von Polarisierung und versöhnter Vielfalt

„Wir sehen in der Polarisierung unserer Gesellschaft eine der größten Herausforderungen Europas und der Welt“ erklärt das Vorbereitungsteam der internationalen Versammlung des Trägerkreis von Miteinander für Europa, die am Samstag, den 6. November 2021, stattfinden wird.

„An diesem Tag werden Ursachen thematisiert und Lösungen gesucht“, berichtet das Team. So ist es kein Wunder, dass die diesjährige Zusammenkunft unter dem Titel: „Polarisierung – Versöhnung – Versöhnte Vielfalt“ steht.

Das Anliegen wird in Beiträgen aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet und vertieft.

Einen Blick aus einem extra-europäischen Background wird Margaret Karram, die neue Präsidentin der Fokolar-Bewegung, geben. Sie ist in Haifa (Israel) geboren; ihr Lebensweg ist von Anfang an vom Dialog in einem Kontext religiöser und kultureller Verschiedenheit geprägt;  2013 wurde ihr der Mount-Zion-Award für Versöhnung verliehen.

Ein weiteres Basisreferat wird Gerhard Pross, CVJM Esslingen, halten.

Nationale Komitees aus vielen Teilen Europas werden von ihrem Engagement vor Ort berichten.

Ebenso wichtig ist es jedoch, dass sich die Kongress-Teilnehmer mit Erfahrungen und Ideen in Gruppengesprächen einbringen. Im Miteinander erfahren sie immer wieder ein besonderes Licht auf der Suche nach neuen Wegen – diesmal, „um europaweit von Polarisierung zur versöhnten Vielfalt zu kommen“.

Das Treffen findet pandemiebedingt in hybrider Form statt. Eine kleine Gruppe wird in Castel Gandolfo (Rom) zusammenkommen, und von dort aus die übrigen Teilnehmer via Zoom zu empfangen.

Cornelia K. Brand

Foto: Pixabay / Canva

Französische Initiativen

Französische Initiativen

Während des jährlichen Treffens des Trägerkreises im vergangenen November  berichteten 14 der lokalen Gruppen über Erfahrungen und Projekte in ihrem Land. Hier der Beitrag des in Frankreich aktiven MfE-Teams.

Straßburg

Die Gruppe von „Miteinander“ in Straßburg ist besorgt über die Klimakrise. Geplant ist  eine Konferenz/Debatte  im katholischen Zentrum der Studenten mit Vorträgen von Sven Giegold (grüner Europa-Abgeordneter) und Jaques Muller (Ex-Bürgermeister von Wattwiller, Senator am Hochrhein und Klimaaktivist). Robert Schumann hat dieses Zentrum regelmäßig besucht.

Straßburg ist  europäische Hauptstadt und die Bevölkerung dort ist  für Fragen, die die europäische Union betreffen, besonders hellhörig. MfE bietet Bewegungen und Gruppierungen innerhalb der  Kirchen eine optimale Plattform für eine vielversprechende  Zusammenarbeit.

Lyon

Das Team MfE von Lyon bereitet ein Theaterstück vor, dass am Europatag, dem 9. Mai 2021 uraufgeführt wird. Das Stück mit dem Titel „Das Grüne war im Apfel“ (Le vert etait dans la pomme!) inspiriert sich frei an der Sozialenzyklika Laudato si‘.  Am Ende des Markttages haben Ish und Isha  nicht viel verkauft! Dies ist der Beginn eines humorvollen Austausches zwischen  zwei Händler,  die für die ganze  Menschheit stehen können. Mit eindrücklichen Szenen und einem extrem einfachen Bühnenbild wird das Publikum eingeladen, Stellung zu nehmen zu grundsätzlichen Themen unserer heutigen Welt und zu entdecken, dass alle Dinge miteinander in Verbindung stehen.

Paris

In Paris wird MfE einen ökumenischen Abend der Reflexion und des Gebetes gestalten. Dieser Abend findet im Rahmen der Schulung von Jugendlichen im Haus der Einheit statt, das von Diakonissen geführt wird und Teil des „Gebetsweges“ 2021 ist.

Für den Europatag bleiben wir in Kontakt mit dem Haus Europas (Maison de l’Europe) in Paris und mit dem dortigen Bürgermeisteramt, um einen Stand aufzustellen bei dem großen Ereignis, das jedes Jahr stattfindet.

Wir sind auch weiterhin in Kontakt mit den Jugendlichen der Fokolar-Bewegung, die dieses Jahr ihr Projekt „dare to care“ mit einem festlichen Ereignis beim Festival Europas vom 8.-9. Mai 2021 in Brüssel, abschließen.

Auf nationaler Ebene

Das nationale MfE-Komitee tauschte sich über den Libanon und die Solidarität mit diesem Land aus, das oft als Libanon-Botschaft bezeichnet wird (in Anlehnung an den Ausdruck von Papst Johannes Paul II.): Der Libanon ist  Beispiel für ein Land der Gastfreundschaft und freundlichen Beziehungen unter den verschiedenen Religionen. Durch die Explosion in Beirut, die wirtschaftliche und die politische Krise haben viele Libanesen die Hoffnung verloren. Ihre einzige Möglichkeit zu leben bzw. zu überleben ist es, das Land zu verlassen. Das nationale Komitee hat Initiativen angeregt, die von mehreren Verbänden getragen sind, um für dieses Land zu beten und zu finanzieller Unterstützung aufzurufen.

Team MfE in Frankreich

 

Charismen angesichts des Coronavirus

Charismen angesichts des Coronavirus

Im Blick auf die ‘Unverfügbarkeit‘ der Pandemie eine neue Verfügbarkeit für das Wirken des Hl. Geistes entwickeln, der uns neu Heimat finden lässt in unseren Charismen, den Innenräumen unserer jeweiligen Spiritualität; neue Zuversicht, die es zu bezeugen gilt, dass sich in jeder Ausweglosigkeit immer ein zukunftsweisender Weg zeigt, der Weg Gottes mit uns.

So lautet die ‚Quintessenz‘ einer Gruppe des Trägerkreises während des Zoom-Treffens am 14.11.2020.

 

Es stellten sich fünf der vielen in Miteinander für Europa vertretenen Charismen vor und berichteten, wie sie auf die Herausforderung von heute, die Pandemie, reagieren.
Im harmonischen Zusammenklingen der unterschiedlichen Charakteristika wird etwas von der „Partitur, die im Himmel geschrieben ist“ spürbar.

Hier die jeweiligen Beiträge zum Herunterladen:

2020 11 14 1Corona trifft Charisma, Einführung
2020 11 14 2Corona trifft Charisma – Beitrag Comunita Sant’Egidio
2020 11 14 3Corona trifft Charisma – Beitrag Schönstatt-Bewegung
2020 11 14 4Corona trifft Charisma – Beitrag Fokolar-Bewegung
2020 11 14 5Corona trifft Charisma – Beitrag Netzwerke in Deutschland
2020 11 14 6Corona trifft Charisma – Beitrag Efesia
2020 11 14 7Corona trifft Charisma, Bündelung der Beiträge
2020 11 14 Gebet am Abend, Herbert Lauenroth

Internationales Sekretariat von MfE

Online und doch ganz analog

Online und doch ganz analog

„Hier ist Leidenschaft für das Anti-Virus der Geschwisterlichkeit“.  Am 14.11.2020 versammelten sich rund 300 Mitglieder des Trägerkreises von Miteinander für Europa (MfE) zu ihrem Jahrestreffen 2020 im World Wide Web. Die VertreterInnen von etwa 40 Bewegungen, die sich am stärksten im Netzwerk engagieren, haben eine Erfahrung intensiver Gemeinschaft und Begegnung gemacht. Sie bildeten “ein wunderschönes Mosaik von Gesichtern und Gemeinschaften”, die in den verschiedensten Bereichen im Dienste der Mitmenschen stehen. 

„Es ist, als ob wir heute die Apostelgeschichte neu schreiben würden“, heißt es in einem Kommentar, der während der Veranstaltung eintraf.

In diesem Jahr war die Vorbereitung so einbeziehend wie nie zuvor! 14 der lokalen Gruppen von MfE in West- und Osteuropa – von Portugal bis zur Ukraine, von Russland bis Nordirland, von Griechenland bis zur Tschechischen Republik – tauschten ihre Erfahrungen durch Berichte, Filme und Fotos aus. Nach dieser abwechslungsreichen Mischung war das „unsichtbare Netz“, das alle verbindet, dichter und realer als je zuvor.  „Wir sind auf dem heutigen Areopag, wo wir den Menschen Mut machen können“, meinte ein Teilnehmer.

Indem sie „gemeinsam beten, gemeinsam leben und sich für andere einsetzen”, leisten alle Bewegungen und Gemeinschaften einen sichtbaren Beitrag zu einer geeinteren Welt.

Durch unzählige Chats nahmen viele aktiv an der Konferenz teil.

Eine Session des Tages war der Frage gewidmet, wie unsere Charismen in dieser Zeit des Coronavirus aufleuchten. Es geht darum, darauf zu hören, was Gott uns heute sagen will. Mit der Pandemie ertönt ein Weckruf. Im Gebet stellen sich die Bewegungen Gott zur Verfügung und vertiefen in einer Kultur des Bündnisses ihre Beziehung zu ihm. In einer Kultur der Begegnung lernen sie den Dialog, ohne ihre Identität zu verlieren; sie machen unter anderem durch die Solidarität mit den Armen ihre Liebe zu Gott und zu den Menschen sichtbar.

Die Gemeinschaft Sant’Egidio, die Schönstatt-Bewegung, die noch junge, in Frankreich entstandene Bewegung Efesia, ein Vertreter von „Treffen von Verantwortlichen“ in Deutschland und die Fokolar-Bewegung gaben ein Zeugnis davon, wie ihre Charismen mit Kreativität und Solidarität auf die Herausforderungen der Pandemie reagieren. „Covid hat unsere Einheit gestärkt“. – „Die neue Gestalt der Kirche ist gelebte Freundschaft“, so drückten einige der Anwesenden aus, was sie erlebt hatten.

Nach einem oft sehr persönlichen Austausch in mehr als 40 Breakout-Gruppen wurde deutlich, dass die Beziehungen zwischen den Teilnehmern selbst und zu anderen wichtiger sind denn je: „Das Reich Gottes existiert in Beziehungen. Teilen wir auch die Schwierigkeiten, damit unser Gegenüber die Liebe Gottes wahrnehmen kann. Blicken wir gemeinsam in die Zukunft und erkennen wir uns in diesem Netzwerk wieder. Im Miteinander liegt mehr Kraft, man hat mehr Weitblick“.  

„Die Stunde der Christen in Europa ist angebrochen“, sagte Julio am Ende des Nachmittags und lud im Namen der MfE-Gruppe in Portugal zum nächsten Treffen des Trägerkreises vom 4. – 6. November 2021 in die Stadt Porto ein.

Das Treffen 2020 endete am Abend mit einem feierlichen Moment des Gebets. Online – und doch auf sehr reale Weise – spürten die Teilnehmer aus ganz Europa Gottes Gegenwart und baten gemeinsam um Kraft und Vertrauen, um immer mehr Zeichen der Hoffnung und konkrete Hilfe für die Welt zu sein. Eine Teilnehmerin drückte es wie folgt aus: „Heute lebt die Welt in Angst, Unsicherheit und Verwirrung. Ich bin sicher, dass alle Elemente, die aus diesem Treffen hervorgegangen sind, ein großartiges Gegenmittel gegen alles Negative sind“.

Internationales Sekretariat von MfE

Grafik: ©Together4Europe

Virtuelles europäisches Trägerkreistreffen im Herbst 2020

Vom 12.-14. November 2020 findet das jährliche Trägerkreistreffen statt, das sich dieses Mal aus zwei Teilen – national und europäisch – zusammensetzen wird.

Das ursprünglich in Warschau/Polen geplante internationale Treffen wird sich in diesem Jahr aufgrund der Covid 19 – Epidemie nicht in der „Präsenzform“ ereignen können.

„Europäisch“ verbindet man sich am 14. November 2020 per Zoom. Es wird verschiedene Impulse, Austausch (in den vier Sprachen Französisch, Englisch, Deutsch und Italienisch) sowie ein gemeinsames Gebet geben. Wie gehen die einzelnen Charismen, die im Netzwerk Miteinander für Europa verbunden sind, mit der Pandemie um ? Im Gespräch über diese Frage werden sich die Teilnehmer besser und tiefer kennenlernen können.

Nationale Treffen als Vorbereitung

Vor dem europäischen Treffen sind die Mitglieder des Netzwerkes zu nationalen Treffen aufgerufen. „Das kann in den Tagen direkt vor dem 14. November sein oder einige Wochen vorher; das kann in Präsenzform oder virtuell sein – je nachdem, welche Möglichkeiten der Zusammenkunft in den einzelnen Ländern bestehen“, heißt es im Einladungsschreiben. Ziel der nationalen Treffen ist auch die Vorbereitung von Beiträgen zum europäischen Treffen am 14. November .

Ausblick für 2021

In der Hoffnung, dass die Pandemieentwicklung es zulässt, wird für das Jahr 2021 – vom 4. bis 7. November – ein europäisches Trägerkreistreffen in Präsenzform in den Blick genommen. Land und  Ort werden noch entschieden.

Internationales Sekretariat MfE

 

 

Eindrücke eines jungen Iren 

Conleth Burns, ein Jugendlicher aus Irland, der am „United World Project“ mitwirkt, nahm in Ottmaring / Augsburg am Treffen von Miteinander für Europa teil. Wir geben den Artikel wider, den er bei seiner Rückkehr auf der projekteigenen Homepage veröffentlicht hat.

Kirchen und christliche Bewegungen schließen sich zusammen um „Miteinander für Europa” zu sein 

Vergangenen Monat hatte ich die Gelegenheit, nach Ottmaring und Augsburg (Süddeutschland) zu reisen, um an einem dreitägigen Treffen eines Netzwerks von christlichen Kirchen und Bewegungen teilzunehmen; es nennt sich Miteinander für Europa. 180 Personen aus 55 verschiedenen Bewegungen, Gemeinschaften und Kirchen lebten drei Tage lang zusammen und tauschten sich gegenseitig aus. Alles wurde simultan in 5 Sprachen übersetzt; das Netzwerk feierte sein 20-jähriges Bestehen. Ich war als Vertreter des „United World Project“ anwesend und versuchte zu verstehen, wie Glaubensgemeinschaften wirklich zusammenarbeiten, um die Einheit und die Gemeinschaft des europäischen Kontinent zu fördern.

Wir hörten Ausführungen über den zwanzigjährigen Wegverlauf, in dem sich eine Gruppe von Menschen aus ganz Europa in der gemeinsamen christlichen Identität verbunden hat, um für den gesamten Kontinent einzustehen. Wir durchquerten den Kontinent durch Erfahrungen der Begegnung, des Gebet und der Hoffnung. Es ging dabei von Schottland bis zur Ukraine, von Frankreich bis zur Tschechischen Republik. Während  dieser “Reise”, kamen mir vor allem zwei Fragen: Wie sieht diese Miteinander konkret aus? Was bedeutet es, “für etwas” zusammen zu stehen?

Welchen konkreten Aspekt nimmt dieses Miteinander an?

Ich erkannte etwas vom Miteinander, als ich hörte, wie sie sich gegenseitig herausforderten, um proaktive Grenzgänger, Botschafter der Versöhnung und „prophetische Zeichen für ein glaubwürdiges Miteinander in Europa“ zu sein.

Ich erkannte etwas vom Miteinander, als wir uns auf einem Platz in Augsburg trafen, alle mit einer Kerze in der Hand, und für ein geeinteres europäisches Volk beteten.

Ich erkannte etwas vom Miteinander, als wir verschiedenen Gruppen von Christen zuhörten, die von einem Weg sprachen, den sie in mehr als zwanzig Jahren zurückgelegt und dabei Tausende von Menschen zusammengebracht hatten.

Ich erkannte etwas vom Miteinander in einer Geste, die sich jeden Tag beim Frühstück, Mittag- und Abendessen wiederholte: jedes Mal, wenn sich jemand neu zu einem Tisch gesellte, war jemand da, der sich um eine notwendige Übersetzung kümmerte, oder darum, welche Sprache am besten am Tisch gesprochen werden sollte. Es bestand der klare Wille, dass alle in der Lage sein sollten, zu verstehen und verstanden zu werden, zuzuhören und angehört zu werden.

„Miteinander“ bedeutet für dieses Netzwerk, die Verschiedenartigkeit zwischen ihnen anzunehmen. Das Miteinander ist für sie nicht immer einfach; sie müssen sich geografischen, theologischen und kulturellen Herausforderungen stellen. Und doch bleibt dieses Netzwerk nach 20 Jahren immer noch zusammen. Sie verstehen ihre Struktur als die eines Netzwerkes, nicht als die einer Hierarchie. Es ist ein echtes Miteinander, um das das sie sich seit 20 Jahren bemühen; 20 Jahre ehrlichen und fleißigen Aufbaus von Beziehungen.

Wofür?

Der Auftrag von Miteinander für Europa ist es, nicht nur um seiner selbst willen Beziehung zu leben, sondern sie wollen wirklich positive Botschafter für ein geeinteres Europa in all seiner Vielfalt sein. Sie wollen dem Kontinent eine Seele geben und dabei seine historisch christlichen Wurzeln unterstreichen. Im Laufe der Tage erzählten sie vor allem die Geschichte ihrer gemeinsamen Treffen in den letzten 20 Jahren. Aber die nicht erzählte Geschichte ist oft die interessanteste. Während der Mahlzeiten und in den Pausen gab es die Möglichkeit, etwas mehr über die Zeiten zu erfahren, in denen die im Miteinander für Europa Engagierten die Inspiration hatten, neue Menschen kennen zulernen, neue Ideen aufzugreifen und die Verschiedenheit durch die von ihnen organisierten Treffen zu versöhnen. Miteinander für Europa beginnt in gewisser Weise, wenn man von einem der intrakontinental oder nationalen Treffen abreist.

Seamus Heaney, der irische Dichter und Nobelpreisträger, schließt mit diesen Versen ein berühmtes Gedicht aus seinem Werk “Scaffolding” (“Baugerüst”): “Wir können das Gerüst fallen lassen. Wir sind zuversichtlich, dass wir unsere Mauer gebaut haben.”

Bei Miteinander für Europa geht es darum, Brücken zu bauen, keine Mauern. Mit dem Abbau des zwanzig Jahre alten Gerüsts kann dieses Netzwerk sicher sein, dass Brücken gebaut und Menschen miteinander in Verbindung gebracht wurden – und dass diese Menschen auf diesem Weg weitergehen werden.

Quelle:  //www.unitedworldproject.org/en/watch/20-years-of-together-for-europe/

Augsburg, Keime einer neuen Zeit

Beim letzten Treffen des Trägerkreises von Miteinander für Europa in Ottmaring/Augsburg vom 7. – 9. November, gab es eine beeindruckende Vielfalt von Teilnehmern und entsprechend unterschiedliche Echos:

„Wir danken Gott für dies ‚Phänomen des Miteinanders‘, das sich in all diesen Jahren in ein Laboratorium des gegenseitigen Kennenlernens, der Gemeinschaft, der Einheit, der Hoffnung für unseren Kontinent entwickelt hat.“

„Ich habe eine starke Bewegung gegen die Tendenzen von Zersplitterung und neuen Spaltungen wahrgenommen .“

„Die Tatsache, dass wir unsere Begegnung im Rathaus von Augsburg abhalten konnten, hat Miteinander für Europa sichtbarer gemacht mit seinem Einsatz im Sozialen, für das gesellschaftliche Leben in einer Stadt, mit Anstößen für eine neue Politik als Weg des Friedens unter allen Völkern.“

„Bisher hatte ich keine solchen Menschen kennengelernt, die die Zeichen der Zeit erforschen und  – gemeinsam und konkret –  überlegen, was sie für die anderen tun können, für das eigene Land sowie für die anderen Länder in Europa.“

„Mir wurde klar, dass es kein FÜR gibt, wenn es nicht vorher das MITEINANDER gibt.“

„Von den evangelischen Christen lernend habe ich als Katholik verstanden, dass ich mich bekehren muss, was das Gebet betrifft.“

„Mich fasziniert die Gestalt des ‚verschwindenden Vermittlers“ (v. relazione Herbert Lauenroth unter “Programm und Dokumente”)  an den Grenzen der Beziehungen. Miteinander für Europa habe ich erlebt als eine Begegnung, die geprägt war von einer starker Einheit unter 55 Bewegungen verschiedener Konfessionen, aus 23 Ländern, bei der auch die politische Seele eines sich erneuernden Europas zum Vorschein kam, wo die Nationen die Einheit in Verschiedenheit, in Freiheit, fern von Nationalismus suchen.“

„In Rom gibt es wenige Christen anderer Konfessionen; so habe ich hier die Offenheit für die ökumenische Dimension gefunden, durch den konkreten Kontakt  mit Personen desselben Glaubens, auch wenn sie zu verschiedenen Traditionen gehören. (…) Mir ist deutlich geworden, welch kultureller Wert aus unserem Einsatz der 7 JA hervorgeht; wir können beitragen zur Verbesserung der Zivilgesellschaft entsprechend der ursprünglichen Intention der Gründerväter des vereinten Europas, die nicht nur den Frieden, sondern die soziale Gerechtigkeit und die Geschwisterlichkeit der Völker anstrebten.“

„Ich spüre den Wunsch, das ‚Miteinander‘ in den Alltag einzubringen, indem ich mit meinen Nachbarn, die aus einem anderen Land stammen, beginne.“

„Hier habe ich gelernt, wie schön es ist, dass wir verschieden sind. Die Verschiedenheit entspricht dem Willen Gottes. Je verschiedener wir sind, desto stärker ist die Gegenwart Gottes. Das zu entdecken ist eine echte Herausforderung.“

Miteinander für Europa ist für mich ein Ort der Hoffnung geworden, wo die Begegnung und die Versöhnung die Zukunft vorbereiten, wo die verschiedenen Völker bereit sind, sich kennen zulernen mit ihrer Geschichte und Tradition. Es geht darum Brücken zu bauen anstatt Mauern.“

„Indem wir als Christen verschiedener Kirchen zusammenarbeiten, erfahre ich einerseits die Schönheit der Kirche Christi mit ihrem weiten Atem und spüre, dass meine christliche Identität gewachsen ist. Im politischen und religiösen Kontext in dem wir in Europa leben, möchte ich auch durch meinen Dienst an den Flüchtlingen Zeugnis geben.“

Vielleicht sind dies einige Samenkörner, Frucht einer 20jährigen Erfahrung, die erneut keimen  und eine weitere Etappe der Geschwisterlichkeit in Europa und darüber hinaus bewirken können.

Infos über das Treffen gibt es hier>>

Das internationale Sekretariat von Miteinander für Europa

„Es war wie Ostern“

Larisa Musina, orthodoxe Christin aus Moskau, Pro-Rektorin des San Filaret-Instituts, hat in Vertretung der „Orthodoxe Trasfiguration Brotherhood“ im November an der Feier des 20jährigen Bestehens des Netzwerkes Miteinander für Europa in Augsburg/Deutschland teilgenommen.

Im Rahmen der Veranstaltung wurde der  geschichtlich bedeutsamen Unterzeichnung der „Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre“ am 31.10.1999 gedacht; am selben Tag entstand das Netzwerk Miteinander für Europa, eine der konkreten Antworten auf die Sehnsucht nach Einheit des christlichen Volkes.

Im Folgenden finden sich Auszüge aus einem Interview von Oleg Glogolev mit Larisa Musina nach deren Rückkehr nach Moskau.

„Am diesjährigen Treffen hat der lutherische Bischof Christian Krause, einer der Unterzeichner der Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre 1999, teilgenommen. Damals war er der Präsident des Lutherischen Weltbundes. Er sprach von zwei wesentlichen Punkten. Erstens vom nicht leichten Weg bis hin zur Gemeinsamen Erklärung. Es bedurfte großer Anstrengungen, um das zwanzigste Jahrhundert zu beenden, ohne den nachkommenden Generationen eine so große Trennung zu hinterlassen. Weiter sprach er vom Engagement der kirchlichen Bewegungen und Gemeinschaften, das er sehr schätzt.

Dieser Dialog und die damit verbundenen Prozesse hatten ihren Ursprung und entwickeln sich in der Logik der Erneuerung des kirchlichen Lebens. Es geht darum, die christliche Authentizität der Kirche  zu erhalten und sie zu befähigen, ihre Berufung in der Welt zu verwirklichen. Es ist interessant, festzustellen, dass diese Initiative vor allem von den kirchlichen Bewegungen ergriffen wurde.“

Auch über den feierlichen Abschluss der Begegnung äußerte sich Larisa: „Am Abend trafen wir uns zum Gebet in der evangelischen Kirche Sankt Anna, in der Kirche, in der die Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre unterzeichnet wurde. Dann gingen wir mit brennenden Kerzen auf den Platz neben der Kirche. Wir dankten Gott für seine Gaben, einschließlich der Gabe der christlichen Einheit, die so viele Menschen in den vergangenen Tagen bezeugt hatten. Dann gingen wir alle mit unseren brennenden Kerzen in Richtung Stadt. Es war wie Ostern.”

Mit dem Licht des auferstandenen Christus kehrten die Teilnehmer in ihre Länder zurück, um ihren Völkern Gott zu bringen.

Hrsg. Beatriz Lauenroth

Quelle: //psmb.ru/a/eto-bylo-kak-na-paskhu.html

 

 

 

 

 

Jubiläumsfeier im Augsburger Rathaus

Botschafter der Versöhnung und Zeichen der Hoffnung. Miteinander für Europa feiert im Augsburger Rathaus 

300 Mitglieder aus 55 christlichen Gemeinschaften und Bewegungen verschiedener Kirchen aus 25 verschiedenen Ländern Europas waren am heutigen Samstag im Augsburger Rathaus zusammen, um drei denkwürdige Jubiläen zu begehen: Vor 30 Jahren fiel die Berliner Mauer und für Europa begann eine neue Ära der Begegnung zwischen Ost und West. Vor 20 Jahren wurde in Augsburg die «Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigung» von Vertretern des Lutherischen Weltbundes und der Katholischen Kirche unterzeichnet, und am gleichen Tag kam nachmittags in Ottmaring die erste Gruppe von Verantwortlichen verschiedener katholischer, evangelischer und freikirchlicher Gruppierungen zusammen – die Geburtsstunde des Netzwerkes «Miteinander für Europa». Die drei Ereignisse waren für die Anwesenden eng miteinander verknüpft und prägen den «Gründergeist» der Initiative.

„Ihr seid Botschafter der Versöhnung“, ermutigte der evangelische Bischof i.R. Christian Krause die Anwesenden. Er hatte 1999 als damaliger Präsident des Lutherischen Weltbundes die „Gemeinsame Erklärung“ mit unterzeichnet und erinnerte als einer der Zeitzeugen an die vielen ermutigenden Schritte, die in der Ökumene dadurch und seitdem getan wurden. Im aktuellen Klima zunehmender Europa-Skepsis und politischer Polarisierung brauche es gerade die Erfahrung der Bewegungen und geistlichen Gemeinschaften von versöhnter Verschiedenheit.

Bertram Meier, derzeitiger Diözesanadministrator in Augsburg, unterstrich im Dialog mit seinem evangelischen Kollegen Regionalbischof Axel Piper die Bedeutung dieser Fähigkeit zur Versöhnung.  „Einheit in Verschiedenheit ist auch innerkirchlich eine Herausforderung. Es geht darum, einander verstehen zu lernen und das nicht nur vom Verstand, sondern auch vom Herzen her“. Piper bestätigte, dass genau dieses Bemühen auch die ökumenischen Beziehungen in Augsburg präge: „Aber wir müssen neugierig füreinander bleiben, uns füreinander interessieren, denn wir können viel voneinander lernen!“

Gerhard Proß, Moderator des Ökumene-Netzwerkes, skizzierte dann Perspektiven für die Zukunft: Es gelte, der Versuchung, neue organisatorische Strukturen zu entwickeln, zu widerstehen und stattdessen das Thema Versöhnung zu vertiefen. „In Zeiten des Auseinanderdriftens und der Tendenzen zur Abgrenzung wollen wir ein prophetisches Zeichen für ein glaubwürdiges Miteinander in Europa sein“.

Einen wichtigen Beitrag zur gesellschaftspolitischen Dimension von „Miteinander für Europa“ gab am Nachmittag der tschechische Senator Pavel Fischer. Er beschrieb ein aktuelles Bild des Engagements für Freiheit und die Würde des Menschen im Kontext einer stark medial beeinflussten Gesellschaft in Europa. „Wir müssen zu aktiven Bürgerinnen und Bürgern werden, den Mut haben, uns für andere, für die Schwachen einzusetzen, die Stimme für Gerechtigkeit zu erheben“, forderte er die Zuhörer auf.

Pater Heinrich Walter von der Schönstatt-Bewegung zog am Ende des Tages Bilanz: „Europa braucht diesen positiven Geist, denn Unheilsboten gibt es schon genug!“ Anschließend machte sich die Gruppe aus dem Rathaus auf den Weg in die evangelische Kirche St. Anna, in der 1999 die Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre unterzeichnet worden war. Dort endete der Tag mit einem ökumenischen Gebet und einer Lichterprozession. Auf dem Platz vor der Kirche fand das Jubiläum mit Gesängen und einem Segen seinen feierlichen Abschluss.

Zweiter Kongresstag in Ottmaring

180 Teilnehmer aus 20 Ländern (Live-Übersetzung in 5 Sprachen) und 55 unterschiedlichen Bewegungen und Gemeinschaften verschiedener Kirchen sind in Ottmaring zusammen: dort wo Miteinander für Europa vor 20 Jahren begonnen hat.

Ein Teilnehmer, der erst vor kurzem mit dem Netzwerk in Kontakt kam stellt fest: „Hier wird das beste in jedem geweckt!“

Zum Tageseinstieg begleitet Andy Pettman die Teilnehmer in einen Moment der Reflexion die zur „Antwort aus Dankbarkeit” führt. „Den Samen in den Früchten erkennen“ – das wird danach für alle ganz greifbar als Thomas Römer dazu einlädt, Papiertüten mit Samen zu füllen als Symbol für das, was aus 20 Jahren Weggemeinschaft erwachsen ist: Diese Samen gilt es nun erneut voller Vertrauen und Hoffnung auszusäen.

Besonders intensiv wird es bei den folgenden Beiträgen:  Sr. Nicole Grochowina erklärt die Wirksamkeit des „Prophetischen im Prekären“ und Herbert Lauenroth die Notwendigkeit lebendige Grenzgänger „Accross all borders“  zu werden.

Viele Momente des Austauschs – mal in spontanen Kleingruppen im Saal, mal nach Sprachen – lassen die dichte und familiäre  Atmosphäre unter den Anwesenden weiter wachsen.

Der Nachmittag beginnt mit einem Moment des Kennenlernens des „Gebetshaus Augsburg” durch die Präsenz von Johannes Hartl. Weiter geht es mit intensiven Gesprächen im Plenum um Gehörtes und Erlebtes gemeinsam zu reflektieren und weitere Schritte für die Zukunft zu erspüren.

Am Abend begeben sie Kongressteilnehmer nach Augsburg, wo sie der Bürgermeister im „Goldenen Saal“  des Rathauses zu einem Empfang erwartet. Ein Besuch in der Innenstadt schließt den erlebnisreichen Tag ab.

Siehe auch „20 Jahre Miteinander” >>

 

20 Jahre Miteinander!

Die Feier von 20 Jahre Miteinander für Europa (MfE) verbindet Historie, Kirchen und die Gesellschaft von heute zu einem dreifachen Fest. Der Trägerkreis von MfE trifft sich in Ottmaring (Deutschland), vom 7. bis 9. November 2019. Auf dem Programm stehen u.a. ein Empfang im Augsburger Rathaus und der Besuch von bedeutenden Orten der Stadt, wie die Kirche St. Anna. Es geht um ein neues, vielversprechendes Treffen der Völker in Europa.  

Der Termin spricht für sich! Am 31. Oktober 2019 jährt sich in Augsburg die Unterzeichnung der Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre zwischen der Katholischen Kirche und dem Lutherischen Weltbund; am selben Tag sind es 20 Jahre seit dem ersten Treffen zwischen evangelischen und katholischen Gemeinschaften und Bewegungen in Ottmaring und damit der Beginn von Miteinander für Europa; am 9. November 2019 begehen wir die 30 Jahre Fall der Berliner Mauer und damit auch das Ende des „Eisernen Vorhangs“. 

Jubiläen laden uns immer ein, zu danken und gleichzeitig nach vorne zu schauen. Das Programm des Treffens, das beides ermöglichen will, findet im Ökumenischen Lebenszentrum von Ottmaring sowie im Rathaus und der St. Anna Kirche von Augsburg statt und.

Nach den im November 2018 in Prag>> gemeinsam unternommenen Schritten und dem „Europatag 2019>> soll  das Treffen in Deutschland eine weitere Werkstatt für konkrete Projekte zum Wohl unseres Kontinents sein.

Durch Experten und im Dialog mit ihnen, werden dann einige der heutigen Herausforderungen in den Blick genommen: Angst, Grenzen, Mauern.

Am Freitagabend, 8. November, lädt der Bürgermeister der Stadt Augsburg im  Rathaus zu einem offiziellen Empfang ein.

Am Samstag, 9. November, setzt sich die Veranstaltung im Rathaus von Augsburg fort

  • 20 Jahre Gemeinsame Erklärung zur Rechtsfertigungslehre: Beitrag des ev. Bischofs Christian Krause: Geschichte und Folgen: welche Bedeutung heute?
  • Miteinander für Europa: Frucht der Gemeinsamen Erklärung, Erfahrung der Einheit, Perspektiven, Entwicklungen in Europa
  • Schritte auf dem Weg zur Einen Kirche Jesu: Visionen des einen Volkes Gottes
  • 30 Jahre Fall der Berliner Mauer und des „Eisernen Vorhangs“ in Europa
  • Aktuelle Herausforderungen In Europa: Pavel Fischer (Prag)

In der Kirche St. Anna wird anschließend in verschiedenen Sprachen für Europa gebetet. Danach, auf dem Platz vor der Kirche, folgt ein Moment der Danksagung mit Kerzen, Liedern, Gebeten und kurzen Zeugnissen.

Mehr Informationen zum Tag in Augsburg

Am Samstag, 9. November, werden Mitglieder des Netzwerkes aus allen Teilen Deutschlands erwartet. Für Informationen/Anmeldung bitte an Marianne Clauß schreiben: CVJM Esslingen (Kiesstraße 3-5, 73728 Esslingen, Fax: (0711) 396 96 545; Tel: (0711) 396 96 515, Mail: marianne.clauss@cvjm-esslingen.de

Download: Einladungsflyer 9. November  2019 11 09 MfE Einladung Augsburg  

Die Berufung von Ottmaring

VIDEO – INTERVIEW

Seit einiger Zeit laufen die Vorbereitungen für die Feier der „20 Jahre Miteinander für Europa“. Der Funke dieses originellen ökumenisch-europäischen Netzwerkes entstand im Ökumenischen Lebenszentrum Ottmaring nach der historischen Unterzeichnung der Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre in Augsburg.

Severin Schmid hat die Entstehung dieser Weggemeinschaft – von der „die Partitur im Himmel geschrieben ist“ – erlebt und an ihrem Entwicklungsprozess mitgewirkt. Darüber haben wir ihm einige kurze Fragen gestellt.

Ilona Toth aus Ungarn, Mitglied des derzeitigen Leitungskomitees von Miteinander für Europa, nahm 2018 an der Feier zum 50-jährigen Bestehen von Ottmaring teil. Welchen Eindruck hat ihr dieses ökumenische Zentrum bei Augsburg gemacht?

Träger der Hoffnung 

Clarita und Edgardo Fandino, weltweit verantwortlich für die Bewegung Equipes Notre-Dame, leben in Bogotá/Kolumbien. Sie haben kürzlich am Treffen des Trägerkreises von Miteinander für Europa in Prag teilgenommen. Wir wollten ihre Erfahrung näher kennenlernen.  

1) Was war eure Erfahrung mit dem Trägerkreis von “Miteinander für Europa” in Prag?

Es ist bewegend, direkte Zeugen dieser Initiative zu sein: ausgehend von der Synergie unter vielen Bewegungen will sie hoffnungsvolle Antworten in einer säkularisierten Welt geben, indem sie jede Gemeinschaft einlädt sich nicht abzusondern, sondern Verantwortung für die Gesellschaft und die Welt zu übernehmen und jenen Reichtum, den sie aus dem Evangelium schöpft, zu teilen. Persönlich hätten wir gerne die spezifischen Charismen jeder teilnehmenden Bewegung genauer kennengelernt, aber wir vermuten, dass sie dies einerseits bereits in anderen Zusammenkünften geschehen ist und andererseits, dass die begrenzte Zeit des Programms es nicht ermöglichte. Während der zwei Tage dieser Versammlung war es uns möglich, in freien Momenten Erfahrungen im Dialog mit mehreren Teilnehmern auszutauschen. Wir konnten eine Atmosphäre des Respekts, der Geschwisterlichkeit und der Offenheit feststellen, die auf verschiedene Lebensbereiche erweitert werden sollte, um echte Mitwirkende an  Veränderungen zu sein – wie ein “Sauerteig”.

2) Wie seht ihr aus eurer kolumbianischen Perspektive das gegenwärtige Europa?

Wir haben nicht an diesem Treffen von Miteinander für Europa als Kolumbianer teilgenommen, sondern als Verantwortliche der Bewegung Équipes Notre-Dame, die ihren Ursprung in Frankreich hat und heute in 92 Ländern der 5 Kontinente vertreten ist. Als Kolumbianer haben wir große Unterschiede zwischen dem heutigem Europa und Amerika festgestellt und natürlich auch mit unserem heimischen Kolumbien. Europa erlebt derzeit einen viel ausgeprägteren Säkularisierungsprozess als Amerika und ist von Krisen und Desintegrationsströmungen mit separatistischen Tendenzen gezeichnet, die bestehende Institutionen und Regelungen unterminieren. Populistische Tendenzen mit ihren Agitatoren, die polarisieren und Unzufriedenheit säen, sind ein Problem, das bereits globale Dimensionen erreicht hat. Es ist heute mehr denn je unverzichtbar, dass wir als Zeugen von Glaubenswerten aktiver werden, dass wir Initiativen zur Veränderung lancieren, die transzendente Werte vermitteln. Ernesto Sabato, der wunderbare Schriftsteller und aufmerksame Kritiker der Situationen dieser Welt, sagte: “Eine feste Überzeugung ist diese: einzig spirituelle Werte werden die Menschheit vor einer angekündigten Katastrophe retten können.”

3) Ihr seid die weltweiten Verantwortlichen der Bewegung “Équipes Notre-Dame” und habt gerade ein wichtiges internationales Treffen in Paris abgeschlossen. Was sind eure Pläne und Perspektiven für die Zukunft am Ende dieses Treffens?

Wir haben die internationale Verantwortung der Bewegung Équipes Notre-Dame seit letztem Juli in Fatima (Portugal) übernommen, wo wir zusammen mit etwa 9000 Mitarbeitern aus mehr als 70 Ländern, darunter 400 Priester und Bischöfe, 4000 Paare und 200 Witwen/rn eine Begegnungswoche zum Gleichnis vom verlorenen Sohn gelebt haben – das Motto: “Versöhnung, Zeichen der Liebe”. Am Ende dieses Treffens haben wir als Sendungsauftrag die Lebensorientierungen für die Mitglieder der Bewegung in den nächsten 6 Jahren festgelegt: “Habt keine Angst, lasst uns vorangehen”; es ist eine Einladung zum Handeln, indem wir, ausgehend vom Spezifischen unseres Charismas, unsere Berufung und unsere Mission konkretisieren: die eheliche Spiritualität.

Das Treffen, das wir kürzlich in Paris mit dem verantwortlichen internationalen Team durchgeführt haben, war das erste der drei jährlichen Treffen; es war bereits geplant und hatte sich zum Ziel gesetzt, die “Roadmap” zu erstellen, nach der jedes Mitglied der Bewegung das Motto von Fatima in ihrem Leben verwirklichen kann. Aus diesem Grund haben wir viele Strategien und Herausforderungen innerhalb und außerhalb der Bewegung beschrieben, immer im Einklang mit dem Aufruf der Kirche und insbesondere von Papst Franziskus, als Vermittler der Barmherzigkeit an die Peripherien zu gehen. Dieser Aufruf wird vom Papst in seinem jüngsten Apostolischen Schreiben “Gaudete und Exultate” (GE 26) großartig zum Ausdruck gebracht: “Es ist nicht gesund, die Stille zu lieben und die Begegnung mit anderen zu meiden, Ruhe zu wünschen und Aktivität abzulehnen, das Gebet zu suchen und den Dienst zu verachten. Alles kann als Teil der eigenen Existenz in dieser Welt akzeptiert und integriert werden und sich in den Weg der Heiligung einfügen. Wir sind aufgerufen, die Kontemplation auch inmitten des Handelns zu leben, und wir heiligen uns in der verantwortlichen und großherzigen Ausübung der eigenen Sendung.”

Zu den vielfältigen Strategien, für die wir uns einsetzen, gehören unter anderem die kompetente Begleitung von Witwen und Witwern, die Vorbereitung und die Begleitung junger Menschen auf die Ehe und ihre ersten gemeinsamen Jahre, die Arbeit im Blick  auf andere Aspekte des partnerschaftlichen Lebens wie die Begleitung von Erwachsenen, Jugendlichen Gehör zu schenken usw..

4) Könnt ihr uns etwas von euch selbst, eurer Familie, eurem Wohnort, eurer Arbeit erzählen …?

Wir sind ein kolumbianisches Ehepaar, seit 32 Jahren verheiratet, zwei Kinder, ein gerade verheirateter 26-jähriger Sohn und eine 24-jährige Tochter, die noch bei uns lebt. Wir wohnen in Bogota, einer Großstadt mit etwa 8 Millionen Einwohnern. Clarita unterrichtet Musik und Katechismus und Edgardo ist berufstätiger Bauingenieur. Wir gehören seit 22 Jahren der Bewegung Équipes Notre-Dame an, in der wir unsere eheliche Spiritualität geformt haben und in der wir uns in unterschiedlichen Funktionen engagiert haben. Kürzlich haben wir die Leitung für das internationale Team für die  nächsten 6 Jahren übernommen. Unser Leben teilt sich auf in die Berufstätigkeit von Edgardo, der Einsatz für Équipes Notre-Dame und die häufigen Reisen, die sich aus dieser Verantwortung ergeben. Wir sind überzeugt, dass jede und jeder von uns eine Mission und Aufgabe in dieser Welt hat: Träger der Hoffnung und Zeichen der Liebe Christi zu sein für die Menschheit, Ihm Raum zu geben in unserer Umgebung und in den Peripherien, denen wir uns immer mehr nähern  müssen.

Clarita und Edgardo Fandino, Bogotá/Kolumbien

 

Stimmen aus Prag – Teil 2

Stimmen aus Prag – Teil 2

Kurze Interviews mit einigen Teilnehmern des Trägerkreis-Treffens von Miteinander für Europa in Prag – Teil 2

“Identity is something what we desperately need!” Pavel Fischer, Senator in the Czech Parliament

“Europa ist sehr bewegt”. Valerian Grupp, CVJM Esslingen, Deutschland

“Abbiamo un grande fondamento che ci lega.” Matthias Leineweber, Comunità di Sant’Egidio, Germania

“Pour leur communiquer la beauté”. François Delooz, Communauté de Sant’Egidio, Belgique

“I realised the strength of the Movements.” Pavel Černý, Pastor, Czech Republic

Zweiter Tag von MfE in Prag

Der zweite Tag der Begegnung von Miteinander für Europa in Prag sollte den Teilnehmenden einen genaueren Blick auf die Situation des Glaubens und der Kirchen in Tschechien ermöglichen. Daher gab es neben vielen Möglichkeiten zum persönlichen Austausch und zum Gespräch in kleineren und größeren Gruppen drei größere thematische Impulse.

Jaroslav Šebek, Historiker und Mitglied des Instituts für Geschichte der Akademie der Wissenschaften der Tschechischen Republik, sprach zunächst zum Thema „Die Kirchen in der Tschechischen Republik und die Herausforderungen der heutigen turbulenten Zeit“. Die Flüchtlingskrise sei für die Zukunft der europäischen Integration ein grundsätzlicher Prüfstein geworden, an dem unterschiedliche Konzepte aufeinanderprallen „und wieder steht hier symbolisch Ost gegen West“, so Šebek. Ein Problem der heutigen Zeit sei die von den sozialem Medien mitbewirkte „Kommunikationsverkapselung“. „Während in der Zeit des Kommunismus bei uns eine Informationswüste herrschte, bewegen wir uns heute in einem Informationsdschungel.“ Das Ergebnis, so Šebek, sei dasselbe: „Orientierungsverlust und eine größere Anfälligkeit für Manipulation sowie Misstrauen gegenüber allem und jedem.“ Besonders schwierig sei, dass in einer solchen Situation auch die Repräsentanten der Kirche nach Orientierung suchten.

Pavel Fischer, Senator im Tschechischen Parlament, beschrieb ebenfalls die aktuelle Situation Tschechiens und stellte aus gesellschaftspolitischer Sicht die Herausforderungen dar. Er betonte die Wichtigkeit der emotionalen Identifikation mit einer persönlichen gesellschaftlichen Erfahrung. Sie entstehe in einem konkreten Sprach- und Erfahrungsraum. Die Einheit Europas gehe nur über das Ernst-nehmen aller lokalen Identifikationsvorgänge und der einzelnen Menschen, mit denen man gemeinsam unterwegs sei. Die Vision eines geeinten Europas könne nur entstehen, wenn die Politik Subsidiarität beachte und die Vielfalt der europäischen Völker, Sprachen und Kulturen respektiere und fördere.

Interview “Identity is something what we desperately need!” Pavel Fischer

Interview “Let’s engage on the very local level!” Pavel Fischer

Tomáš Halík, tschechischer Soziologe, Religionsphilosoph und römisch-katholischer Priester (Templeton-Preis 2014), stellte im Rahmen seines Beitrages zur religiösen Situation in seinem Heimatland in einem großen Bogen die geschichtliche Entwicklungen der tschechischen Kirche bis in die heutigen Tage dar. Dabei wurde deutlich, dass der Versuch der Kirche, den gestern gelebten Glauben für das heute und die Zukunft anzubieten, gescheitert ist. Die traditionelle Volkskirche habe heute keine Kraft mehr, weil ihre Biosphäre immer mehr verschwinde. Die Religion habe heute weitgehend keinen Einfluss mehr auf den Stil des Denkens der heutigen Generation. Diese lebe im neuen Kosmos des Internets. „Die neue Generation ist nicht bereit, die Religion ohne Argumente zu empfangen.“ Heute sei die Kirche herausgefordert, sich vor allem auf die Suchenden einzustellen. Diese seien sozusagen die „größte Diözese“. Nachdrücklich betonte Halík: „Die Zukunft der Kirche hängt an ihrer Bereitschaft, mit den Suchenden zu kommunizieren, die Suchenden zu begleiten.“ Der Glaube dürfe keine Ideologie der präzisen Antworten sein, sondern es gehe darum mit den Suchenden einen Weg zu gehen. Weil jeder die Frage nach dem Sinn habe, müsse die Kirche auch für alle da sein, nicht nur für die Frommen. Halík lud die Zuhörer ein, mutig zu sein und die anderen, die auf anderen Wegen die Wahrheit suchen, ernst zu nehmen und mit ihnen einen Dialog zu führen.

Der reich gefüllte Tag endete mit einer Gebetszeit, in der alle Überlegungen und Themen des Tages sowie die Zukunft Europas vor Gott gebracht wurden. Daran schloss sich ein festliches Abendessen mit kulturellem Programm an.

Heinrich Brehm

 

Auf den Spuren der „samtenen Revolution“

Miteinander für Europa 2018 in Prag

Prag, Hauptstadt der Tschechischen Republik, ein Land im Herzen der historischen und kulturellen Wegkreuzung Europas, wird vom 15.-17.11.2018 das jährliche Treffen des Trägerkreises von Miteinander für Europa beherbergen.

Die großen Ereignisse Mitteleuropas – und insbesondere die des tschechischen Volkes – werden den Hintergrund bilden für diese neue Etappe von Miteinander für Europa, das sich für den gegenseitigen Respekt und den Dialog zwischen verschiedenen kulturellen und politischen Identitäten einsetzt.

Im November 2017 hatte der europäische Trägerkreis von Miteinander für Europa in Wien, der Brückenstadt zwischen Ost und West, getagt. Mit einem weiteren Schritt gen Osten, findet die Begegnung diesmal in Prag, im östlichen Mitteleuropa statt. Der gemeinsame Wunsch besteht darin, sich den aktuellen, schwerwiegenden Schwierigkeiten, Vorurteilen und Ängsten zu stellen, die vor allem zwischen den Mitgliedstaaten der Europäischen Union, aber auch darüber hinaus, existieren. Ein Leben nach dem Evangelium, das aus der Gegenwart Christi in und zwischen den christlichen Gemeinschaften Stärkung und Licht erhält, möchte Zeugnis dafür geben, dass der Weg zu einem Europa als „Haus der Nationen und Familie von Völkern“ keine Utopie ist.

Auf den Spuren der „samtenen Revolution“

Genau am 17. November gedenkt man in der Tschechischen Republik des Beginns der „sametová revoluce“ (der friedlichen Revolution, als „samtene“ bezeichnet), die auch aus diesem Land einen Protagonisten des noch andauernden europäischen Wiedervereinigungsprozess machte. Diese Übereinstimmung ruft die Freunde von Miteinander für Europa auf, ihr gemeinsames Engagement zu erneuern: In die postsäkulare Kultur den Geist des christlichen Humanismus einzubringen und damit einen Beitrag zu leisten, einem geeinteren Europa Leben und Gestalt zu geben.

Der bekannte Theologe und Philosoph Tomas Halik, persönlicher Freund von Vaclav Havel, Jaroslav Sebek, Mitglied des Historischen Instituts der Akademie der Wissenschaften der Tschechischen Republik, und Pavel Fischer, vielversprechender tschechischer Politiker, werden zusammen mit Verantwortlichen und Vertretern verschiedener Bewegungen, Gemeinschaften und Organisationen die Tagung mit Beiträgen und Zeugnissen eröffnen. Die Tagung in Prag hat sich ein hohes Ziel gesteckt: An ein anderes Europa zu erinnern, an das Europa der großen Hoffnungen und Verheißungen, die aus dem reichen Erbe einer ethnischen, sozialen und kulturellen Vielfalt hervorgehen, die nach Gemeinschaft und Dialog strebt.

Das Ereignis in Prag wird so zu einer wichtigen Etappe in der Geschichte von Miteinander für Europa, das sich unermüdlich für ein von Einheit, Gerechtigkeit und Geschwisterlichkeit geprägtes Europa einsetzen möchte. Es wird auch eine gute Gelegenheit sein, um sich gemeinsam auf die nächsten Wahlen zum Europäischen Parlament vorzubereiten.

Den Abschluss der Begegnung wird ein offener Abend bilden, mit der Teilnahme von Repräsentanten der Bewegungen und Gemeinschaften aus verschiedenen Kirchen, die in Tschechien vertreten sind.

Adresse: Mariapolizentrum, Mladoboleslavská 667, 190 17 Praha 9 – Vinoř, Tschechische Republik  – Tel. +420 286 007 711; email: cmpraha@espol.cz  www.centrummariapoli.cz

Beatriz Lauenroth

Foto: Canva

 

Die Wahrheit siegt

Europa lebt von den Ideen, aus denen es entstanden ist

Zur Vorbereitung auf das Treffen des Trägerkreises von Miteinander für Europa, hier drei Fragen an Jiři Kratochvil aus Prag, Experte für den Dialog zwischen den verschiedenen europäischen Kulturen.

Das nächste Treffen des Trägerkreises von „Miteinander für Europa“ findet in Prag statt, Land der „Hussiten“, des „Prager Frühlings“ und der „Samtenen Revolution“. Die große Geschichte des tschechischen Volkes wird den Rahmen zum Dialog unter den Teilnehmern bilden. Wir kann man diese Geschichte vertieft verstehen?

Es ist eine bewegte Geschichte, gekennzeichnet von großen idealistischen und spirituellen Aufbrüchen, von der Suche nach Gerechtigkeit und Wahrheit, die aber oft in große Ernüchterung endete. Dies war gerade bei den drei erwähnten Ereignissen der Fall: Die hussitische Bewegung entbrannte nach dem Tod des Priester Jan Hus, der 1415 auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurde und der für seine Anhänger als Märtyrer für die Wahrheit galt. Leider haben die darauffolgenden Kriege, in denen es nicht mehr um die Wahrheit, sondern um Macht ging, das Land komplett verwüstet. So auch viele Jahrhunderte später, 1968, als die Hauptakteure des „Prager Frühlings“, die mit der begeisterten Unterstützung der ganzen Nation – so etwas hatte es zuvor nie gegeben – ein sozialistisches Regime mit einem „menschlichen Gesicht“ errichten wollten, das frei sein sollte von den Lügen und Grausamkeiten der nahen Vergangenheit. Leider wurde diese Hoffnung von den Raupen der Panzer vernichtet und machte einer allgemeinen Resignation Platz, die auch durch das heldenhafte Opfer von Jan Palach (einem Studenten, der sich aus Protest lebendig verbrannte) nicht zum Stillstand kam.

Und dann 1989 die „Samtene Revolution“, an die sich viele von uns noch gut erinnern; sie stand unter dem Wort ihres Hauptprotagonisten, Vaclav Havel: „Liebe und Wahrheit müssen über Lüge und Hass siegen.“ Niemand ahnte jedoch, dass ein so langer Kampf folgen werde: Die geistigen Früchte der ersten Monate, die man bei den Kundgebungen auf der Strassen und Plätzen so stark wahrgenommen hatte, wurden immer geringer weil sie vom Pragmatismus einer „Technologie der Macht“ ersetzt wurden.

Die Fahne des Präsidenten der Tschechischen Republik trägt den Schriftzug „die Wahrheit siegt“. Allerdings wurde die ursprüngliche Version – „Gottes Wahrheit siegt“ – abgeändert. Wir aber sind sicher, dass am Ende der Geschichte Seine Wahrheit siegen wird. Aber vielleicht muss sie zuvor noch manche Niederlage erfahren, wie uns die Geschichte (nicht nur die tschechische) lehrt, aber das entbindet uns nicht von der Pflicht, stets auf Seiner Seite zu stehen, auf der Seite Seiner Wahrheit.

„Miteinander für Europa“ möchte einen Beitrag zur Förderung der Einheit zwischen Ost- und Westeuropa leisten. Welche Rolle fällt dabei der Tschechischen Republik zu?

Aufgrund seiner zerrissenen religiösen Geschichte ist die Tschechische Republik ein sehr säkularisiertes Land. Die Mehrheit seiner Bevölkerung will sich nicht mit einer Kirche identifizieren. Aber das heißt nicht, dass sie atheistisch ist; erstaunlicherweise geht die Zahl derer, die sich als Atheisten bezeichnen, immer mehr zurück. Unter den Menschen, unter den Jugendlichen und auch unter den Intellektuellen gibt es eine starke Sensibilität für spirituelle und kulturelle Werte. Das kam zum Beispiel 2009 beim herzlichen Empfang, den die akademische Gemeinde von Prag Papst Benedikt XVI bereitet hat, zum Ausdruck. Vielleicht hat gerade diese Begegnung den Papst bewogen, einen „Vorhof der Völker“  als Raum für den Dialog mit der „säkularisierten“ Welt einzurichten.

Als Christen verschiedener Kirchen, die untereinander vereint sind, gemeinsam nach möglichen Formen dieses Dialogs zu suchen, das könnte eine Aufgabe für Miteinander für Europa sein. Säkularisierten Laien mit unterschiedlichen Merkmalen und Zügen gibt es in ganz Europa. Tschechien könnte zu einer kleinen „Werkstatt“ der Begegnung mit ihnen werden.

Mit dem Blick auf die Zukunft Europas, welche weitere Herausforderungen zeichnen sich ab auf dem Weg zum angestrebten Ziel, der Einheit?

Eine sehr schwierige Frage, deren Antwort mir zwar nicht einfach, aber gleichzeitig auch logisch erscheint. Man sagt, dass jede Nation – und dies gilt auch für einen Kontinent – von den Ideen lebt, aus denen sie entstanden ist. Man braucht sich nur in Erinnerung zu rufen, woraus das Europa, in dem wir heute leben, hervorgegangen ist: aus Jerusalem (Glaube), aus Athen (Vernunft) und aus Rom (Recht). Auf diesem sicheren Fundament sind seine kulturelle, spirituelle und materielle Größe und sein Reichtum gewachsen. Heute stehen wir vor der Situation einer Völkerwanderung, ähnlich wie die zu Beginn des Mittelalters: Die größte Herausforderung besteht darin, mit dem Anderssein der Neuankömmlinge, die sicherlich viele sein werden, leben zu können, denn die Migrationsströme werden nicht nur aus politischen und wirtschaftlichen Gründen, sondern vor allem aus klimatischen Gründen anhalten.

Wir dürfen uns nichts vormachen: Europa, wie wir es kennen, wird früher oder später verschwinden, nicht zuletzt wegen der sinkenden Geburtenraten. Wir Christen müssen die „kreative Minderheit” bilden und zu diesen starken Wurzeln unserer Tradition und zu allen wahren Werten, die daraus hervorgegangen sind, zurückkehren, ohne uns jedoch den neuen Impulsen zu verschließen. Auf dieser spirituellen Grundlage können wir mit der Gnade Gottes, um die es immer zu beten gilt, die neue Einheit des neuen Europas suchen.

Jiři Kratochvil, Jahrgang 1953, Wirtschaftsstudium in Prag. Er hat viele Jahre in den Finanzabteilungen von verschiedenen staatlichen Unternehmen gearbeitet. Nach dem Fall des Kommunismus hat er der Caritas beim Wiederaufbau geholfen. Er hat in Kanada, Italien und Deutschland gelebt, sowie in Tschechien und in der Slowakei. Derzeit arbeitet er in Prag als Übersetzer in der tschechischen Bischofskonferenz.

Foto: Prag: ©Canva; Jiři Kratochvil: privat

Der Stephansdom Wien im Zentrum Europas

Ökumenisches Gebet für Europa. Am 9.11.2017 stand der Stephansdom im Zentrum Europas. 

Sichtbar, einladend, europäisch – so präsentierte sich heute Abend das „Ökumenische Gebet für Europa“ im Stephansdom in Wien.

Im Herzen der österreichischen Hauptstadt waren am Vorabend ihres jährlichen Kongresses Menschen der christlichen Netzwerkorganisation Miteinander für Europa und aus ganz Österreich zusammengekommen. Ihr Anliegen: Einheit und Versöhnung der verschiedenen Konfessionen und Kulturen sowie Solidarität und Integration in Europa.

Mit Christoph Kardinal Schönborn, der eine ökumenische Schar geistlicher Würdenträger anführte, versammelten sich Hunderte von Menschen unter dem  Lettner-Kreuz im Dom, Erinnerung an die Opfer der zwei Weltkriege. „Von uns wird heute nicht erwartet, dass wir in Europa herrschen, sondern dienen“, unterstrich der Kardinal in seiner Ansprache.

In starker Verbundenheit erklang dann das feierliche Gebet um ein Miteinander von Kulturen, Generationen und um den Frieden. ” „Das Gebet war ein vielsprachiges, sichtbares, europäisches Hoffnungszeichen“, sagte  ein  Teilnehmer des Abends. „Es gibt Mut für die Zukunft.“

Video Ökumenisches Gebet Stephansdom>

Beim anschließenden Empfang unterstrichen Landessuperintendent Thomas Hennefeld (s. u. Text zum Herunterladen), Vorsitzender des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ), und Jörg Wojahn, Leiter der Vertretung der Europäischen Kommission in Österreich, die christlichen Werte als Basis für ein geeintes Europa. „Wir brauchen jeden“, lud der Vertreter der EU die Anwesenden mit Nachdruck ein.

Nach dem 9.11. 1938 (Reichspogromnacht),  dem 9.11. 1989 (Fall der Berliner Mauer) wird der 9.11.2017, Tag des ökumenischen Gebets, vielleicht eine bedeutende Etappe auf dem Weg des Miteinander und ein Zeichen für Europa?

Zum Herunterladen: Grußwort von Landessuperintendent Thomas Hennefeld – MfE Wien, 9.11.2017>>

Beatriz Lauenroth;  Foto: Annemarie Baumgarten

 

555 Jahre!

„Verborgene Schätze“ in Wien

31.10.2017 = 555 Jahre! Ich verrate das Geheimnis: 500 Jahre = Luthers Reformation; 50 Jahre = so alt bin ich an diesem Tag geworden! 5 Jahre = so lange lebe ich in Österreich.

Als ich diesen sympathischen Zusammenfall  von Ereignissen feststellte, fragte ich mich: Wie kann ich meinen Geburtstag feiern und meine persönliche Geschichte mit jener der Ökumene in Beziehung bringen?

Ich bin Schweizerin, meine Mutter gehört der reformierten Kirche an, mein  Vater ist katholisch. Wir Kinder wurden in der reformierten Kirche getauft, aber dann haben wir unterschiedliche Wege eingeschlagen. Ich trat als Kind der Katholischen Kirche bei. Dieser lebensgeschichtliche Hintergrund erklärt wohl auch, warum die Leidenschaft für die Einheit der Kirche in mir so gross ist. Heute lebe ich in einer Gemeinschaft der Fokolarbewegung in Wien.

Bei einem Treffen  über geweihtes Leben im ökumenischen Lebenszentrum in Ottmaring (bei Augsburg) mit dem emeritierten lutherischen Bischof Herwig Sturm, durfte ich «Luther» mit Bildern, Worten und Tanz (von Beruf bin ich Tänzerin) vorstellen. Warum dies nicht an meiner Geburtstagsfeier wiederholen?

 

Mehr als 60 Gratulanten fanden sich am 29. Oktober „Am Spiegeln“, dem Begegnungszentrum der Fokolare in Wien, ein. Anstatt mir Geschenke zu bringen, haben sie meinem Wunsch entsprochen, für die Übersetzungskosten beim bevorstehenden europäischen Trägerkreis-Treffen von Miteinander für Europa, im selben Zentrum in Wien, einen Beitrag zu leisten.

Welche Freude dann, den gesammelten Betrag persönlich dem internationalen Komitee überreichen zu können!

Roswitha Oberfeld, Wien

Der Trägerkreis von Miteinander für Europa tagt in Wien

2017 trifft sich der Trägerkreis des Netzwerkes zu seinem jährlichen Kongress (9.-11. November) in Wien, Tor zwischen Ost und West des europäischen Kontinents

Es werden ca. 120 Teilnehmer aus rund 20 west- und osteuropäischen Ländern und 40 Bewegungen erwartet, um sich vor allem über drei Themen auszutauschen:

  1. Welche Kultur entsteht aus der Geschichte des Miteinander für Europa?
  2. Worin besteht unser spezifischer Beitrag zu Europa?
  3. Dialog zwischen Ost und West: eine gegenseitige Bereicherung

Von England bis Russland, von Portugal bis Griechenland spannt sich das Netz der Menschen, die mit diesem Treffen die Gemeinschaft unter ihren Charismen erneuern wollen. Ihr gemeinsamer Auftrag: ein geeintes und vielfältiges Europa mit starker sozialer Bindekraft und kultureller Vielfalt aufzubauen.

Am Ankunftstag, dem 9. November 2017, findet im Stephansdom ein ökumenisches Gebet für Europa statt, zu dem jeder eingeladen ist, der sich den Frieden in Europa und in der Welt wünscht.

Gemeinsam mit Christoph Kardinal Schönborn, Erzbischof von Wien, mit Weihbischof em. Helmuth Krätzl, mit Bischofsvikar Ivan Petkin, bulgarisch-orthodoxe Kirche in Österreich, mit Chorepiskopos Emanuel Aydin, syrisch-orthodoxe Kirche in Österreich, mit Patriarchaldelegat P. Tiran Petrosyan, armenisch-apostolische Kirche, und mit Revd. Patrick Curran, Bischofsvikar der östlichen Diözese der Anglikanischen Kirche in Europa, werden die Anwesenden Nöte und Chancen unseres Kontinents vor Gott bringen. Das Gebetsanliegen ist aktueller denn je: Einheit in Vielfalt, Friede in Gerechtigkeit.

Ein Grußwort haben zugesagt: Thomas Hennefeld, Landessuperintendent der Evangelisch-reformierten Kirche in Österreich und Vorsitzender des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich, sowie Jörg Wojahn, Leiter der Vertretung der Europäischen Kommission in Österreich.

 

Mut, Europa!

Treffen des Trägerkreises von Miteinander für Europa: 129 Teilnehmer aus 13 europäischen Ländern sind vom 10. bis 12. November 2016 im internationalen Bildungszentrum der Fokolar-Bewegung in Castel Gandolfo bei Rom zusammen gekommen. Acht Sprachen mit vier Simultanübersetzungen: die Vertreter von 39 christlichen Bewegungen und Gemeinschaften haben – wie es einer von ihnen ausgedrückt hat – ein “kleines Pfingstwunder” erlebt.  

Alle Kongressteilnehmer – Verantwortliche oder Vertreter der jeweiligen Bewegung / Gemeinschaft –  waren noch voller Dankbarkeit und Freude über das Ereignis in München im vergangenen Juni-Juli. Und alle sind davon überzeugt: wenn uns vor einem Jahr während des gleichen Treffens in Holland die Nachricht vom Attentat in Paris erreicht hatte, wenn sich vor der Veranstaltung in München der Brexit und in diesen Tagen die Herausforderung nach dem Wahlergebnis in den USA ergeben hat, dann braucht es wirklich mehr denn je das Miteinander für Europa!

Jetzt drängt die Frage: wie wird der Weg des Miteinander in Zukunft aussehen? Welche konkreten Schritte gilt es in den einzelnen Gemeinschaften und Bewegungen, in den Nationen und im Miteinander für Europa zu gehen?

Das Treffen war von diesbezüglichen Anregungen und Vorschlägen charakterisiert. Aus Vorträgen, Gesprächen, persönlichem Austausch und Gruppenarbeit haben sich einige Ideen für das Jahr 2017 entwickelt. Hier nur zwei davon:

  • Am 25. März 2017 jährt sich zum 60. Mal die Unterzeichnung der “Römischen Verträge”, der als einer der wichtigsten historischen Momente im Prozesses der europäischen Integration gilt. Bedeutende Politiker werden sich im Campidoglio in Rom treffen. Miteinander für Europa möchte durch eine Gebetsvigil am Vorabend seine Teilnahme ausdrücken und den Politikern bereits vorab ein Dokument zukommen lassen, in dem es seine Vorstellung von Europa darlegt. Es wäre wünschenswert, dass sich ähnliche Initiativen in europäischen Städten ereignen, in denen das  Miteinander existiert.
  • In diesen Tagen kam unter anderem der Wunsch auf, “Räume der Begegnung” zu schaffen. 2017 möchte man die Gemeinschaft unter den Bewegungen auf Ortsebene intensivieren und erneut ein “Programm für die Städte” anbieten.

Einige Echos während und nach dem Treffen:

Elke Pechmann (Offensive Junger Christen OJC eV.): “Miteinander für Europa ist weder Luxus noch eine hinzugefügte Aufgabe, sondern eine beachtliche Investition für die Gegenwart und die Zukunft Europas.”

Larisa Musina (Trasfiguration Fellowship of Minor Orthodox Brotherhoods, St. Philaret, Moskau): “Um echte Freunde zu werden, muss man sich gut kennen. Wir werden den Dialog zwischen den Ländern im Osten und Westen Europas erweitern. Zusammen mit anderen Ländern Osteuropas haben auch wir Russen dem Westen viel zu geben.”

Pavel Snoj (Fokolar-Bewegung, Slowenien): “Wenn wir wieder in unser Land zurückgekehrt sind, werden wir alle anderen Bewegungen in Slowenien von unserem Treffen hier in Kenntnis setzen. Wir werden dazu auch zwei Bischöfe – je aus der katholischen und der lutherischen Kirche – einladen, damit auch sie wissen, dass sich Laien gemeinsam mit den Kirchen in Europa für eine bessere Zukunft des Kontinents organisieren.”

Selomi Zürcher (JAHU, Schweiz), als Sprecherin der Jugendlichen ihrer Arbeitsgruppe: “Wir empfinden die Zukunft Europas als unsere Sache. Wir wissen die Erfahrung und die Weisheit der Erwachsenen zu schätzen; wir bitten sie uns Vertrauen zu schenken und die Bereitschaft, auch von uns etwas zu lernen. So kann das Europa unserer Väter auch das Europa der Kinder werden.”

Constanze Wolf (Fokolar-Bewegung, Deutschland): “Wie gerne möchte ich meine Begeisterung für das Miteinander anderen Jugendlichen weitergeben! Ich habe begonnen in der Pfarrei und auf Arbeit davon zu berichten, und ich hoffe, dass wir im nächsten Jahr – in Wien, wo das nächste Treffen geplant ist – zu mehreren sein werden.”

Eines ist gewiss: mehr denn je ist die Erfahrung von Versöhnung und Freundschaft von Menschen aus dem Miteinander für Europa gefragt, damit die “Partitur im Himmel” – wie Chiara Lubich es ausgedrückt hat – entdeckt werden kann.

Das nächste Treffen des Trägerkreises von Miteinander für Europa findet vom 9. – 11. November 2017 in Wien statt.

Beatriz Lauenroth

Treffen des “Trägerkreises Miteinander für Europa” 2015

Vom 12. bis 14. November 2015 fand im Mariapoli-Zentrum Marienkroon in Nieuwkuijk (Holland) das jährliche Treffen des Trägerkreises statt.

101 Teilnehmer von 39 Bewegungen und Gemeinschaften aus 12 europäischen Ländern haben sich gemeinsam mit verschiedenen Aspekten der Veranstaltung ‚München 2016 befasst. Dazu gehört der Kongress im Circus Krone – Bau vom 30. Juni bis 1.Juli 2016 und die Kundgebung auf dem Karlsplatz Stachus am 2. Juli 2016.

Eine allgemeine Vorstellung enthält die Broschüre, die auf dieser Homepage zu finden ist. Spezielle Informationen über den Kongress für Vertreter der Bewegungen und Gemeinschaften enthält der Flyer, der ebenfalls auf der Homepage erscheint. Dort wird es auch nach und nach genauere Hinweise bezüglich der Kundgebung am 2. Juli geben.

Die Foto-Gallerie zeigt die Atmosphäre, das Engagement, die Zusammenarbeit während der Tage in Marienkroon. Auch die Betroffenheit der Teilnehmer aus Frankreich wegen der Pariser Attentate wurde zutiefst geteilt. Die Nachricht war gerade während des Treffens eingetroffen.

das internationale Sekretariat

Der Trägerkreis von Miteinander für Europa in Planina (Slowenien)

Der Trägerkreis von Miteinander für Europa in Planina (Slowenien)

Auszüge eines Informationsbriefes über das jährliche Treffen zur Vorbereitung des europäischen Events 2016 in München (Bayern)

108 Teilnehmer aus 14 Nationen und 41 Bewegungen und Gemeinschaften hatten vom 13. bis 15. November 2014 in der slowenischen Gemeinde Planina ein sehr intensiv und konstruktives Treffen. Es entstand eine neue Leidenschaft gemeinsam für ein geeintes Europa zu arbeiten.

Hauptthema des Treffens war es, in München/Bayern (Deutschland) vom 30. Juni bis 2. Juli 2016 eine Veranstaltung in zwei Etappen zu planen: einen Kongress im Zirkus-Krone-Bau und eine Kundgebung im Freien auf einem großen Platz. Man spürte, dass es dringlich ist, sich sofort an die Arbeit zu machen, damit der Event zum Ausdruck des Lebens in den Städten wird. Eine großen Teilnehmerzahl soll erreicht werden, indem man möglichst viele einbezieht und einlädt.

Kernpunkt der Veranstaltung soll ein bedeutungsvoller Akt der Versöhnung als Ausdruck der starken Sehnsucht nach Einheit sein: Miteinander für Europa kann dabei eine zentrale Rolle spielen aufgrund der vielfältigen Erfahrungen, die in ganz Europa im Gange sind, vor allem zwischen Angehörigen verschiedener Kirchen. In dieser Hinsicht möchte die Veranstaltung 2016 eine grundlegende Etappe auf dem Weg zur Gedenkfeier der 500 Jahre lutherischen Reformation im Jahre 2017 sein, indem es sich als prophetisches Zeichen eines versöhnten und geeinten Europas zeigt.

Der Kongress

Er wird von Donnerstag, 30. Juni bis Freitag, 1. Juli 2016 im Zirkus-Krone-Bau in München stattfinden. Es stehen 2.500 Plätze zur Verfügung. Eingeladen sind Verantwortliche aus den 300 Bewegungen, die an Miteinander für Europa beteiligt sind.

Der Kongress möchte ein bevorzugter Moment sein, um unter Bewegungen und Gemeinschaften den Elan zu stärken, sich für ein Mehr an Eintracht, Rücksicht und Solidarität einzusetzen und Projekte zu entwerfen, die bei der Kundgebung auf dem Platz mitgeteilt werden sollen.

Für den Kongress sind vorgesehen: Plenarversammlungen; ca. 15 – 20 Foren als Raum für den Dialog zwischen Bewegungen und Gemeinschaften im Blick auf aktuelle Themen; Podien in denen mit Hilfe von „Experten“ aus Kultur, Politik, Sport, Kunst usw. einige der Herausforderungen in unserer heutigen Gesellschaft besprochen werden sollen.

Die Kundgebung

Sie findet am Samstag, 2. Juli, hoffentlich auf dem Marienplatz, dem Hauptplatz im Zentrum von München statt. Es ist im Gespräch, sich möglichst am Morgen nach Sprachgruppen in verschiedenen naheliegenden Kirchen zu treffen, um dann von überall her auf den Platz zu kommen. Dort beginnt gegen 11.30 Uhr das Hauptprogramm von ca. 90 Minuten. Es sind kurze Statements, symbolische Gesten und Zeugnisse vorgesehen. Nach der Mittagspause soll es für ca. 2 Stunden auf dem gleichen Platz mit einem “kreativen Programm” weitergehen.
Gestärkt durch die Erfahrung des Miteinanders und der Zusammenarbeit inmitten nationalistischer und konfessioneller Tendenzen die in Europa existieren, wollen wir ein Modell der Einheit in Vielfalt anbieten. Vor allem möchten wir Zeugnisse der Versöhnung und Erfahrungen von „versöhnten Kulturen“ weiterschenken, die helfen können, die Zukunft verantwortungsvoll zu gestalten.

Man möchte in das Projekt alle Länder Europas einbeziehen (von Nord nach Süd, von Ost nach West), die vertretenen Kirchen, die verschiedenen Generationen. Jeder ist eingeladen keine „Inspiration“ fallen zu lassen und alle Ideen und persönlichen Kontakte zu nutzen.

Um diese Ideen zu verwirklichen, sollten von jetzt an bis 2016 in allen Städten, in denen Miteinander für Europa vertreten ist, die Kontakte intensiviert werden, um konkret miteinander einen Weg der Versöhnung zu gehen , der von einem Weg des Gebets begleitet wird, Wichtig ist auch der Vorsatz, nicht nach München zu gehen, um zu empfangen, sondern um zu geben. Durch den Beitrag eines jeden kann im Miteinander das Europäische Bewusstsein wieder aufleben und erstarken, so dass sich unser Kontinent in einer dynamischen Realität als nicht in sich geschlossen sondern für andere offen zeigt.

Der Event soll wirklich Frucht von allen sein! Wer Informationen und Material anfordern oder eigene Ideen bezüglich Ausführung und Inhalten der Veranstaltung einbringen möchte, kann sich an das internationale Sekretariat wenden: admin@together4europe.org

Wer einen finanzieller Beitrag für die Durchführung geben will, kann ihn auf Konto von Miteinander für Europa unter Angabe des Verwendungszweckes: „Spende für den Event München 2016“, überweisen: Banca Prossima Italien, Empfänger PAMOM, IBAN IT37O0335901600100000113319 – SWIFT: BCITITMX771.

Bald wird eine Broschüre in verschiedenen Sprache erscheinen, die dabei helfen kann umfassend und weit gestreut zu informieren und so möglichst viele Personen einzuladen.
Die laufenden Nachrichten können auf dieser Webseite verfolgt werden.

Der Trägerkreis in Paris

Der Trägerkreis in Paris

Der Trägerkreis von Miteinander für Europa hat sein jährliches Treffen vom 7. bis zum 9. November in Paris durchgeführt. Im geschichtsträchtigen Rahmen von Montmartre haben sich 125 Verantwortliche aus 46 Bewegungen und Gemeinschaften verschiedener Kirchen versammelt. Die vertretenen 13 europäischen Länder reichten von Russland bis nach Portugal, von Dänemark bis nach Slowenien.

Als Thema stand das „Ja zu den Armen und Ausgegrenzten“ auf der Tagesordnung, das in der Botschaft von Stuttgart 2007 formuliert worden ist.Die zahlreichen Beitrage haben gezeigt, wie sehr den Bewegungen und Gemeinschaften der Einsatz für die Bedürftigsten und ihre Beteiligung am Herzen liegt. Es geht nicht nur um konkrete Solidarität, sondern auch um Freundschaft und Geschwisterlichkeit.

Eine ungeheuer dichte Stunde schenkte Jean Vanier, Gründer der Arche. Er begann seine Erfahrung mit dem Gleichnis in dem Jesus das Reich Gottes als königliches Hochzeitsmahl schildert. Die geladenen Gäste sind mit anderem beschäftigt und so schickt der König seine Diener, um alle Lahmen und Behinderte entlang der Hecken und Wegkreuzungen einzuladen. „Genau das habe ich in meinem Leben umzusetzen versucht“. Jean Vanier widmet sich insbesondere Geistig-Behinderten „dem unterdrückten Volk“. „Sie haben mich verändert; ich habe verstanden, dass das Himmelreich ihnen gehört.“ Heute gibt es 140 ökumenische und interreligiöse Gemeinschaften, in denen „Gebrechliche und Starke“ zusammen leben.

An jedem Morgen der Tagung beginnt man mit einer Gebetszeit. Nach einer evangelischen und katholischen folgt eine orthodoxe mit einem Chor.

Sehr lebendig tauscht man sich über den bisher zurückgelegten Weg, mit den drei großen Veranstaltungen Stuttgart 2004, 2007 und Brüssel aus und berät über den nächst anstehenden Schritt. Der Ausdruck Chiara Lubichs: „Die Partitur ist im Himmel geschrieben“ ist in lebendiger Erinnerung geblieben und im gegenseitigen Hinhören wird deutlich, dass die wertvollste Erfahrung in diesem Miteinander die tiefe Gemeinschaft ist, die unter den Bewegungen und Gemeinschaften der verschiedenen Kirchen entstanden ist. Gerade dieses „gemeinschaftliche Zeugnis von Christen“ hat zu Initiativen in Politik und Gesellschaft geführt, die heute in Europa nötig sind, „damit die Welt glaubt“.

Einvernehmlich plant man für 2016 einen Kongress- vermutlich in einer Stadt Deutschlands –, um ein Zeichen zu setzen und den bisher im Miteinander zurückgelegten Weg sichtbar zu machen.

Es herrscht eine feierlicher Atmosphäre, als man Gott im Gebet diese neue Etappe anvertraut und untereinander den Bund der gegenseitigen Liebe erneuert.

Das Leitungskomitee wird sich im Mai 2014 im deutschen Dillingen wiedersehen, um den renommierten europäischen St.-Ulrichs-Preis 2014 entgegenzunehmen, der dieses Mal Miteinander für Europa verliehen wird.

In Paris wurde auch die „Kultur der gegenseitigen Gastfreundschaft“ fortgesetzt. Man besuchte die Kapelle im Bahnhof von Montparnasse, die der Gemeinschaft St. Egidio anvertraut ist, um gemeinsam miteinander zu beten und ihre Aktion im Herzen von Paris kennen zu lernen.

Bereits im Vorfeld des Treffens besuchten einige die, von Pierre Goursat e Martine Laffitte-Catta gegründete Kommunität Emmanuel und andere den Sitz von Acer-Mjo (Aktion christlicher russischer Studenten ) einer Orthodoxen Jugendbewegung.

Gabri Fallacara