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Der unsichtbare „Green Pass“

Der unsichtbare „Green Pass“

Die Realität im Lichte der Berufung betrachten, um gemeinsam die Zeichen der Zeit zu lesen, zu verstehen und entsprechend zu handeln – Miteinander für Europa kommt zusammen

Am Eingang wird alles kontrolliert: der Impfausweis „Green Pass“, die Körpertemperatur, die Mund- und Nasenschutzmaske und die notwendigen 1,5 m Abstand. Aber das ist noch nicht alles. Jeder Anwesende hat einen unsichtbaren “Green Pass”: es ist das Ja zur Berufung im „Miteinander“ in Treue zum “Pakt der gegenseitigen Liebe”. Es ist klar, dass unsere Welt vor noch nie dagewesenen Herausforderungen steht, so dass es fast eine Verpflichtung ist, zusammenzustehen, zusammenzuarbeiten und sich gegenseitig zu unterstützen. Für niemanden ist es einfach, dies alles zu organisieren. Marco Impagliazzo, Präsident der Gemeinschaft Sant’Egidio, macht deutlich: “Ich danke Ihnen, dass Sie so beharrlich an meine Tür geklopft haben; deshalb bin ich hier.” Jeder hat etwas hinter sich lassen müssen: drängende Verpflichtungen oder Sorgen wegen der vielen Reisen, wie Pater Juan Pablo Catoggio, der an der Spitze des Schönstatt-Präsidiums steht.

Wir befinden uns beim Treffen des Leitungskomitees von MfE  im Internationalen Zentrum der Fokolar-Bewegung in Castel Gandolfo mit einigen der wichtigsten Leitern der Gemeinschaften und Bewegungen verschiedener Kirchen – darunter Hansjörg Kopp (Generalsekretär CVJM Deutschland) und Martin Bühlmann (Vineyard Schweiz und Deutschland). Nach einem Tag des Austauschs und der Arbeit wird die Online-Verbindung mit den verschiedenen Zuschaltungen des ökumenischen Netzwerks erwartet, um die gemeinsame Mission für Europa zu erneuern. So legt es auch der Titel der Konferenz nah: von der Polarisierung zur versöhnten Vielfalt durch Versöhnung.

Margaret Karram, Präsidentin der Fokolar-Bewegung, kommt wegen des Berufsverkehrs zu Fuß. Sie bedankt sich und gesteht sofort, dass sie gekommen ist, um von anderen zu lernen. Der Gedankenaustausch in einer Zeit der Pandemie, die gemeinsamen Zweifel und die Herausforderungen, denen man sich stellen muss, machen das Treffen zu einer Schule der Gemeinschaft. Niemand scheint Eile zu haben. Auch Jesús Moran, Co-Präsident der Fokolar-Bewegung, bleibt zum Mittagessen. Es ist ihm wichtig, sich besser kennen zu lernen, Ideen und Standpunkte zu klären.

Am Morgen des lang ersehnten 6. November öffnet sich der “ZOOM” von Castel Gandolfo aus auf ganz Europa.  Nach einem Moment der Meditation und des Gebets beginnt die Reise von Ost nach West, von Nord nach Süd unseres Kontinents. Menschen mit dem “Green Pass” des Miteinander in der Tasche versuchen, aufeinander einzugehen, und setzen damit Zeichen der Hoffnung. Diese bilden den Rahmen für die zwei thematischen Hauptbeiträge von Gerhard Pross, Moderator von Miteinander für Europa, und von Margaret Karram. Hier der Text ihrer Beiträge:

Gerhard Pross “Der prophetische Auftrag von Miteinander für Europa” >>
Margaret Karram “Botschaft der Versöhnung inmitten der Polarisierung” >>

Das Abendgebet, das in vier Sprachen verfasst ist, mündet in den “Pakt der gegenseitigen Liebe” (nach Joh 13,34), der in vielen Sprachen erneuert wird.

In den Chats bündelt sich der Dank für die Zeugnisse und für die vielen ermutigenden Beiträge: “Eine starke Botschaft, die gleichzeitig voller Hoffnung ist mit der Gewissheit, dass der Gott der Geschichte mit uns ist, in unserer Mitte, wenn wir uns auf seinen Weg der Einheit begeben”. Jemand drückt sich poetisch aus: Miteinander für Europa erscheint wie “ein karstiger Fluss, den man nicht sehen kann, weil er unterirdisch fließt. Aber er ist immer in Bewegung, unterhöhlt, verbindet sich mit anderen Wassern und kommt dann wieder an die Oberfläche. Wir wissen nicht wo und wann, aber er verändert das Gebiet, das er durchquert”.

Dann verabschieden sich die Teilnehmer. Die Bildschirme werden dunkel. Wir hoffen, dass wir 2022 alle persönlich in Portugal sehen werden, wo wir viele neue Erfahrungen sammeln werden. Unser ‘Green Pass’ berechtigt uns, an alle Grenzen zu gehen – wie Gerhard Pross es formuliert – und “hilft uns, eine breitere und vollständigere Perspektive des Reiches Gottes zu bekommen”.

Margaret Karram fasst zusammen: “Die versöhnte Vielfalt, an die wir glauben, weil wir sie bereits erlebt haben, kann den neuen Schritt von Miteinander für Europa für die kommenden Jahre markieren. Sie kann das Programm angeben, auf das wir unser Leben und Handeln ausrichten.” Und dies ist ein Programm, das weit über Europa hinausgeht.

Ilona Tóth  

Von Polarisierung und versöhnter Vielfalt

Von Polarisierung und versöhnter Vielfalt

„Wir sehen in der Polarisierung unserer Gesellschaft eine der größten Herausforderungen Europas und der Welt“ erklärt das Vorbereitungsteam der internationalen Versammlung des Trägerkreis von Miteinander für Europa, die am Samstag, den 6. November 2021, stattfinden wird.

„An diesem Tag werden Ursachen thematisiert und Lösungen gesucht“, berichtet das Team. So ist es kein Wunder, dass die diesjährige Zusammenkunft unter dem Titel: „Polarisierung – Versöhnung – Versöhnte Vielfalt“ steht.

Das Anliegen wird in Beiträgen aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet und vertieft.

Einen Blick aus einem extra-europäischen Background wird Margaret Karram, die neue Präsidentin der Fokolar-Bewegung, geben. Sie ist in Haifa (Israel) geboren; ihr Lebensweg ist von Anfang an vom Dialog in einem Kontext religiöser und kultureller Verschiedenheit geprägt;  2013 wurde ihr der Mount-Zion-Award für Versöhnung verliehen.

Ein weiteres Basisreferat wird Gerhard Pross, CVJM Esslingen, halten.

Nationale Komitees aus vielen Teilen Europas werden von ihrem Engagement vor Ort berichten.

Ebenso wichtig ist es jedoch, dass sich die Kongress-Teilnehmer mit Erfahrungen und Ideen in Gruppengesprächen einbringen. Im Miteinander erfahren sie immer wieder ein besonderes Licht auf der Suche nach neuen Wegen – diesmal, „um europaweit von Polarisierung zur versöhnten Vielfalt zu kommen“.

Das Treffen findet pandemiebedingt in hybrider Form statt. Eine kleine Gruppe wird in Castel Gandolfo (Rom) zusammenkommen, und von dort aus die übrigen Teilnehmer via Zoom zu empfangen.

Cornelia K. Brand

Foto: Pixabay / Canva