Schritt für Schritt, Begegnung um Begegnung

Schritt für Schritt, Begegnung um Begegnung

Das Zusammentreffen von Gruppen und Charismen regt eine neue Form der Kirche an

Etwas Großes, Schönes, Unentdecktes liegt in jedem charismatischen Aufbruch. Dies wurde dem Initiativkreis deutschsprachiger Schönstätter Miteinander für Europa am Wochenende 19. – 20. Februar2022 in Augsburg und München bewusst. Er ging das Wagnis ein, anzuklopfen und einzutreten in Begegnungen von Generationen und Charismen.

Am Freitagnachmittag ließen wir uns im Gebetshaus Augsburg nieder. Der Gebetsraum in der ersten Etage ist lichtdurchflutet und hell auf ein von der Decke hängendes kleines Holzkreuz vor weißem Hintergrund hin zentriert. Vorne die Band mit gut ausgewählten Stimmen, die sich die ersten zwei Verse des Psalms 50 im Wechsel zu singen und in ihrem Wechselgesang zu einem vertiefenden Gespräch über diese Bibelverse übergehen – mitnehmend, ausleuchtend, zu innerem Lobpreis führend.

Am Samstagnachmittag waren wir im Schönstattzentrum München. Gekommen waren vier junge Erwachsene aus dem CVJM München und der Fokolar-Bewegung, daneben alte Hasen aus denselben Bewegungen, die im Miteinander für Europa ihr Lebensthema entdeckt haben. Unsere Ziele: Wir achten auf die Intuition der anwesenden jungen Erwachsenen. / Wir begegnen fremden Generationen und Charismen. / Wir teilen miteinander gläubige Deutungen unserer Begegnung. Unsere Erkenntnis: Das Miteinander für Europa ist eine Verheißung, die uns eine neue Gestalt von Kirche entdecken lässt. Jede dieser Bewegungen ist ein Licht, das der Heilige Geist entzündet hat. Treten sie zueinander, wird ein unentdecktes Land sichtbar, eine Kirche, die sich aus Kirchen aufbaut, Schritt für Schritt, Begegnung um Begegnung.

Am Sonntag wurden wir in den Räumen der christlichen Kirche „Vineyard München“ Zeuge, wie im Rahmen eines Gottesdienstes Menschen ihre Geschichten von in ihrem Leben konkret handelnden Gott erzählen. Wie schön zu wissen, dass Christinnen und Christen jeden Sonntag Kontakt mit dem Gott des Lebens aufnehmen.

Das Bündnis der gegenseitigen Liebe lässt sich konkretisieren im Zugehen auf uns fremde Gruppen und Charismen, die nach Gott in ihrem Leben suchen. Das Bündnis kann einen zentralen Dienst leisten beim gemeinsamen Ergreifen einer neuen Gestalt von Kirche.

P. Hans-Martin Samietz

Foto: Gebetshaus.org / schoenstatt-muenchen.de

Eine Kultur des Miteinanders zeichnet sich ab

Samstag, 9. Dezember 2017, CVJM-Haus in Würzburg:  ca. 100 Personen aus fast 50 in Deutschland aktiven Initiativen, Gemeinschaften und Bewegungen, die dem Miteinander für Europa verbunden sind, kommen zu ihrem nationalen Treffen zusammen.

“Miteinander – wie sonst? So lässt sich für mich überschreiben, was wir an diesem Tag in Würzburg erlebt haben. So viel gemeinsame Wegstrecke, bei der immer wieder aufgeleuchtet ist, was uns verbindet und welche Kraft versöhntes Miteinander hat! In der Tat zeichnet sich hier eine „Kultur des Miteinanders“ ab, der ich von Herzen wünsche, dass sie in unseren Gemeinschaften, in unserem Land, aber auch in ganz Europa Raum gewinnt“, fasst Sr. Nicole Grochowina von der Christusbruderschaft Selbitz, ihren Eindruck von diesem Tag zusammen. Und sie fährt fort: „Und deshalb bin ich ganz dafür, dass wir uns weiter besuchen und Grenzen überschreiten; dass wir in Ost und West neue Freunde finden und dass wir dem Miteinander quer durch Europa weiterhin Gestalt geben – und auch uns davon beschenken lassen.”

Tagesthemen

Neben einem Rückblick auf Miteinander-Erfahrungen stand in diesem Jahr, 18 Jahre nach seiner Gründung, vor allem die Frage nach dem zukünftigen Weg des ökumenischen Netzwerkes im Mittelpunkt der gemeinsamen Überlegungen.

„Die Einheit des Volkes Gottes, besonders hinsichtlich der Frage, wie Ost- und Westeuropa mehr zusammenkommen können, ist eine Herausforderung für den zukünftigen Weg des Miteinanders“, berichtete Gerhard Proß vom kürzlich stattgefundenen europäischen Trägerkreis-Treffen in Wien.

Miteinander – Erfahrungen 

Viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer erzählten spontan über ihre positiven Erfahrungen des vergangenen Reformations-Gedenk-Jahres. Gute Erfahrungen gab es auch mit dem „Gebet für Europa“ anlässlich des 60. Jahrestag der „Römischen Verträge” und im Anschluss an den Versöhnungsgottesdienst der evangelischen und katholischen Kirche in Hildesheim. Roswitha Fürg, Fokolar-Bewegung Solingen, ist „beeindruckt von der Offenheit und Tiefe des Miteinanders, das im Laufe der Jahre gewachsen ist. Die spontanen Berichte der Teilnehmer zeigten, wie Gott an vielen Orten Menschen unterschiedlicher Konfessionen und Gemeinschaften dazu führt, sich für Einheit einzusetzen.“

Früchte des „Miteinander“ nach 18 Jahren

Anhand des Bildes eines Baumes im Wachstum leitete Schwester M. Vernita Weiß, Schönstatt-Bewegung, in einem weiteren Schritt den gemeinsamen Blick auf Früchte des Miteinander für Europa nach 18 Jahren. Angesprochen wurden die tiefen Wurzeln, aus denen ein fruchtbarer Baum der Einheit für Europa gewachsen ist und wächst.

Europa in der Herausforderung – Eine Kultur des Miteinanders

Hinsichtlich eines Europas, das aus politischer Sicht vor vielfältigen Herausforderungen steht, sieht Gerhard Proß den Auftrag von Miteinander für Europa zunächst darin, das Miteinander zu leben und sich vor allem im Gebet für Europa zu engagieren. Allerdings braucht es auch die Unterscheidung der Geister. „In einer Zeit, in der die alten Ungeister, die Europa schon mehrfach in die Katastrophe geführt haben, wieder Urstände feiern, sprechen wir unser Nein zu den Nationalismen und desto klarer unser Ja zum Evangelium, zur Versöhnung und zur Liebe (…) Ja zu einer Kultur der Beziehung und der Bündnisse – Nein zu aller Vereinfachung und zu platten Lösungen. (s. auch Beitrag zum 60. Jahrestag der Römischen Verträge, 24.3.2017 

Schritte auf dem Weg in die Zukunft

Hinsichtlich der nächsten Schritte, teilten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Vorschläge, die sich während dem jährlichen Trägerkreises-Treffen in Wien entwickelt hatten. Besonders angeregt wurden u.a. Begegnungen und gegenseitiges Kennenlernen mit Partnern in Zentral- und Osteuropa sowie die Idee, den 9. Mai (der schon als Europatag gilt) 2018 und 2019 als einen „Tag des Miteinanders für Europa“ in den Städten und Regionen zu feiern.

„Wir haben eine ausgeprägte Atmosphäre der gegenseitigen Wertschätzung und Achtung, aber auch der Ehrlichkeit erfahren“, beschreiben Ehepaar Elisabeth und Hans-Georg Hagmann, Schönstatt-Bewegung, ihren Eindruck. Johannes Golling, Vorsitzender des Julius-Schniewind-Haus e.V. fasst sein Erlebnis des Tages so zusammen: „Das Sich-Begegnen und –Besuchen, das Schließen von Freundschaften, das Aufeinander-Hören und sich öffnen für das, was dem anderen heilig ist, entwickelte in der Vergangenheit eine Dynamik, die an diesem Tag noch einmal an einer Fülle von Beispielen vor Augen geführt wurde“.

Siehe auch die ausführliche Berichterstattung auf der deutschen Homepage >

Text und Foto: Heinrich Brehm 

Und so war es wirklich…

In der Veranstaltung von Miteinander für Europa in München vom 30. Juni bis 2. Juli war wirklich alles enthalten: BEGEGNUNG zwischen unterschiedlichsten Menschen, die sich jedoch einig darüber waren, die ZUKUNFT miteinander anpacken zu wollen. Die Zeugnisse von VERSÖHNUNG haben gezeigt, dass ein gemeinsamer Weg keine Utopie ist. Im Licht dessen, was sich danach in der Stadt – und in anderen Teilen der Welt – ereignet hat, erscheint die Botschaft von Miteinander für Europa notwendiger und aktueller denn je.

Hier einige der Echos von Personen, die die Veranstaltung miterlebt haben (in Orginalsprache):
  • München zeigte ein tiefes echtes Gesicht eines Europa, das sich auf Gott und die Welt öffnet. Es wurde verständlich und erfahrbar: Miteinander geht es, Miteinander aller Charismen und Gaben. Der Glaube, die Liebe und die Offenheit führen zur Entängstigung…
  • Magnifique rassemblement avec le souffle des origines et qui ouvre un nouvel avenir pour Ensemble pour l’Europe. Une lumière et une espérance dans une Europe qui en a bien besoin! Remarquable organisation de nos amis allemands.
  • I am British and have always had a very strong sense of being European, and part of a positive process of unification. It was a challenge coming to Munich a week after Brexit, knowing that everyone would ask my opinion about it. I was initially very sad, but I know that being European and being Christian is a bigger idea than any particular political process or institution, and that unity will go ahead anyway. The positive attitude and support of a very impressive list of Christian leaders was very important and can only further this process. The young people present were a great witness to things already happening , and a hope for a better future.
  • Ho colto la profondità, il desiderio di continuare sempre più insieme per una nuova Europa nel cammino della pace costruita sui valori comuni del dialogo e dell’amore. Non abbiamo paura, andiamo avanti, nella certezza che Dio Amore ci precede sempre, a noi tutti gli sforzi, a Lui la gloria del Suo Amore passato dalle nostre azioni positive.
  • Das Podium „Zukunft der Gesellschaft – Auftrag und Verantwortung der jungen Generation“ erfüllte aber voll und ganz meine Erwartungen: Junge Leute, die von ihrem Glauben und ihrer Jugendarbeit innerhalb ihrer Gemeinschaft berichteten. Mir gefiel es sehr gut, mich endlich mit anderen Jugendlichen, die sowohl ähnliche als auch komplett verschiedene Ansichten als ich hatten, auszutauschen und zu diskutieren.
  • Ho capito che anche i piccoli come me possono fare qualcosa per l’Europa, nella stessa strada dei grandi, per iniziare questa unione spirituale dell’Europa, gli uni per gli altri.
  • Hi everyone, I did watch this wonderful event which was a wonderful way to involve people like me around the world in Unity with all ‘People of Good Will’. God’s choicest blessings on everyone who organised this and those who took part. We are meant to be together and not live selfish lives in isolation from our neighbour.
  • Il fatto che ci siamo trovati in un circo mi suggerisce che è importante mettersi in gioco come fanno i protagonisti del circo, giocarsi la vita  per essere di aiuto agli altri.
  • J’ai beaucoup apprécié ce moment à Munich. Maintenant avec toute l’équipe de Lyon nous nous engageons à diffuser ce que nous avons vécu. Bien avec chacun.
  • Insgesamt bin ich sehr dankbar für die Erfahrung der Veranstaltung in München und trage die Erlebnisse und Begegnungen noch lebendig in mir. Vor allem verbinde ich mich im Gebet Tag für Tag weiterhin mit allen, die dort waren, und habe die Hoffnung, dass das Wunder der Einheit der Kirchen eines Tages von Gott geschenkt wird. (…) Für alles, was bei der Kundgebung am Stachus auf der Bühne geboten wurde, kann ich nur meine Anerkennung aussprechen.
  • Anche l’aprire e chiudere l’ombrello (…) non ha distolto da un clima di unità, di gioia, di profondità che ho avvertito. Mi è sembrata la manifestazione della speranza.
München 2016 – Miteinander für Europa
Begegnung – Versöhnung – Zukunft

ErfülltFrei Mutig

Erfüllt
Erfülltes Sein
Seine göttliche Liebe
Liebe verschleiert durch Nebel
Nebel ausgelöst durch das Ego
Ego erkennen im Nichtsein
Nichtsein schenkt Begegnung
Begegnung erfüllt
Erfüllung

Frei
Freie Begegnung
Begegnung mit Freude
Freude erstickt durch Trennung
Trennung in spaltenden tiefen Abgründen
Abgründe hinabsteigen einfühlsam vertrauensvoll
Vertrauensvolle behutsame Versöhnung
Versöhnung befreit
Freiheit

Mutig
mutige Versöhnung
Versöhnung erkennt Unterschiedlichkeit
Unterschiedlichkeit übersetzen in Vielfalt
Vielfalt achtsam bewahren in Einheit
Einheit erhellt öffnet Gemeinsamkeit
Gemeinsamkeit stärkt Zukunft
Zukunft mutvoll
Mut
(Elisabeth Stifter, Juli 2016 – Graz)

Live aus München – 3. Tag

„Ja zu Brücken der Barmherzigkeit. Ja zur Entdeckung des Anderen und seines Reichtums. Ja zur Erkenntnis, dass wir wirklich „eins“ sind, dass eine Einheit und Geschwisterlichkeit existiert, für die gearbeitet werden muss und für die Wege gefunden werden müssen, um die vielen trennenden Mauern der Feindschaft niederzureißen “. Die Worte von Andrea Riccardi (Gründer der Comunità Sant’Egidio) gelesen von Marco Impagliazzo, dem derzeitigen Präsidenten, drückte den Geist und den Einsatz der 5000 Anwesenden auf dem Karlsplatz (Stachus) in München am 2 Juli, anlässlich der abschließenden Kundgebung von Miteinander für Europa, Edition 2016, ganz richtig aus.

Das Programm entwickelte sich anhand von vier Themen: Einheit ist möglich; Versöhnung eröffnet Zukunft; eine Kultur der Beziehung und der Barmherzigkeit; Sendung und Zukunft. Maria Voce, Präsidentin der Fokolar-Bewegung, formulierte in ihrer Rede ein feierliches Versprechen: „Wir hier verpflichten uns heute, Werkzeuge dieser Wende, Werkzeuge einer neuen Vision von Europa zu sein, Werkzeuge, damit der Weg zur Einheit beschleunigt werde. Wir tun es, indem wir mit allen Männern und Frauen unseres Planeten in einen tiefgehenden Dialog zu treten suchen.“ Groß war die Freude über die beiden Videobotschaften von Papst Franziskus un vom Ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel, Bartholomäus I.Nach Zeugnissen der Versöhnung zwischen Kirchen und Gemeinschaften betonte Gerhard Pross vom Leitungskomitee von Miteinander für Europa: „Auch wenn wir verschieden sind und bleiben, wollen wir in Einheit leben, diese mit unserer Verschiedenheit anreichern und unsere Städte und ganz Europa damit anstecken.“

Kardinal Kurt Koch, Vorsitzender des Päpstlichen Rats zur Förderung der Einheit der Christen (Rom) erklärte, dass zwischen ihm und Bischof Frank Otfried July, Vize-Präsident des Lutherischen Weltbundes, ein Netz der Freundschaft entstanden ist: „Es gibt viele Erfahrungen, die wir gemeinsam als eine Kirche leben: Lasst uns für die Flüchtlinge arbeiten, zusammen beten, Christus wieder ins Zentrum von Europa rücken“. Der rumänische-orthodoxe Metropolit für Deutschland, Zentral- und Nordeuropa Seraphim Joanta (Nürnberg) teilte mit den Anwesenden Freud und Leid: „Die größten Leiden sind die fundamentalistischen Kreise in den Kirchen, die riskieren, die Versuche der Einheit unter den Christen zu zerstören. Außerdem fehlen die Jugendlichen in unserer Kirche. Aber wir lassen uns nicht entmutigen und vertrauen auf Christus und diesem Netz der Geschwisterlichkeit“. Rührend und prophetisch war der Moment, in dem verschiedene Vertreter der christlichen Kirchen und Bewegungen gemeinsam das Vater Unser laut beteten: „Es ist ein prophetisches Zeichen der Versöhnung und Vergebung“ – erklärte Rev. Olav Fykse Tveit, Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen – „ein Zeichen, das wir nicht mehr missen wollen“.

Stark und voller Hoffnung war die Stimme der Jugendlichen: „Ich träume von einem freundschaftlichen und weniger individualistischen Europa“, sagte Maria aus der Tschechischen Republik – „Europa beginnt bei mir, denn ich bin Europa“.

„Miteinander” ist eines der Schlüsselwörter von Miteinander für Europa: „2017 wird das Reformationsjubiläum sein“ – erklärte Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, Ratsvorsitzender der EKD – „und wir wollen es zusammen mit der evangelischen und katholischen Kirche feiern“. Und Kardinal Reinhard Marx, Vorsitzender der deutschen Bischofskonferenz sagte: „Wir müssen die Zeichen der Einheit, die wir bereits leben, erkennen; wir sind nicht getrennt; lasst uns Christus gemeinsam bezeugen“.

Die Schlussbotschaft, die von allen Leitern der Gemeinschaften und Bewegungen vorgelesen wurde, bringt die Früchte des bereits zurückgelegten Weges sowie die zukünftigen Schritte zum Ausdruck: „Europa darf nicht zur Festung werden und neue Grenzen errichten. Zum Miteinander gibt es keine Alternative. Wir bitten alle Christen (…) Trennungen zu überwinden. Unsere Verpflichtung: wir leben mit dem Evangelium von Jesus Christus und bezeugen es in Wort und Tat. Wir setzen uns dafür ein, dass Mitmenschlichkeit und Frieden auf der Welt wachsen.”

Live aus München – 2. Tag

Maria Voce, Präsidentin der Fokolar-Bewegung, hat den zweiten Kongresstag eröffnet: “Europa durchlebt die Nacht seiner Prinzipien, seiner Rolle in der Welt, die Nacht seiner Träume (…) Miteinander für Europa kann – so meinen wir – einzelne Menschen wie diejenigen, die sich zusammengeschlossen haben, in ihrem Einsatz für ein freies, versöhntes, demokratisches, solidarisches und geschwisterliches Europa inspirieren. Dann kann es für den Rest der Menschheit Geschenk sein.”

Steffen Kern vom Evangelischen Gemeinschaftsverband Württemberg: “Worin liegt für uns Christen die Hoffnung? Es braucht Verantwortungsbewusstsein; wir müssen das Leid und die Dunkelheit unser Städte auf uns nehmen. Wir haben in Stuttgart das “Haus der Hoffnung” gegründet, das Frauen und Menschen, die alleine sind, aufnimmt. Damit möchten wir bezeugen, dass Gott niemanden im Stich lässt”. Thomas Römer (CVJM München) erklärt: „Die Stärke unseres Kontinents liegt in Christus und in seinem Evangelium. Jesus ist auch in den Unwettern da, wir müssen nur glauben. Er ist ins Boot gestiegen um uns zu retten.“

Am Nachmittag hat Miteinander für Europa vielfältige Gelegenheiten zum Dialog, Gespräch und Projektvorstellungen angeboten.

Im Podiumsgespräch „Christen und Muslime im Dialog“ wurde der Wunsch deutlich einander tiefer kennenzulernen, sich zu begegnen und zusammenzuarbeiten, um sich gemeinsam den sozialen und kulturellen Herausforderungen unserer Zeit zu stellen. Pasquale Ferrara, frisch ernannter italienischer Botschafter in Algeri betonte, dass Dialog nicht von Kulturen oder Religionen geführt wird, sondern von Menschen. Man sollte immer konkret und realistisch sein. Imam Batzami hat alle eingeladen, sich zu begegnen und kennenzulernen. Viele Ideen und Projekte sind aus der Debatte zwischen der Religionsphilosophin Beate Beckmann-Zöller, Dr. Thomas Amberg aus der evangelischen Kirche und dem französischen Bischof M. Dubost entstanden. „Das Heilmittel für die Trennung zwischen Christen und Muslimen ist die Anerkennung des Anderen als Bruder/Schwester“, erklärte Gérard Testard (Efesia, Frankreich).

Im Podium „Wege zu einem nachhaltigen Europa“ haben Kardinal Turkson, der Umweltingenieur Daniele Renzi, Hans-Herman Böhm und andere Experten angeregt, der Einladung von Papst Franziskus zu einer ernsthaften und offenen Debatte über den Klimawandel und deren ökologischen Folgen nachzukommen: „Wissenschaft und Religion sollten miteinander in Dialog treten“ – betonte Kardinal Turkson – „um in der Gesellschaft gemeinsam einen Beitrag zu leisten“.
„Martyrium – das schwierige Zeugnis der Christen in unserer Zeit“ war der Titel eines weiteren Podiums. Unter den Referenten war es Michael Brand, MdB, der in Bezug auf die schwierige Situation im heutigen Europa an einen Satz des heiligen Bonifatius erinnerte: „Wir wollen nicht wie stumme Hunde sein!“. „Persönlich bin ich der Meinung, dass wir von außen durch den Terrorismus und von innen durch den aggressiven Säkularismus bedroht werden. Ich habe weniger Angst vor der Islamisierung Europas, als vor dem Schwinden des christlichen Glauben“.

Papst Franziskus erhält den europäischen Karlspreis

Vor den hohen Gästen, die am 6. Mai 2016 in der festlichen Sala Regia im Vatikan zusammengekommen sind, widmet Papst Franziskus den ehrenvollen Karlspreis Europa, um „einen neuen kräftigen Schwung für diesen geliebten Kontinent herbeizuwünschen“.

Ja, Europa hat durch seine jüngste Geschichte erneut die Aufmerksamkeit der Welt auf sich gezogen, mit nicht wenig Anlass zur Sorge. „Was ist mit dir los, Europa?“ hallt  die beunruhigende Frage bei den Anwesenden wider.

Uns scheint, dass Europa an diesem Tag ein Art „Magna Charta“ erhalten hat. Die Schlüsselworte „Integration, Dialog, etwas hervorbringen“ rufen zu einer Aktualisierung der Vorstellung von Europa auf. Mit der bevorstehenden Großveranstaltung „Miteinander für Europa“ im Juni/Juli 2016 in München, möchten auch wir unseren Beitrag geben und bezeugen, dass „Integration“ eine BEGEGNUNG voraussetzt, dass für „Dialog“ VERSÖHNUNG notwendig ist und dass es ohne etwas „hervorzubringen“ keine ZUKUNFT gibt.  

Am Verleihungstag des Karlspreises schien die Sala Regia im Vatikan von einer Atmosphäre der Gelassenheit, gegenseitiger Unterstützung und Hoffnung für die Zukunft geprägt. Man konnte sie auch durch kleine, geschwisterliche Gesten zwischen den Gästen wahrnehmen.

Vielleicht liegt es auch an uns, dass der Mut, der bei dieser Gelegenheit zutage kam, nicht schnell wieder vergeht, sondern dazu anregt, gemeinsam mit vielen Menschen daran zu glauben, dass ein Traum wahr wird, der nicht nur der Traum eines Papstes bleiben darf.

Text der Ansprache von Papst Franziskus> 

Foto: Andreas Herrmann