Live aus München – 3. Tag

von | Juli 2, 2016

„Ja zu Brücken der Barmherzigkeit. Ja zur Entdeckung des Anderen und seines Reichtums. Ja zur Erkenntnis, dass wir wirklich „eins“ sind, dass eine Einheit und Geschwisterlichkeit existiert, für die gearbeitet werden muss und für die Wege gefunden werden müssen, um die vielen trennenden Mauern der Feindschaft niederzureißen “. Die Worte von Andrea Riccardi (Gründer der Comunità Sant’Egidio) […]

„Ja zu Brücken der Barmherzigkeit. Ja zur Entdeckung des Anderen und seines Reichtums. Ja zur Erkenntnis, dass wir wirklich „eins“ sind, dass eine Einheit und Geschwisterlichkeit existiert, für die gearbeitet werden muss und für die Wege gefunden werden müssen, um die vielen trennenden Mauern der Feindschaft niederzureißen “. Die Worte von Andrea Riccardi (Gründer der Comunità Sant’Egidio) gelesen von Marco Impagliazzo, dem derzeitigen Präsidenten, drückte den Geist und den Einsatz der 5000 Anwesenden auf dem Karlsplatz (Stachus) in München am 2 Juli, anlässlich der abschließenden Kundgebung von Miteinander für Europa, Edition 2016, ganz richtig aus.

Das Programm entwickelte sich anhand von vier Themen: Einheit ist möglich; Versöhnung eröffnet Zukunft; eine Kultur der Beziehung und der Barmherzigkeit; Sendung und Zukunft. Maria Voce, Präsidentin der Fokolar-Bewegung, formulierte in ihrer Rede ein feierliches Versprechen: „Wir hier verpflichten uns heute, Werkzeuge dieser Wende, Werkzeuge einer neuen Vision von Europa zu sein, Werkzeuge, damit der Weg zur Einheit beschleunigt werde. Wir tun es, indem wir mit allen Männern und Frauen unseres Planeten in einen tiefgehenden Dialog zu treten suchen.“ Groß war die Freude über die beiden Videobotschaften von Papst Franziskus un vom Ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel, Bartholomäus I.Nach Zeugnissen der Versöhnung zwischen Kirchen und Gemeinschaften betonte Gerhard Pross vom Leitungskomitee von Miteinander für Europa: „Auch wenn wir verschieden sind und bleiben, wollen wir in Einheit leben, diese mit unserer Verschiedenheit anreichern und unsere Städte und ganz Europa damit anstecken.“

Kardinal Kurt Koch, Vorsitzender des Päpstlichen Rats zur Förderung der Einheit der Christen (Rom) erklärte, dass zwischen ihm und Bischof Frank Otfried July, Vize-Präsident des Lutherischen Weltbundes, ein Netz der Freundschaft entstanden ist: „Es gibt viele Erfahrungen, die wir gemeinsam als eine Kirche leben: Lasst uns für die Flüchtlinge arbeiten, zusammen beten, Christus wieder ins Zentrum von Europa rücken“. Der rumänische-orthodoxe Metropolit für Deutschland, Zentral- und Nordeuropa Seraphim Joanta (Nürnberg) teilte mit den Anwesenden Freud und Leid: „Die größten Leiden sind die fundamentalistischen Kreise in den Kirchen, die riskieren, die Versuche der Einheit unter den Christen zu zerstören. Außerdem fehlen die Jugendlichen in unserer Kirche. Aber wir lassen uns nicht entmutigen und vertrauen auf Christus und diesem Netz der Geschwisterlichkeit“. Rührend und prophetisch war der Moment, in dem verschiedene Vertreter der christlichen Kirchen und Bewegungen gemeinsam das Vater Unser laut beteten: „Es ist ein prophetisches Zeichen der Versöhnung und Vergebung“ – erklärte Rev. Olav Fykse Tveit, Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen – „ein Zeichen, das wir nicht mehr missen wollen“.

Stark und voller Hoffnung war die Stimme der Jugendlichen: „Ich träume von einem freundschaftlichen und weniger individualistischen Europa“, sagte Maria aus der Tschechischen Republik – „Europa beginnt bei mir, denn ich bin Europa“.

„Miteinander“ ist eines der Schlüsselwörter von Miteinander für Europa: „2017 wird das Reformationsjubiläum sein“ – erklärte Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, Ratsvorsitzender der EKD – „und wir wollen es zusammen mit der evangelischen und katholischen Kirche feiern“. Und Kardinal Reinhard Marx, Vorsitzender der deutschen Bischofskonferenz sagte: „Wir müssen die Zeichen der Einheit, die wir bereits leben, erkennen; wir sind nicht getrennt; lasst uns Christus gemeinsam bezeugen“.

Die Schlussbotschaft, die von allen Leitern der Gemeinschaften und Bewegungen vorgelesen wurde, bringt die Früchte des bereits zurückgelegten Weges sowie die zukünftigen Schritte zum Ausdruck: „Europa darf nicht zur Festung werden und neue Grenzen errichten. Zum Miteinander gibt es keine Alternative. Wir bitten alle Christen (…) Trennungen zu überwinden. Unsere Verpflichtung: wir leben mit dem Evangelium von Jesus Christus und bezeugen es in Wort und Tat. Wir setzen uns dafür ein, dass Mitmenschlichkeit und Frieden auf der Welt wachsen.“

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